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Die WSM-Top-Ten des Kinojahres 2014: Platz 8 und Platz 7

Platz 8

Markus S.: Ein Brief an Momo

Mittlerweile dürfte sich meine Liebe für japanische Animationsfilme ja bereits herumgesprochen haben, daher gibt’s an dieser Stelle auch eine besonders dicke Empfehlung für Hiroyuki Okiuras „Ein Brief an Momo“, der bei uns leider nur fürs Heimkino erschienen ist. Ein ganz fantastischer und charmanter kleiner Film über Liebe, Freundschaft und Verlust, der tief in der japanischen Vorstellung einer Beseelung der Welt verwurzelt ist. Zudem sind die drei Chaoten-Kobolde, die unsere Heldin Momo beschützen sollen, für einige der lustigsten Gags des Filmjahres verantwortlich. Ein Anime-Kleinod, das stets perfekt die Balance zwischen Humor und Emotion hält und einfach nur herzzerreißend wundervoll ist. Much love for this.

Jakob: X-Men – Zukunft ist Vergangenheit

Bryan Singer hatte sich viel vorgenommen mit dem neuesten Eintrag des „X-Men“-Franchise, fast zu viel, hatte man in der Prdouktionsphase manchmal den Eindruck, wurden doch jede Woche gefühlt zwei neue Mutantendarsteller verpflichtet. Doch es hat sich gelohnt; zum einen zahlte sich die Rückkehr des Regisseurs aus, der die X-Men einst groß machte, zum anderen zeigte sich (trotz der herausgehobenen Stellung eines Hugh Jackman) erneut die Stärke eines Ensemble-Casts, der den sehr schwachen letzten Film „Wolverine: Weg des Kriegers“ (2013) fast vergessen ließ. Eine grandiose und durchdachte Geschichte, überwältigende Action, ein Zeitreise-Plot, der in sich stimmig war und vor allem das Nerd-Fest, beide X-Men-Generationen zusammen zu erleben, machen „X-Men – Zukunft ist Vergangenheit“ zum bislang besten Teil des Franchise.

© Paramount Home Entertainment

© Paramount Home Entertainment

Michael: Jack Ryan – Shadow Recruit

Alec Baldwin, Harrison Ford, Ben Affleck und jetzt Chris Pine. Die Figur des CIA-Analysten Jack Ryan wurde schon von vielen bekannten Darstellern Hollywoods verkörpert. „Jack Ryan – Shadow Recruit“ ist nun ein erneutes Reboot der Reihe. Der Film folgt zwar oftmals standardisierten Plotbeats, dennoch ist den Machern ein sehr gut komponiertes Unterhaltungskino mit leichten politischen Verweisen gelungen. „Jack Ryan – Shadow Recruit“ bietet intelligentes Thriller-Kino der guten alten Schule, bei der sich der Unterhaltungswert durch seine Erzählung einstellt. Neue Missionen sind in dieser Form äußerst willkommen!

Markus H.: Veronica Mars

Ein ähnliches Schicksal wie Joss Whedons „Firefly“ traf auch die Serie „Veronica Mars“: Nach nur drei Staffeln war trotz großer Fan-Gemeinde Schluss und die Mischung aus Film-Noir-Detektivgeschichte und Highschool-Comedy mit Kristen Bell in der Hauptrolle musste ihren Sendeplatz räumen. Der diesjährige, per Crowdfunding finanzierte Film ist deshalb vor allem eins: Eine gelungene Verneigung vor den Fans.

© Disney

© Disney

David: Guardians of the Galaxy

Im Grunde veralbert sich Marvel selbst. Und das mit einer derart feinen Selbstironie, dass es eigentlich kaum auffällt. Natürlich haben wir einen Haufen an Helden, die in gleicher stereotypischer Konstellation bei den „Avengers“ auftauchen. Auch der Antagonist und McGuffin sind so beliebig wie ein Maiskolben mit ordentlich Butter. Doch wenn man eben damit spielt und ein paar der lustigsten Punchlines des Filmjahres einbaut, dann hat Marvel eigentlich nur noch ein Problem: Können wir die kommenden Superheldenfilme mit gebührender Ernsthaftigkeit verarbeiten?

Laszlo: The Grand Budapest Hotel

Die Filme von Wes Anderson zeichnen sich durch viele Eigenarten aus und grenzen sich dadurch von anderen Filmen ab: Eine ganz eigene Theatralität in der Visualisierung, ein Cast, der eigentlich für fünf exzellent besetzte Filme reicht, ein eigener wohltemperierter Humor und dieses besondere, molligwarme Gefühl, das sie in der Magengegend erzeugen. Womit kann man sie also vergleichen? Mit anderen Wes-Anderson-Filmen! Und sogar in diesem besonders harten Vergleich steht „The Grand Budapest Hotel“ noch ziemlich weit oben. Vielleicht der schönste Film des Jahres von einem Regisseur, der zeigt, dass es immer noch große Auteurs in der heutigen Kinolandschaft gibt.

