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Zensur? Gedanken zur Freiheit der Kunst und dem Verhalten der BBC

John Cleese als Basil Fawlty in „Fawlty Towers“ © BBC

Zensur – das ist ein schweres Wort. Und doch lassen sich einige mediale Vorgänge, die in den jüngsten Tagen und Wochen vor sich gehen, nicht anders bezeichnen. Fernsehsender und Streamingdienste entfernen Filme und Folgen von TV-Serien aus ihren Mediatheken oder ihrem Programm, um Vorwürfen des Rassismus zu entgehen. Zuerst war die britische Sitcom Little Britain (GB 2003-2007) simultan und vollständig von Netflix sowie den beiden britischen Streamingdiensten BritBox (ein Gemeinschaftsprojekt der britischen BBC und ITV) und BBC iPlayer entfernt worden. Der Anlass hierfür waren Blackfacing-Darstellungen (weiße Darsteller spielen schwarze Personen) in mehreren Folgen. Die Zeiten hätten sich geändert, hieß es dazu von der BBC. Die Nachfolgeserie der beiden Komiker hinter Little Britain, Matt Lucas und David Walliams, die Mockumentary-Comedy Come Fly With Me (GB 2010-2011) verschwand ebenfalls von Netflix. BritBox hatte diese Show bereits vor einigen Monaten entfernt, auf BBC iPlayer war sie von vornherein nicht zu sehen. In den USA nahm vor kurzem der Streamingdienst HBO Max den Filmklassiker Gone With the Wind (Vom Winde verweht, USA 1939) aus seinem Programm. In einem Statement hieß es, der Film bebildere rassistische Vorurteile, würde jedoch in der Zukunft wieder zur Verfügung stehen, dann allerdings versehen mit einer entsprechenden Diskussion, die für eine historische Kontextualisierung sorgen solle. Immerhin. Nun der jüngste Fall: Die BBC entfernte auf UKTV, einem weiteren ihrer Streamingdienste, die wohl bekannteste Folge der von Connie Booth und Monty-Python-Mitglied John Cleese entwickelten TV-Serie Fawlty Towers (GB 1975-1979), „The Germans“, wobei jenseits der Aussage, die Folge enthalte rassistische Beleidigungen, keine genaueren Angaben zu den Gründen gemacht wurden.

Natürlich ist das keine staatliche Zensur, so wie es jetzt vermutlich Rechtswissenschaftler einwenden würden. Es handelt sich um Selbstzensur, gewiss, aber Zensur nichtsdestoweniger. Im Statement von UKTV zur Entfernung der Fawlty-Towers-Folge findet sich eine verräterische Aussage: Man wolle sicherstellen, dass „our channels meet the expectations of our audience.“ Auf Deutsch: dass die Sender die Erwartungen des Publikums einhalten/erfüllen. Die Frage, wie auf diese Weise ein für die Kunst typisches und notwendiges Austesten und Verschieben von Grenzen (geschweige denn vernünftiger Journalismus) möglich sein soll, stellt sich den Verantwortlichen offensichtlich nicht. Doch wenn man sich stets nur nach den Erwartungen des Publikums richtet, verkommt man zum Diener der Masse. Wenn man nur das zeigt, was kollektiv anerkannt wird, dann ist ein kritisches Hinterfragen und Reflektieren von Gesellschaft nicht mehr möglich. Denn dann bleibt ein geschlossenes Weltbild stets geschlossen, da alles, was von außen herangetragen werden könnte (alternative Ideen, Weltentwürfe, Arten des Denkens, Argumentationsstrukturen), logischerweise nicht den (bereits bestehenden) Erwartungen entsprechen kann.

