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Cinestrange Filmfestival – Tag 2: „The Key“ (2015), „Star Crash“ (1978) und „Bunny the Killer Thing“ (2015)

© Julius Film

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The Key (D 2015)

Regisseur Gedeon Burkhard bei einem kurzen Gespräch nach der Vorüfhrung von "The Key". © wirsindmovies.com

Regisseur und Hauptdarsteller Gedeon Burkhard bei einem kurzen Interview nach der Vorführung von „The Key“. © wirsindmovies.com

Gedeon Burkhard kennt man am ehesten als Kriminalinspektor Alex Brandtner aus „Kommissar Rex“, als Kriminalhauptkommissar Chris Ritter aus „Alarm für Cobra 11“ sowie natürlich als Corporal Wilhelm Wicki aus Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“. Mit „The Key“ legt der umtriebige deutsche Schauspieler nun sein Regiedebüt vor, ein in englischer Sprache produzierter Low-Budget-Okkult-Splatterfilm, zu welchem er (gemeinsam mit Olaf Ittenbach?!?) auch das Drehbuch schrieb sowie ebenfalls die Hauptrolle übernahm. Er spielt darin den Geschäftsmann Tim, der mit seiner Frau und zwei Freunden vor einer Truppe Gangstern fliehen muss, die ihn um das aus einem lukrativen Geschäftsabschluss resultierende Geld bringen wollen. Dabei wird er angeschossen und zusätzlich in einen Autounfall verwickelt, so dass das Quartett in einer Waldhütte bei einer heidnischen Familie unterkommt, die Tim wieder zusammenflickt, die Truppe vor den Verfolgern beschützt und dabei überraschende Kräfte unter Beweis stellt. Nach Sinn und Verstand darf man bei „The Key“ nicht wirklich fragen, denn die Handlung ist latent hanebüchen und so überrascht es nicht, dass in den ersten zwei Dritteln des Filmes alle Szenen, die sich nur um die Fortführung der Story bemühen, etwas langatmig daherkommen, was den Spannungsaufbau streckenweise holprig wirken lässt. Gedeon Burkhard beweist jedoch durchaus inszenatorisches Talent und so sind wiederum jene Momente, in denen er voll in die Kiste des Attraktionskinos greift, durchaus unterhaltsam und zumeist ziemlich blutig inszeniert, was „The Key“ in seiner ungeschnittenen Fassung die Chance auf eine deutsche Altersfreigabe rauben dürfte. Die Effekte sind dabei handgemacht und gestalten sich sehr überzeugend, was sowohl in den ersten zehn Minuten sowie insbesondere in der letzten halben Stunde voll zur Geltung kommen darf, in welcher der Regisseur einen vollständigen Gangstertrupp gegen die mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattete Familie auflaufen lässt und dabei buchstäblich keine Gefangenen macht. Dieser Showdown ist äußerst unterhaltsam, man sollte dabei als Zuschauer jedoch in der Lage sein, die Grenzen des guten Geschmacks ab und an hinter sich zu lassen. Für ein mit wenig Geld realisiertes Regiedebüt ist „The Key“ ganz ordentlich. Einen deutschen Veröffentlichungstermin gibt es noch nicht.

Schauspielerin Caroline Munro und Regisseur Liugi Cozzi beim Q&A vor dem Screening von "Star Crash". © wirsindmovies.com

Schauspielerin Caroline Munro und Regisseur Luigi Cozzi beim Q&A vor dem Screening von „Star Crash“. © wirsindmovies.com

Star Crash – Sterne im Duell (USA 1978; Retrospektive)

