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Die 22 (bislang) denkwürdigsten Momente des Kinojahres 2013 (2/2)

Achtung Spoilergefahr!

10. Stoker

Sowohl das erotische und inzestuöse Klavierduett zwischen India (Mia Wasikowska) und ihrem Onkel Charlie (Matthew Goode), als auch die Szene, in welcher sich die mit Blut und Dreck beschmutzte India unter der Dusche selbst befriedigt, nachdem ihr Onkel einen ihrer Klassenkameraden (Alden Ehrenreich) getötet hat, der im Begriff war, sie zu vergewaltigen, zählen zu den eindrucksvollsten Momenten des Films. Bei aller visueller Brillanz, Poetik und Metaphorik, die in Park Chan-wooks düster morbidem Märchen vorherrscht, gestaltet es sich zwar fast unmöglich, überhaupt irgendwie differenzieren zu können, welche Szenen nun lediglich gut und welche herausragend sind, doch diese beiden gehören mit Sicherheit zur letztgenannten Kategorie in Chan-wooks enigmatischer und sexuell aufgeladener Coming-of-Age Story.

11. To the Wonder

Okay, ich mache es mir bei Terrence Malicks neuem Film an dieser Stelle einmal sehr einfach. Der ganze Film ist denkwürdig – oder eben auch nicht. Ich kann mich an kein einziges Zitat erinnern, aber an so viele Momente, die wahrhaftig von der Liebe erzählen. In Erinnerung blieb mir aber vor allem eine ganz spezielle Szene, die sich wohl auch als eine der Schlüsselszenen des auf Zelluloid gebannten Gedichts ausmachen lässt: wenn Neil (Ben Affleck) erkennt, dass das Grundwasser einer Vorstadtsiedlung verschmutzt ist und das Leben der Bewohner bereits an der Wurzel angreift und negativ beeinflusst. Got it? Of course, you did. Vielleicht (zu) simpel in seiner Metaphorik, vielleicht genau richtig. Ein filmisches Experiment, das man entweder mag oder nicht.

12. Man of Steel

Wer in unseren Podcast reingehört hat, der dürfte bereits an dieser Stelle wissen, dass ich ein Riesenfan des neusten Zack-Snyder-Films bin. Drei Mal habe ich mir den Film im Kino angeschaut, in sämtlichen Fassungen (2D, 3D, OV). Und ich liebe den Film immer noch. Als Fanboy muss ich mich echt zusammenreißen, nur drei denkwürdige Momente für diese Liste auszuwählen. Das Rennen machen dann hierbei folgende Szenen.

Zum Ersten:

Der junge Clark Kent (Cooper Timberline) hat sich im Abstellraum seiner Schule eingesperrt, weil er beginnt, seine Fähigkeiten (Röntgenblick, Laserblick) zu entdecken und damit psychisch nicht zurechtkommt. Schüler und Lehrerin halten ihn für sonderbar, niemanden lässt er an sich heran. Bis plötzlich seine menschliche Ziehmutter Martha (Diane Lane) auftaucht und ihn beruhigt. Sie beginnt mit ihm zu sprechen und schafft es so, wieder Zugang zu dem Jungen zu finden.

“The world is too big, Mom.“

“Then make it small. Focus on my voice. Pretend it’s an island out in the ocean. Can you see it?.”

“I see it.”

Dreimal gesehen. Dreimal Tränen in den Augen.

Zum Zweiten:

Clark und General Zod (Michael Shannon) kämpfen gegeneinander. Sie ringen miteinander und um das Schicksal der Welt. Eine Familie rückt ins Zentrum der Auseinandersetzung als Zod droht, sie mit seinem Laserblick zu töten. „Stop it!!!“ „Never!“ Clark weiß, dass es nur einen Ausweg gibt und bricht ihm das Genick. Danach sackt er schreiend und weinend in den Armen von Lois Lane (Amy Adams) zusammen. Alles, was von Krypton übrig bleibt, ist Kal-El. Er hat die Zukunft seines Volkes besiegelt. Er ist ganz allein. Und er hat zum ersten Mal jemanden getötet. Wenn das kein verdammt denkwürdiger Moment ist, dann weiß ich es auch nicht.

Zum Dritten:

Superman hat die Welt gerettet. Und nun beginnt seine Karriere als Journalist beim „Daily Planet“. Im Büro wird er von Perry White (Laurence Fishburne) und all den anderen empfangen. Auch Lois Lane ist dabei und soll Clark alles zeigen. Sie begrüßt ihn mit folgenden doppeldeutigen Worten:

„Welcome to the Planet.“

Und Clark antwortet:

„Glad to be here, Lois.“

Der wundervollste Dialog des Films. Natürlich am brillantesten in der Originalversion.