Was der genaue Grund für die Entfernung von „The Germans“ war, darüber kann – wie gesagt – nur spekuliert werden. Doch gibt es in besagter Folge einen Moment, in welchem der etwas senile und reaktionäre Hotel-Dauergast Major Gowen dem von John Cleese gespielten Hotelchef Basil Fawlty von einer Frau erzählt, die er einst getroffen hatte und die (bei einem Sportereignis) von Indern als „niggers“ gesprochen hatte. Die Antwort von Gowen: „No, no, no, no, no, I said. Niggers are the West Indians. These people are wogs.“ Dieser Moment ist zum einen kaum ins Deutsche zu übersetzen („wogs“ ist ein diskriminierender Terminus für Menschen aus Nordafrika, Indien, dem mittleren Osten oder der Mittelmeergegend) und zum anderen ohne den Kontext der Serie nicht vollends zu verstehen. Doch wird durchaus auch in diesem kurzen Auszug der dahinterstehende Humor deutlich: Zunächst glaubt man, der Major würde die Frau für ihren unangemessenen Sprachgebrauch kritisieren („No, no, no, no, no, I said“). Doch stattdessen steigert er das Ganze und beginnt, abstruse rassistische Unterscheidungen aufzumachen. Ganz offensichtlich (insbesondere dann, wenn man den Rest der Serie kennt) entspricht dies dem Weltbild und den Ansichten der Figur. In einer weiteren Szene wird Basil Fawlty nach einem Unfall ins Krankenhaus gebracht, wo er offenkundig schockiert davon ist, dass ihn ein schwarzer Arzt behandelt. Beide Momente könnten Gründe für die Entscheidung von UKTV sein, die Folge aus dem Programm zu nehmen.

Es ist eine fatale Entscheidung, die auf einer vollkommenen Unfähigkeit der Verantwortlichen basiert, den Kontext und die Intention eines solchen künstlerischen Erzeugnisses zu erkennen. Denn natürlich sind weder Cleese und Booth, die Macher/Autoren der Serie noch die Serie selbst rassistisch (wie bereits 2013 in einem hier zu findenden Artikel des The Guardian dargelegt wurde, der sich mit der damaligen Entscheidung der BBC befasste, die Folge auch im linearen Fernsehen nur noch geschnitten zu zeigen). Vielmehr bebildert die Serie schlicht einen rassistischen Charakter, der genau deswegen zur Zielscheibe des Humors wird. Der Kontext, in dem das Ganze geäußert wird (eine rassistische Figur in einem anderweitig nicht-rassistischen Umfeld) spielt für die BBC daher offensichtlich ebenso keine Rolle wie die Intention (worum ging es der Serie in diesem Moment). Das Gleiche gilt für den Moment im Krankenhaus: Auch wenn Basil Fawlty die Hauptfigur der Serie darstellt, so ist er doch keinesfalls deren Sympathieträger – es wäre zu diskutieren, ob es einen solchen in Fawlty Towers überhaupt gibt. Vielmehr ist er ein cholerischer, unfreundlicher, rüpelhafter und latent unfähiger Hotelchef; auch hier sind es ebenjene negativen Eigenschaften, die erst die Quelle des Humors darstellen. Somit ist seine Reaktion auf einen Arzt mit schwarzer Hautfarbe weder als nachahmenswert noch als vernünftig zu lesen, sondern vielmehr als kritischer Verweis auf einen generell-unterschwelligen Rassismus der Mittelschicht.

John Cleese als Basil Fawlty und Ballard Berkeley als Major Gowen in „Fawlty Towers“ © BBC

Doch eine solche intellektuelle Abstraktionsleistung kann dem Publikum heutzutage offensichtlich nicht mehr zugemutet werden, stattdessen gilt das Filmbild als sein eigenes Signifikat. Heißt: Eine tiefergehende Bedeutung wird ihm abgesprochen, die Oberfläche wird als einzige Bedeutungsebene zugelassen. Ohne Kontextualisierung oder reflektierende Betrachtung wird die partikulare Äußerung stellvertretend als Träger einer rassistischen Haltung des Ganzen (die Folge bzw. die Serie) betrachtet: Das Zeigen ersetzt das Bewerten. Konsequenterweise – und etwas überspitzt – müssten damit etliche anti-rassistische Spielfilme aus dem Programm genommen werden, sofern generell in ihnen rassistische Äußerungen durch rassistische Charaktere vorkommen, unabhängig davon, dass entsprechende Filme sich im Endeffekt (bei Betrachtung des Gesamtkontextes) natürlich nicht affirmativ dazu verhalten. Dass „The Germans“ – wie es der Name der Folge nahelegt – übrigens aktiv und nachhaltig (und auf hochgradig hintergründige und lustige Weise) hauptsächlich Deutsche zum Ziel des Spotts macht, scheint interessanterweise jedoch niemanden zu stören (ebenso wie es niemanden zu stören scheint, dass sich Little Britain mit eingehender Hilfe von Stereotypen wiederholt über die gesellschaftliche Unterschicht lustig macht).