Nach „Fliegende Untertassen greifen an“ am Tag zuvor stellt „Star Crash“ ein weiteres Stück Retro-Science-Fiction dar, mit einer aus heutiger Sicht sogar halbwegs namhaften Besetzung: Die bezaubernde Caroline Munro (am ehesten bekannt aus dem James-Bond-Film „Der Spion, der mich liebte“ und dem 1980er-„Maniac“) spielt in meist eher stoffsparender Kleidung eine Weltraumschmugglerin, die über Umwege vom Herrscher des Universums (Christopher Plummer) für einen Job eingespannt wird: Sie soll seinen Sohn Simon (David Hasselhoff in seinem Spielfilmdebüt) finden, der nach einem Unfall seines Raumschiffes verschwunden ist. Parallel bedroht der böse Count Zarth An (Joe Spinell, der kleinkriminelle Arbeitgeber von Rocky Balboa im ersten „Rocky“ sowie ebenfalls bekannt aus dem „Maniac“-Original) mit einer Superwaffe den Frieden. Wer nun an „Star Wars“ denkt, hat völlig recht, denn der ein Jahr später erschienene „Star Crash“ bedient sich auf einigen Ebenen bei diesem Vorbild, von Waffen, die einem Lichtschwert ähneln bis hin zu einem sprücheklopfenden Roboter. Er wirkt dabei in seiner aus dem schmalen Budget resultierenden Ausstattung und seinen teils abstrusen dramaturgischen Wendungen manchmal unfreiwillig komisch (einziges bewusst humoriges Moment ist der erwähnte Roboter Elle), besitzt allerdings dadurch auch einen gewissen Charme: Wer hinwegsehen kann über Kostüme, die aussehen, als kämen sie vom letzten Karnevalsumzug; über Joe Spinells Over-Acting und über eher redundante Weltraumschlachten, der wird mit einer vollen Dröhnung 1970er-B-Movie-Nostalgie belohnt, die in ihrer Gesamtheit selten langweilig wird. Regisseur Luigi Cozzi sowie Caroline Munro waren beide zu Gast auf dem Cinestrange Filmfestival und standen für ein kurzes Q&A zur Verfügung. „Star Crash“ ist in Deutschland auf DVD und Blu-ray erschienen, allerdings ohne Original-Tonspur.

© Tiberius Film

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Bunny the Killer Thing (FIN 2015)

Ein Mensch, der in ein mutiertes Riesenkaninchen verwandelt wird und fortan äußerst blutig Jagd auf vorwiegend weibliche Geschlechtsorgane als primäre Nahrungsquelle macht…äh, ja. Natürlich ist hier nichts ernst gemeint und ebenso fühlt sich dieser Film an, wirkt jedoch aufgrund funktionierender Ironie netterweise nicht so kalkuliert auf die Marke „Trash“ gebürstet wie „Sharknado, Teil XY“. Der titelgebende Hase, welcher schlichtweg ein Mensch in einem äußerst billig aussehenden Kostüm ist, dezimiert dabei eine Truppe von Jugendlichen, die eigentlich in einer abgeschiedenen Hütte in den verschneiten finnischen Wäldern eine Party feiern wollten. „Bunny the Killer Thing“ basiert auf einem gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahre 2011 und ist eine Mischung aus der Eins-Zwei-Drei-Logik des Slasherfilms, deftigen Splattereinlagen sowie einem Creature Feature vom Schlage „Black Sheep“ oder „Zombiber“. Wenn man sich auf derartige Filme einlassen kann, ist man mit „Bunny the Killer Thing“ bestens bedient, denn er ist derart überdreht und absurd, dass er tatsächlich über weite Strecken Spaß macht. Zwar ist er kein kreatives Meisterstück und man merkt ihm seine Kurzfilm-Herkunft in einigen etwas in die Länge gezogenen Momenten an, doch besitzt er durchaus eigenwillig-originelle dramaturgische und inszenatorische Ideen, die er zu einem durchgeknallten, aber dennoch konsequenten Ganzen zu verschmelzen vermag. Einzig eine Vergewaltigungsszene ist völlig inadäquat sowie überflüssig und passt absolut nicht zum abgedrehten Grundton des restlichen Filmes. Auf dem Cinestrange Filmfestival lief die ungeschnittene Fassung, für eine FSK-Freigabe musste der Film jedoch um rund vier Minuten gekürzt werden und erscheint in dieser Version unter dem Titel „Bunny und sein Killerding“ am 1. Dezember 2016 in Deutschland auf DVD und Blu-ray.

Autor: Jakob Larisch

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