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Die WSM-Top-Ten des Kinojahres 2014: Platz 6 und Platz 5

Platz 6

© MFA+

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Markus S.: Snowpiercer

Politisch brisant, allegorisch aufgeladen, visuell herausragend. Die Sci-Fi-Dystopie „Snowpiercer“ wird sicherlich nicht jeder mögen, dafür ist der Film an einigen Stellen einfach zu verspielt und absurd. Aber wenn man sich auf das metaphorische Grundkonzept und die scheinbar hanebüchene, aber dadurch so geniale Prämisse einlässt, dann bekommt man ein intelligentes Spektakel geboten, das zu den herausragendsten Gesellschaftskommentaren zählt, die je auf Zelluloid gebannt worden sind.

Jakob: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Der teils eher zu Krawall-Humor neigende Ben Stiller zeigt sich einmal von einer anderen Seite und präsentiert in der Doppelfunktion Regisseur/Hauptdarsteller einen wundervoll berührenden Film, der sowohl mit grandios-komischen Szenen als auch mit zurückhaltenden Momenten ein subtiles Gesellschaftsbild zeichnet und den Wert individuellen Tuns für das Funktionieren der Sozialstruktur heraushebt. Getragen von großartigen Hauptdarstellern (neben Ben Stiller insbesondere Kristen Wiig, Sean Penn sowie Adam Scott), von fantastischen Regieeinfällen und von atemberaubenden Bildern ist dieser kleine und fast schon leise Film ein fundamentaler Appell, sich der durch ökonomischen Druck vorgegebenen Rationalisierung und Gleichförmigkeit des Lebens zu entziehen und einfach mal Skateboard in Island zu fahren…oder etwas Vergleichbares.

Markus H.: Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere

Nun ist endgültig eine Ära vorbei. Nachdem Peter Jackson sich mit der „Herr der Ringe“-Trilogie in der Filmgeschichte verewigt hat, hat er nun die Hobbit-Trilogie abgeschlossen. Diese hatte natürlich Schwächen, wie zum Beispiel der verstärkte Einsatz von CGI anstatt von Maske und Kulissen oder die aufgesetzt wirkenden Spektakel-Action-Szenen. Trotzdem schließt „Die Schlacht der fünf Heere“ die Trilogie würdig ab und macht sie zu einem großen Fantasy-Epos.

Michael: Who Am I

Die Deutschen und der Genrefilm – das ist auch eine Reihe von Misserfolgen. „Who Am I“ könnte die Antwort liefern, wie deutsches Genre-Kino in Zukunft aussehen kann. Es ist ein dunkler und zeitgleich überraschend humorvoller Trip in eine Welt zwischen Realität und Cyberspace. Damit verarbeitet der Film auch ein Phänomen unserer Zeit. Der Abgrund in diesem Spiel aus Spaß, Spannung, Informationen und Image ist immer nahe. Regisseur Baran bo Odar entwickelt hierzu eine beinahe hyperaktive Bildsprache. Der Film besitzt somit einerseits ein soziales Gewissen und bietet andererseits Unterhaltung auf internationalem Niveau. Im Jahr der Weltmeisterschaft ein Hoch auf „Who Am I“.

David: Her

Mit erstaunlicher Leichtigkeit zieht uns die künstliche Intelligenz von „Her“ in ihren Bann. Wir tänzeln schnell ebenso liebestrunken in unseren Gedanken wie Joaquin Phoenix auf der Leinwand. Dabei schießt uns erst nach und nach die Überlegung durch den Kopf, dass wir uns von etwas haben überzeugen lassen, woran wir zuvor nie gedacht hätten: Eine K.I. gepaart mit künstlicher Emotionalität ist vorstellbar. Diesem Kunstgriff verdankt der Film seine starke Wirkung und hinterlässt so Narben beim Zuschauer – Souvenirs aus einer Erkundungsfahrt zum Mittelpunkt des Menschen.

© Disney

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Laszlo: Guardians of the Galaxy

I AM GROOT! I am Groot, I am Groot. I am  Groot? I, am Groot! I am, Groot. I am Groot, I am, Groot I am Groot, I am Groot? I AM GROOT!
We are Groot.

