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Mission: Impossible II (2000) Review

© Paramount Home Entertainment

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Da ist er, der zweite Teil des Tom-Cruise-Action-Vehikels „Mission: Impossible“. Als es so mit steilen Schritten auf die Jahrtausendwende zuging, entschloss sich Tom Cruise dazu, einen Nachfolger zu drehen, der an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen sollte. Wie auch schon beim ersten Teil produzierte Tom Cruise zusammen mit Paula Wagner den Film und man merkt dann auch noch etwas deutlicher den Einfluss von Tom Cruise. Hier fängt es auch im Prinzip damit an, dass man anstelle von „Ethan Hunt“ einfach nur noch „Tom Cruise“ sagt, weil seine Rolle schon ziemlich nah an das Image von Tom Cruise angelegt ist.

Die Entstehung des Films ist dann wohl in etwa folgendermaßen abgelaufen: Tom Cruise hatte „Im Körper des Feindes“ (1997) gesehen und sich gedacht: „Mann, John Travolta und Nicolas Cage sind in dem Film dermaßen cool in Szene gesetzt, wer hat den denn gedreht?“ Die Antwort war natürlich: John Woo. Also hat unser Tom sich auch noch ein paar andere Filme des Mannes gegönnt. Nachdem er „A Better Tomorrow“ (1986), „The Killer“ (1988) und „Bullet in the Head“ (1989) gesehen hatte, stand für ihn fest: „John Woo muss ‚Mission: Impossible II’ drehen“. Dann haben sich die beiden in einem Restaurant getroffen und sofort prächtig verstanden. Was von dem Abend dann übrig blieb, war eine Liste mit den Wünschen, die die beiden für den Film hatten. „wirsindmovies.com“ konnte diese Liste exklusiv für euch einsehen:

Tom
– eine heiße Schnitte (anderer Typ als Nicole)
– Kletterszenen
– ich will alles können
– ich mache die Stunts
– Motorrad
– Basejumping
– Saltos
– Martial-Arts

John
– Slow-Motion
– Tanzszene zweier Autos
– Pirouetten
– Double-Beretta-92FS-Gefechte
– Verfolgungsjagd
– etwas Mythologie
– handgemachte Effekte
– Tauben

John Woo hat dann noch seinen A3-Zeichenblock herausgeholt und die einzelnen Action-Sequenzen skizziert. Am Ende des Abends stellten die beiden fest, dass ihr gesamtes Papier vollgekritzelt war und sie sich noch keinerlei Gedanken über eine Handlung, geschweige denn ein Drehbuch gemacht hatten. Dementsprechend hielten sie ihre Ideen auf einem Bierdeckel fest und gaben diesen den Drehbuchschreibern weiter.

Im Wesentlichen hat Ethan Hunt (Tom Cruise) den Auftrag, die Hobby-Diebin Nyah Nordoff-Hall (Thandie Newton) dingfest zu machen, um mit ihrer Hilfe zusammen den Virus „Chimera“ und das dazugehörige Gegengift „Bellerophon“ aus den Händen von Sean Ambrose (Dougray Scott), einem ehemaligen IMF-Agenten, zu stehlen. Der Grund, warum Nyah dafür ausgewählt wird, Hunt zu helfen, ist dabei recht simpel: Sie hatte mal eine Liebelei mit Ambrose und sollte es somit erwartungsgemäß leicht haben, ihn zu infiltrieren, auch wenn sie dafür gar nicht ausgebildet ist. Dazu entgegnet der von Anthony Hopkins gespielte Charakter: „Mit einem Mann ins Bett zu gehen und ihn zu belügen? Sie ist eine Frau, das braucht sie gar nicht zu trainieren.“ Aber genug zum skizzierten Frauenbild.

© Paramount Home Entertainment

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Ja gut, was soll man dazu schon sagen? Das Drehbuch ist noch schwächer als im ersten Teil hier und hier wirklich nur noch Mittel zum Zweck, um die Action-Setpieces unterzubringen. „Mission: Impossible II“ krankt an allen Ecken und Enden an Plotholes, Dummheiten der Charaktere, nicht nachvollziehbaren Handlungen und schwachen Dialogen. Von der ursprünglichen Idee der unmöglichen Mission ist hier ebenfalls sehr wenig übrig. Einzig der Einbruch ins Biocyte-Gebäude erinnert noch rudimentär an jenen Geist, auch wenn sich hier in einen hellen Raum und nicht in einen hell erleuchteten Raum abgeseilt wird. Ansonsten ist „Mission: Impossible II“ einfach nur ein Action Film mit Tom Cruise, der sich hier als der Geilste überhaupt präsentiert, weil er einfach alles kann und in jeder Szene schlicht der Coolste ist. Hinzu kommt John Woos Inszenierung, die eben so überhaupt nicht zu „Mission: Impossible“ passt, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass der Film die Fans des ersten Teils nicht wirklich zu begeistern vermochte. Hinzu kam das unglaubliche Marketing mit Songs von Limp Bizkit und Metallica, die bei MTV rauf und runter liefen, Filmszenen integrierten und dadurch einen großen Buzz generierten.

Ich persönlich kann das Gehate nicht so ganz nachvollziehen und sehe den zweiten Teil einfach nur als das, was er ist: Ein Actionfilm, in dem Tom Cruise einfach mal alles ausprobieren wollte, was er noch nicht gemacht hat, zusammen mit einem Regisseur, der gewisse Action einfach geil inszenieren kann. Für mich funktionieren gerade die letzten 30 Minuten sehr gut und auch wenn der WSM-Chef himself sagt, dass für ihn als Motorrad-Fahrer die Verfolgungsjagd eine Beleidigung ist, da sie nach physikalischen Gesetzen einfach nicht möglich ist – ich finde sie geil! Andere Action-Filme und insbesondere auch John Woos Hongkong-Filme haben auch keinerlei Realismus an sich und sind dennoch spannend inszenierte, coole Filme.

„Mission: Impossible II“ ist nicht so rund und natürlich völlig übertrieben, aber es ist eben auch eine unmögliche Mission mit einem Superagenten, der auch noch coole Gadgets hat. Macht Spaß, wenn man einfach nicht zu sehr über den Film nachdenkt. Auch wenn ich mich natürlich frage, warum Tom Cruise nicht nur einen Base-Jump aus einem Hochhaus machen muss, sondern zusätzlich auch noch kurz vorm Ziehen der Reißleine einen Salto macht und generell auch bei den Martial-Arts Szenen ständig Salto-Kicks und Drehungen einsetzt. Das ist in etwa der Film, auf dem man sich einstellen kann. Für die Actionszenen alleine gäbe es starke 8/10, da ein Film aber irgendwie auch eine Handlung braucht, sind es schwache 6/10.

Autor: Torsten Stenske

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