Kunst muss alles dürfen können und auch Satire als Unterkategorie von Kunst muss alles dürfen können. Um zum zuvor angesprochenen Zensurbegriff zurückzukommen: Natürlich wird Fawlty Towers nicht vonseiten der britischen Regierung verboten, natürlich gibt es die Serie auf DVD und Blu-ray – allerdings schossen nach der Ankündigung der BBC, die Folge zu entfernen, die Verkaufszahlen beider Medien auf Amazon UK derart in die Höhe, dass sämtliche Ausgaben nach kurzer Zeit nicht mehr verfügbar waren. Doch braucht Kunst eine Plattform, auf der sie rezipiert werden kann. Was die BBC nun effektiv mitteilt, ist: „Kunst darf alles, nur nicht bei uns.“ Wenn bereits mehrere Plattformen sich einem solch freiheitlichen Kunstbegriff nicht mehr anschließen wollen, weil sie Angst vor dem digitalen Mob haben und zusätzlich den Menschen die Möglichkeit genommen wird, kulturelle Erzeugnisse für das Heimkino zu erwerben, dann verschwindet mit der Zeit ein zentraler Teil dessen, was die viel beschworenen „westlichen Werte“ ausgemacht hat: Das Recht und die Freiheit, sich künstlerisch (wie auch mit Blick auf Meinungsäußerungen) nicht beschränken zu müssen. Nun muss man Fawlty Towers (wie auch Little Britain) nicht lustig finden, man kann gewisse Entscheidungen als geschmacklos ansehen und man darf sie kritisieren, keine Frage. Wenn aber einem gewissen Dinge nicht passen, dann ist die einfachste Lösung: es selber nicht zu schauen. Und wenn man vorher nicht weiß, dass bestimmte Dinge für die eigene Wahrnehmung problematisch oder schwierig sein können, dann muss in alle Deutlichkeit gesagt werden, dass es schlichtweg kein Recht auf eine Sichtung von TV-Serien (oder Filmen) ohne mögliche soziale Unregelmäßigkeiten gibt. Auch fehlt eine gemeinsame argumentative Basis: Ein medialer Inhalt, den die einen bereits als rassistisch benennen, kann für die anderen als völlig unproblematisch durchgehen und muss auch keinerlei negative Auswirkungen auf die eigene Geisteshaltung haben. Hier äußert sich noch ein Problem des Vorgehens von Netflix und der BBC: Sie haben die TV-Serien ohne jeden Diskurs und ohne jede Debatte entfernt. Sie haben paternalistisch entschieden, was sozial akzeptabel ist und was nicht. Sie haben sich in die Position eines Erziehers aufgeschwungen, der im Alleingang bestimmte Formen der Kunst (in diesem Fall der Comedy) als nicht mehr angebracht markiert. Sie haben eine bestimmte Form der individuellen Wahrnehmung undifferenziert zu einer kollektiv wirksamen Position verallgemeinert. Das ist das Zensorische und das ist das letztlich gar Despotische an der Sache.

Denn dass das Verhalten der BBC und von Netflix solchen Menschen sauer aufstoßen könnte, die nicht bereit sind, grundlegende und über Jahrhunderte erkämpfte gesellschaftliche Freiheiten mal eben einer neu entdeckten kulturellen Oberflächlichkeit zu opfern, scheint hingegen vollkommen unproblematisch zu sein. Mit anderen Worten: Um eine laut schreiende Gruppe zufriedenzustellen, die über eine schwammige Artikulation ihres eigenen partikularen Befindens argumentativ nicht hinauskommt, brüskieren die Mediengiganten schlicht eine andere Gruppe, die fundamentale Freiheiten wertschätzt und noch in der Lage ist, eigene Empfindungen auf der Basis eines gemeinschaftlichen Diskurses zu abstrahieren. Diese Entscheidung der BBC hat auch nichts mit einem im Lichte der momentanen Proteste neu entdeckten sozialen Gewissen zu tun, sondern mit einer Sorge vor dem nächsten Shitstorm, vor Gewinneinbußen oder einer Kombination aus beidem. Und das ist schlicht und ergreifend heuchlerisch. Eines der größten Medienunternehmen der Welt knickt vor den perfiden Gepflogenheiten des digitalen Gebrülls ein, anstatt einen reflektierten Kontrapunkt zu setzen.

