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Lady Snowblood (1973) BluRay-Kritik

© Rapid Eye Movies

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Im Zuge der Nobilitierungsarbeit an Exploitationfilmen durch prominente Fans wie Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez schaffen es besonders seit „Kill Bill“ immer mehr Filme in unsere Regale, über die zuvor wohl nur bestens informierte Genre-Aficionados Bescheid wussten. So gab es vor mittlerweile über zehn Jahren, passend zur Veröffentlichung von Tarantinos zweiteiligem Rache-Opus, die ästhetisch wohl deutlichste Vorlage jener Filme auf DVD zu kaufen: „Lady Snowblood“. Jetzt erscheint der Film auch in Deutschland als BluRay-Veröffentlichung von Rapid Eye Movies und begeistert immer noch.

Wer witzige und unfreiwillig komische B-Action erwartet, der muss in den 1970ern im japanischen Kino dann doch weiterhin zu den spaßigen Auftritten von Godzilla greifen. Den Trash-Charme, welcher vielen Exploitation-Filme aus dieser Zeit innewohnt, besitzt Lady Snowblood überhaupt nicht – so sehen wir in einer sehr düsteren Exposition die Geburt der Protagonistin Yuki in einem Frauengefängnis. Die Mutter, vor dem Gefängnis vergewaltigt und misshandelt von einer Gruppe Verbrecher, schlief mit jedem beliebigen Wächter im Gefängnis, um möglichst bald ein Kind zu bekommen. Ein “Kind der Vergeltung“, das die Verbrechen an ihrer Mutter rächen soll. Es schneit in dieser Nacht, die Mutter stirbt, nachdem sie die ihrem Kind diese Bürde auferlegt hat und bevor der Titel eingeblendet wird, färben sich die wehenden Schneeflocken blutrot – „Lady Snowblood“.

Dieser Tonalität bleibt Regisseur Toshiya Fujita durchgehend treu – der Film ist mit einer opernhaften Schwere belegt, die Action ist nicht reißerisch und exploitativ, stattdessen elegant und manchmal sogar elegisch. Auch Meiko Kajis stoisch blickende Yuki im Erwachsenenalter bleibt ungreifbar – in einen wunderbaren Kimono eingekleidet, scheint sie manchmal über den Boden zu schweben, so grazil sind ihre Bewegungen. Durchbrochen wird dieser Eindruck dann nur von der Gewalt, der Boden wird immer wieder vom Blut durchtränkt. Beinahe wird damit gemalt – Fujita schien bei der Gestaltung immer drauf zu achten, dass das Blut möglichst großflächig auf Körper, Boden und Wände verteilt wird. Ansonsten häufig in blassen Farben gestaltet, springt das Rot als Signalfarbe während des Filmes immer wieder ins Auge. Mit Blut als Farbträger wird dabei nicht gespart, denn bei aller Schönheit und Eleganz bleibt „Lady Snowblood“ ein Rachefilm und Yuki eine Killerin, und Film wie Figur sind in dieser Hinsicht auch ziemlich „straight forward“. Auf Geburt folgt Ausbildung, auf Ausbildung nacheinander die Exekution der Ziele, gipfelnd in einem großartigen Showdown, dessen Finale sogar von Meiko Kaji selbst besungen wird.

© Rapid Eye Movies

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Bei den vielen Kampfeinlagen ist es ein Kunststück, dass Regisseur Fujita es geschafft hat, den Film nie wirklich ins Exploitative abdriften zu lassen, obwohl er meist in genau diese Schublade gesteckt wird. Umso besser, dass Rapid Eye Movies den Film fernab jeglichen Trash-Kontextes in die Regale stellt – in einer edlen BluRay-Fassung mit informativem Beiheft. Die Adelung durch eine angemessene Veröffentlichung verdient diese großartige Rache-Geschichte heute mehr denn je – „Lady Snowblood“ erhebt sich so aus dem Kontext reißerischer Schwertkampf-Spektakel. Ob da der „Kill Bill“-Inspirations-Stempel noch notwendig wäre, darüber lässt sich ebenfalls streiten. Den großen Tarantino im Rücken braucht Yuki nicht, um ein großes Filmerlebnis zu bieten, trotzdem soll ihm gedankt sein, sie etwas ins Rampenlicht gerückt zu haben.

Auor: Roman Widera

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