 Platz 5

Markus S.: Gone Girl

Fincher schlägt uns erneut mit voller Wucht in die Magengrube und lässt uns sowohl unsere Sex- und Gender-Konzeptionen als auch unsere pseudo-moralischen Wertvorstellungen hinterfragen. Ein von den beiden Hauptdarstellern Pike und Affleck grandios gespielter Krimi, der uns mit subtiler Bildsprache und punktgenauem Editing darauf hinweist, dass in unserer Gesellschaft so manches ganz schön im Argen liegt. Eine erneute Abrechnung mit (klein)bürgerlicher Bigotterie und ein Thriller, wie ihn nur der Meister in Szene setzen kann.

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© Disney

Jakob: Captain America – The Winter Soldier / The Return of the First Avenger

Nachdem der erste „Captain America“ bei all seinen Qualitäten noch merklich dazu da war, vor „The Avengers“ die letzten Pfeiler des „Marvel Cinematic Universe“ zu stabilisieren, so präsentiert sich der zweite Teil (den man eigentlich eher als den achten Teil des MCU bezeichnen müsste) als ein herausragender Paranoia-Thriller, der krachende Action, ein exzellentes Drehbuch sowie einen sehr progressiven Subtext zu einer bis ins kleinste Detail überzeugenden Melange verschmilzt. Mit „Captain America: The Winter Soldier“ (so der etwas sinnvollere Original-Verleihtitel) ist dem Regie-Duo Joe Russo/Anthony Russo eine subversive Kritik des weltweiten US-amerikanischen Handelns, des digitalen Zeitgeists sowie der mit ihm einhergehenden Massenüberwachung und final der mit dem politischen System einhergehenden Machtstrukturen gelungen. Selten hat ein auf den Mainstream ausgerichteter Film seine Wurzeln so mustergültig mit tagespolitischer Aktualität verbunden. Ein Blockbuster, wie er sein sollte. Marvel, bitte mehr davon!

Markus H.: Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1

Der erste Teil des Tribute-Finales zeigte eine ganz andere Welt als seine Vorgänger. Nicht mehr die farbenfrohe Maske des Capitols, sondern die graue, uniformierte Untergrundstation von Distrikt 13. Nicht nur erlangt die Figur der Katniss durch ihre psychische Gebrochenheit eine größere Tiefe, sondern auch die Machtkämpfe in Panem, denn die Mittel der Rebellen ähneln immer öfter denen des Capitols.

Michael : 22 Jump Street

Jonah Hill und Channing Tatum spielen uns „Szenen einer Ehe“ nach und präsentieren damit den wahren Kern eines Buddy-Actionfilms: Die lang anhaltende Beziehung zweier Individuen. Auch das Drumherum der Fortsetzung zum Hit „21 Jump Street“ läuft wie eine gut geölte Maschine. Der Film schafft es einerseits, ein guter Nachfolger zu sein und andererseits, sich auch darüber lustig zu machen, eine zu sein. Die Dichte an gelungenen Pointen auf visueller, tonaler und sprachlicher Ebene ist äußerst hoch. Vor allem Channing Tatum ist in der Rolle des tumben Jenko herausragend und bietet die erinnerungswürdigsten Szenen. Die Regisseure Chris Lord und Phil Miller erschaffen mit „22 Jump Street“ ein sympathisches Kuriosum, das sich sowohl der Mechanismen des Genres bedient als auch diese unterläuft.

David: All is Lost

Ein Kammerspiel. Es mag an Gravity erinnern. Ein Resumé über Sterblichkeit. Die Anspielungen auf „Der Alte Mann und das Meer“ sind unverkennbar. Ein Film, der in der Unausweichlichkeit des nahenden Endes um Leben ringt. Und es wird etwas Lebendiges, etwas Motivierendes im Zuschauer entfacht. Gepaart mit exzellentem, visuellem Storytelling gestaltet sich Redfords Schauspiel zu einer Meisterleistung.

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© Koch Media

Laszlo: The Raid 2

Das Martial-Arts-Genre war schon immer ein kleiner Nischenauswuchs des Actionfilms und in den letzten Jahren ist es fast völlig von der Bildfläche verschwunden. Wären da nicht Gareth Evans und sein Hauptdarsteller sowie Fight Coordinator Iko Uwais, die mit „The Raid: Redemption“ dem Genre vor drei Jahren neues Leben einhauchten. Der zweite Teil zeichnete sich durch Hochglanz, Epik und eine tatsächlich vorhandene (und sogar gelungene) Story aus und darf ohne Zweifel als mit das Beste bezeichnet werden, was in seinem Genre in den letzten zehn Jahren zu sehen war. Welcher andere Film kann das dieses Jahr von sich behaupten?

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