Doch was tun, wenn mehrere Positionen über die Deutung oder Definitionshoheit einer Sache aufeinandertreffen? Dann ist stets die Position der größten Freiheit zu wählen – also, um beim Beispiel Fawlty Towers zu bleiben, die Folge unzensiert auf Abruf zu halten. Denn der eingeschlagene Weg der BBC bedeutet nun, dass diejenigen, welche die Folge schauen wollen, es nicht tun können, wohingegen sie es tun könnten, sofern sie verfügbar wäre. Diejenigen, die sie nicht schauen wollen, können es dagegen in beiden Fällen lassen. Das Gebaren der BBC führt jedoch dazu, dass eine Position über der anderen steht. Die Folge zugänglich zu machen, würde hingegen beiden Positionen gerecht werden. Eine solche Position der größten Freiheit bedeutet selbstverständlich, dass man ab und zu Unbequemes aushalten muss, denn Unbequemes ist hochgradig subjektiv und Subjektives kann wiederum nicht die Basis eines Handelns für alle darstellen. Es gibt folglich nur eine Lösung: Kunst ist unbegrenzt frei verfügbar zu halten (mit Jugendschutz als Ausnahme). Wem das zu viel ist, der sollte sich aus dem medialen Leben vielleicht einfach komplett heraushalten.

John Cleese als Basil Fawlty in der „Fawlty Towers“-Folge „The Germans“ © BBC

Dabei muss die Möglichkeit eines Diskurses selbstverständlich offengehalten werden: Künstler (in diesem Falle Komiker) und Fernsehsender müssen sich gesellschaftlichen Rückmeldungen stellen, sie aufnehmen, sie reflektieren und auf sie eingehen. Doch müssen sie nicht ihr künftiges Vorgehen davon abhängig machen oder danach ausrichten. Die Freiheit des Einen besteht darin, offen und ungehindert kritisieren zu dürfen. Die Freiheit des Anderen besteht darin, zu entscheiden, ob er die Kritik annimmt oder ignoriert. Sie bedeutet jedoch nicht, in vorauseilendem Gehorsam scheinheilig eine Reißleine zu ziehen und Teile einer Vergangenheit zu zensieren, die auch zum kulturellen Erbe des eigenen Landes gehört.

Doch was umtreibt die Kritiker älterer medialer Erzeugnisse aus einer Zeit mit anderen sozialen Regeln; was umtreibt die (gerne auf Twitter ausgesprochenen) Forderungen danach, Filme und Serien abzusetzen, zu zensieren, nicht mehr zu zeigen? Drei Gründe lassen sich für ein derartiges Verhalten ausmachen: Zum ersten steckt dahinter eine privilegierte aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Mentalität, die jedoch in Wahrheit wirkliche soziale Veränderung scheut. Wenn Gegebenheiten wie von einigen als rassistisch wahrgenommene mediale Darstellungen aus der kulturellen Rotation verschwinden, wird man weniger damit konfrontiert, muss sich nicht mehr damit auseinandersetzen und erhält so den fehlgeleiteten Eindruck, tatsächlich etwas getan zu haben. Das Problem ist nicht mehr sichtbar, also ist es auch nicht mehr da. So muss man sich nicht mit sozialen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten befassen, sondern kann seine eigene Sensibilität unter Beweis stellen, sich dem guten Gefühl hingeben, auf der moralisch sicheren Seite zu stehen und sich parallel über all diejenigen erheben, die eine derartige Form der Symptombekämpfung (wie sie die BBC jetzt praktiziert) nicht mittragen wollen. Natürlich sind die strukturellen Ursachen für tatsächlichen Rassismus damit weder angesprochen noch angegangen, so dass ein solcher Pseudo-Aktivismus denjenigen, die sich tagtäglich damit konfrontiert sehen, nicht im Geringsten hilft. Zum zweiten handelt es sich um eine selbstgerechte Verabsolutierung der eigenen Weltwahrnehmung und eine damit verbundene fehlende Bereitschaft, sich einem demokratischen Diskurs auszusetzen, Widersprüche auszuhalten und den teils mühsamen Prozess einer dialektisch geführten Auseinandersetzung auf Augenhöhe zu vollziehen.