Platz 7

© Concorde

© Concorde

Markus S.: Nightcrawler

Jake Gyllenhaal begeistert als Katalysator-Mephisto, der andere ins Verderben stürzt und uns die oftmals nihilistischen Mechanismen der Medienwelt vor Augen führt. Anfangs wenngleich etwas zu plakativ, mausert sich Dan Gilroys Werk zu einem der besten Filme des Jahres, der gerade in den starken Dialogen unglaublich viel Bedrohung und Spannung transportiert und dadurch zum ultra-intensiven Thriller gerät. Ein Indie-Geniestreich, der aussieht wie ein Gemälde von Edward Hopper („Nighthawks“) und einige der spannendsten Momente des Kinojahres für uns bereit hält.

Jakob: The Wolf of Wall Street

Ein an sich ernstes Thema wie die globale Wirtschafts- und Finanzkrise derart launig-satirisch und over-the-top darzustellen, das ist schon ein interessantes Experiment. „The Wolf of Wall Street“ ist bunt, laut, lustig und vor allem lang…dabei jedoch nicht eine Minute langweilig. Regisseur Martin Scorsese demonstriert die Abgründe des „Casino-Kapitalismus“ und zeigt dabei die Absurdität unseres ganzen Finanzsystems, die verlorene Menschlichkeit, die dahinter steckt und vor allem die mit der Realität in keinerlei Verbindung mehr stehende Parallelwelt, die sich Broker, Spekulanten und Investoren dieser Erde aufgebaut haben. Ein pulsierender, energetischer, mitreißender Film, der in all seiner Komik vielleicht eines der eindringlichsten Porträts des alltäglichen Finanz-Wahnsinns darstellt.

Michael: Homefront

Jason Statham hat sich in den letzten Jahren auf ein recht festgefahrenes Rollenschema spezialisiert: Er ist der charismatische Typ Mann, der sich mit viel Körpereinsatz furchtlos einem Problem stellt. Selten entstehen dabei erinnerungswürdige Filme. Doch Regisseur Gary Fleder hat mit „Homefront“ genau so einen Film inszeniert. Er bietet für das Genre ungewöhnlich genaue Beobachtungen der Mechanismen einer immer mehr eskalierenden Gewaltspirale, aus denen der Film seine innere Spannung bezieht. Die allesamt gut aufgelegten Darsteller liefern dabei intensive Leistungen ab und lassen den Zuschauer bei diesem immer brutaler werdenden Film mitfiebern.

Markus H.: The LEGO Movie

Bei einem Film mit dem Titel „The LEGO Movie“ erwartet man ein Werk, der das gesamte Phänomen „Lego“ zumindest ansatzweise reflektiert, verpackt in einem unterhaltsamen Animationsabenteuer. Erstaunlicherweise ist dies Phil Lord und Chris Miller tatsächlich auch gelungen, denn „The LEGO Movie“ ist nicht nur schönes Familienkino, sondern beinhaltet auch eine fast philosophische Metaebene.

David: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Es gibt Filme, deren Anliegen sind einfach: Sie wollen motivieren. Auch wenn der Plot ein wenig spärlich gesät ist, so versteht es „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ mit seiner Sicht auf das Leben optisch zu beeindrucken. Es ist ein simples Feel-Good-Movie, das sich nicht in Belanglosigkeiten verliert. Denn um eine Sache dreht es sich: Das Leben ist groß. Noch größer, wenn man die Phantasie von Mitty hat. Die Bilder des Films huldigen förmlich das Lebendige. Das Leben kommt unerwartet. Es ist wild. Und doch ist es zähmbar.

© Concorde Home Entertainment

© Concorde Home Entertainment

Laszlo: Nymph()maniac

Für Lars von Trier gehört Polarisieren ja schon zur alltäglichen Morgenroutine und wenn er dann einen Film macht, in dem es um Nymphomanie und Sex geht, darf man sich schon fragen, ob jemand einfach nur für Skandale und Quoten sorgen will. Wer den Film aber gesehen hat, erinnert sich, dass von Trier ursprünglich nicht für Skandale, sondern für verdammt gute Filme bekannt ist und so einer ist ihm auch mit „Nymph()maniac“ gelungen. Eine Tour de Force für seine Muse Charlotte Gainsbourg, klug durchdacht und (fast) gar nicht reißerisch. Mit „echten“ Sexszenen und Veröffentlichung zweier Filme so kurz nacheinander überschreitet er pionierhaft immer wieder die Grenzen des Filmgeschäfts.

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