13. Ich – Einfach unverbesserlich 2

Mein Gott, was hab ich gelacht bei diesem Film. Natürlich ist die Handlung nur rudimentär und lediglich Mittel zum Zweck, aber wenn der Zweck darin besteht, dass die „knuffige Chaos-Kompanie“ (danke, Jakob, diese Formulierung ringt mir immer wieder ein Schmunzeln ab) – die Minions – mal wieder ein heilloses Slapstick-Durcheinander fabrizieren, dann ist das digital gewordene Anarchie mit maximalem Knuffigkeitsfaktor. Das freut die Kids und alle Junggebliebenen. Und auch wenn die Gesangseinlagen am Schluss schlicht und ergreifend genial sind, gibt es trotzdem eine Szene, die aus diesem Kinojahr einfach nicht mehr wegzudenken ist. Zwei Worte: BEE DO! In der betreffenden Szene geschieht folgendes: Der nun wieder resozialisierte Superschurke Gru (Oliver Rohrbeck) hat sich in die Agentin Lucy Wilde (Martina Hill) verliebt und übt nun gemeinsam mit einem seiner gelben Mini-Helferlein für den Ernstfall. Und zwar ein Telefonat, bei dem er Lucy um ein Rendezvous bitten möchte. Dank eher negativer Resonanz und ziemlichem Lampenfieber rastet Gru allerdings recht schnell aus und vernichtet sein Telefon mittels obligatorischem Schurken-Equipment: in diesem Fall einem Flammenwerfer. Daraufhin crashen drei unbeholfene Möchtegern-Feuerwehr-Minions in Grus Büro und richten nur noch mehr Schaden an. Der Brand wird allerdings auch noch irgendwie gelöscht. Highlight der Szene ist aber der Signalleuchten-Minion, der eigentlich nur zwei Aufgaben erfüllt: blinken und das Martinshorn mittels BEE-DO-BEE-DO-Rufen imitieren. Herrlich.


14. Pacific Rim

Von Menschen gesteuerte gigantische Roboter werden in einen fast aussichtlosen Krieg gegen Monster geschickt, die einer Dimensionsspalte im Pazifik entspringen und drohen, die ganze Erde zu zerstören. High Concept at its very best und das sage ich hierbei vollkommen ohne Ironie. Die denkwürdigste Szene inmitten des brillanten Monster-vs.-Machine-Clashs ist die, in der Mako (Rinku Kikuchi) und Raleigh (Charlie Hunnam) mit ihrem Jaeger/Roboter namens Gipsy Danger zum ersten Mal aktiv ins Schlachtgetümmel eingreifen müssen. Nachdem sie ein Kaiju genanntes Ungetüm bereits bezwungen haben, tun sie sich beim nächsten wesentlich schwerer. Diesem gelingt es sogar, das Team nicht nur an den Rand der Erdatmosphäre, sondern auch an den Rand einer Niederlage zu bringen. Doch Mako und Raleigh fighten bis zum bitteren Ende und bis zu dem Punkt, als Mako die rettende Idee hat:

Raleigh: “Temperature’s dropping! We’re losing oxygen! Both plasma cannons are shot! We’re out of options, Mako!“

Mako: “No, there is still something left.”

“SWORD DEPLOYMENT.”

Mako: “For my family!”

Ein verdammtes SCHWERT!!! Hell yeah!!! Selten hab ich eine Szene im Kino so abgefeiert wie diese. Mindestens genau so over the top wie die im letzten Artikel erwähnte „Fast and Furious 6“-Szene. Bei einer möglichen Fortsetzung hätte ich gerne einen Bogen. Ja, einen BOGEN. Das wäre edel. Listen up, Guillermo.

15. Die Monster Uni

Pixars neuster Streich ist sicherlich noch ein guter Animationsfilm geworden, aber nicht das erwartete Meisterwerk, denn dem Endprodukt fehlt es dafür einfach zu sehr an Spritzigkeit, auch wenn es immer noch ein paar sehr lustige oder auch emotionale Momente zu bestaunen gibt. Für einen Film der Marke Pixar bleibt das Gesamtergebnis lediglich solide. Das tatsächliche Meisterwerk gibt es vor Beginn des Hauptfilms zu bestaunen. Denn bei Disney-Animationsfilmen gehört es nun schon seit Jahren zum guten Ton, dass ein hochklassiger Kurzfilm vor dem eigentlichen Film gezeigt wird. Im Falle von „Die Monster Uni“ ist dies „Der blaue Regenschirm“. Der Film kommt wie die anderen Pixar-/Disney-Kurzfilme ganz ohne Dialoge aus, ist großartig animiert und herzberührend. Ein heißer Anwärter auf den Kurzfilmoscar.


16. Das ist das Ende

…und der lustigste Film des Jahres!!! Einziges Problem dabei: man muss halt auf den Humor stehen. Tut man das, kann man sich auch darüber kaputtlachen, wie sich Danny McBride und James Franco lautstark über Pornohefte und Masturbieren streiten. „Wer kauft denn heutzutage noch Pornohefte?“ „Ich lese gerne!“ Wer hier keine Lachkrämpfe bekommt, dem ist nicht zu helfen. Der nachfolgende Clip zeigt einen Ausschnitt aus besagtem Dialog.

17. Frances Ha

Ich habe es bereits in meiner Review anklingen lassen: Baumbach und Gerwig haben es geschafft, das Lebensgefühl einer Generation in wundervollen Schwarzweiß-Bildern einzufangen. Denkwürdig und brillant wegen der Summe seiner Einzelteile, die im grandiosen Finale kulminieren. Warum eigentlich Frances Ha? Soll das etwa der Nachname sein? Fehlt da nicht noch was? Findet es heraus.

Autor: Markus Schu

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