Zum dritten steht dahinter das Bild einer Kunst, die unmittelbar in Verhalten übergeht und ausschließlich durch unmündige und nicht zur Reflexion fähige Subjekte rezipiert wird. Wer also beispielsweise rassistische Terminologie in einer TV-Serie hört, würde – dieser Ansicht folgend – beginnen, entsprechende Formulierungen in den eigenen Alltag zu übernehmen und korrespondierende Denkmuster zu verinnerlichen – unabhängig vom Kontext, in dem sie geäußert wird. Der Kunst wird ein unmittelbarer und direkter Einfluss auf den Alltag unterstellt, so dass die Grenze zwischen beiden Sphären zu verschwimmen beginnt – womit übrigens ein Markenzeichen der äußerst repressiven Ideologie des Puritanismus übernommen wird: Dort wurden Kunst und Kultur unmöglich gemacht, außer sie standen direkt im religiösen Dienst der manichäisch strukturierten puritanischen Geisteshaltung. Dass Film- und Fernsehzuschauer gleichwohl in der Lage sind, Kunst als Kunst zu erkennen, ihre inneren Regeln und Funktionsweisen zu verstehen und entsprechende historische, gesellschaftliche, ideologische, politische, soziale Zusammenhänge zu reflektieren, wird nicht in Betracht gezogen – zumal natürlich nicht jedes Wort augenblicklich im Hirn von Rezipienten automatisiert spezifische Denk- oder Verhaltensweisen auslöst und die Wirkung entgegenstehender gesellschaftlicher Wertesysteme abschaltet, auch dann nicht, wenn es wiederholt vorkommt. Der Kontext und die Intention der Serie stehen in all ihren Ausprägungen einer solcherart verstandenen „Normalisierung“ rassistischer Terminologie oder Denkmuster schlicht entgegen. Menschen, die ohnehin keine rassistischen Beleidigungen nutzen, werden dies auch dann nicht tun, wenn sie in einer TV-Serienfolge aus dem Jahr 1975 entsprechende Terminologie hören, geäußert durch eine ohnehin nicht zu Sympathie einladende Figur. Und Menschen, die keine Hemmungen haben, rassistische Beleidigungen zu nutzen, werden dies unabhängig von Fawlty Towers weiterhin tun. Hier ist man wieder bei strukturellen Fragen angelangt: Entsprechend destruktiven Haltungen wie Rassismus kann man auf gesamtgesellschaftlicher Ebene nur durch eine vernünftige Bildungs- und Sozialpolitik begegnen. Das kostet Geld und dauert lange, so dass man sich mit solchen Vorschlägen natürlich nicht kurzfristig profilieren kann. Auch bei den Medienverantwortlichen herrscht offensichtlich die Vorstellung vor, dass man die Menschen bevormundend an die Hand nehmen müsse, um sie durch die unübersichtliche und gefährliche Medienlandschaft zu führen, anstatt sie zu einer intellektuellen Selbstständigkeit zu bewegen, um entsprechende Dinge eventuell selbst erkennen und sich mit ihnen aktiv auseinandersetzen zu können. Stattdessen fällt die BBC lieber vor den Gesetzen des Marktes und der digitalen Unfähigkeit zu einem reflektierten Diskurs auf die Knie und erhebt kulturelle Ignoranz zum Leitstern des eigenen Handelns.

Vielleicht kann ein Beispiel aus der Vergangenheit dabei helfen, Wege zu finden, mit entsprechenden medialen Fällen umzugehen. Wieder ist John Cleese involviert, dieses Mal als Mitglied von Monty Python: Der wohl bekannteste Film der Gruppe, Life of Brian (Das Leben des Brian, GB 1979), wurde bei seinem Erscheinen insbesondere von der Kirche unter dem Vorwurf der Blasphemie mit äußerst scharfer Kritik bedacht und in einigen Ländern gar verboten. So ließen sich John Cleese und sein Monty-Python-Kollege Michael Palin auf eine TV-Diskussion (in der BBC) mit dem christlichen Journalisten Malcolm Muggeridge sowie dem anglikanischen Bischof Mervyn Stockwood ein (siehe das verlinkte Video unter diesem Artikel). Zwar führte das Gespräch nicht zu einer Einigung zwischen den beiden Parteien, die Fronten blieben teils verhärtet und eine richtige Diskussion kam kaum in Gang, doch wurde zumindest das Gespräch, der Austausch, der Diskurs ermöglicht. Und man sollte sich vielleicht tatsächlich Gedanken über die eigene Position machen, wenn man sich als vorgeblich Linker heutzutage auf demjenigen regressiven Standpunkt wiederfindet, den einst die Kirche innehatte.

Autor: Jakob Larisch

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