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Hitman: Agent 47 (2015) Review

© Twentieth Century Fox

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Von vornherein stand eine Verfilmung der Video-Game-Reihe „Hitman“, gar der Ausbau zu einem Franchise, unter keinem guten Stern. Kreative Differenzen zwischen Studio und Regisseur Xavier Gens im Zuge der ersten Verfilmung mit dem schlichten Titel „Hitman“ (2007). Umfangreiche Nachdrehs, ein Großteil des Filmes wird umgeschnitten. Moderater finanzieller Erfolg, negative Kritiken. Hauptdarsteller Timothy Olyphant, der in einem Interview sagt, er habe den Film nur gemacht, um sein neues Haus abbezahlen zu können und daher kein Interesse an einer Fortsetzung. Das tut weh, 20th Century Fox. Trotzdem Planungen für eine Fortsetzung, die nach und nach Planungen eines Reboots werden. Paul Walker soll die Hauptrolle übernehmen, stirbt jedoch unvermittelt Ende 2013 auf tragische Weise bei einem Autounfall. Erst im Januar 2014 wird es ruhiger, das neue „Hitman“-Projekt nimmt Formen an, Rupert Friend und Zachary Quinto werden gecastet. Damit kehrt die markante Figur des Agent 47 aus der „Hitman“-Spielereihe auf die Leinwand zurück, in einem Film, der sinnvollerweise den Titel „Hitman: Agent 47“ trägt. Die Entscheidung für ein Reboot mag zumal dem Wunsch des Studios entsprechen, alles auf Anfang zu setzen, einen zweiten besseren Versuch zu wagen, aus der Vergangenheit zu lernen.

Nun denn: Es gab einmal ein Hitman-Programm für die Ausbildung von geklonten Auftragskillern. Das wurde eingestellt. Aus Gründen. Die Bösen unter Federführung von Thomas Kretschmann wollen es wieder aufbauen, weil so ein paar Killer ja ganz praktisch sein können. Die Guten wollen das verhindern. Zu denen gehört auch der von dem aus „Homeland“ bekannten Darsteller Rupert Friend gar nicht mal schlecht gespielte Agent 47, wobei sich größte Mühe gegeben wird, in ambivalent wirken zu lassen. Gemeinsam mit einer nicht wirklich gut schauspielernden Hannah Ware sucht er deren Vater in Berlin. Der Vater ist aber in Singapur. Also fliegen sie dorthin. Und Zachary Quinto spielt auch noch mit, als ein Böser, der sich kurzzeitig als ein Guter ausgibt.

Man merkt es am Erstklässler-Duktus: Die Story ist natürlich kompletter Käse und dient eigentlich über die komplette Laufzeit zumeist dazu, eine Menge Autos aus dem Hause Audi adäquat in Szene zu setzen. Egal, wo man sich gerade aufhält, ob in Berlin oder Singapur, sowohl die Good Guys als auch die Bad Guys fahren Audi. Das, was Mercedes für „Jurassic World“ war, ist Audi für „Hitman: Agent 47“. Auch wenn man in ein Parkhaus geht, um dort ein Auto zu knacken, ist das natürlich eine Luxuskarosse aus dem Hause Ingolstadt. Jenseits des Product Placement spielt die erste Hälfte des Films fast vollumfänglich in Berlin, was tatsächlich für Menschen ganz nett sein könnte, die sich in Berlin auskennen und davon dürfte es in Deutschland vermutlich mehr geben als anderswo. Die US-Botschaft sieht zwar in Wirklichkeit absolut gar nicht so aus wie im Film, das stört aber zunächst nicht. Unfreiwillig komisch wird die Imagination von Regisseur Aleksander Bach erst dann, als die weibliche Protagonistin eine häusliche Auseinandersetzung in Berlin mitbekommt. Schnurstracks geht sie zu einer Art grünem Notruf-Pfosten am Straßenrand, auf dem groß POLIZEI steht, vom Design her ähnlich jenen orangenen auf der Autobahn. Sie legt einen Hebel um und irgendwo beginnt eine Glocke zu läuten. Ob die Polizei dann auch wirklich kommt, wird allerdings nicht mehr abgewartet. Dass es solch avancierte Technik zum Absetzen eines Notrufes in Deutschland gibt, wäre tatsächlich etwas Neues.

© Twentieth Century Fox

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Weg von der Szenenbeschreibung, hin zum Gesamtkonzept: „Hitman: Agent 47“ ist natürlich ziemlich stupider Nonsens, dessen CGI-Effekte manchmal so mies aussehen, als wären sie irgendwo in der Postproduktion steckengeblieben und dessen Actionszenen trotz der einen oder anderen netten Idee eher durch Schnittgewitter als durch kohärente Inszenierung geprägt sind. Dennoch vermag der Film in Teilen seiner 96 Minuten Laufzeit tatsächlich zu unterhalten, wenn auch nur auf einer anspruchslosen Ebene ohne jegliche dramaturgische oder narrative Tiefe. Vier Dinge sind für diesen dezent positiven Eindruck verantwortlich: Erstens gelingt es „Hitman: Agent 47“, seine Titelfigur vermittels zumeist recht stylischer Zeitlupen in Szene zu setzen, welche auch als Visualisierung von dessen erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit gedeutet werden können. Zweitens ist die begleitende Musik sehr stimmig geworden und unterstützt damit die obskure Aura von Agent 47. Drittens wurden einige Dialoge mit Humor gespickt, so dass man manchmal auch etwas zum Schmunzeln hat. Und viertens ist ausgerechnet eine Szene, welche stark an die Spiele-Vorlage angelehnt ist, in diesem Falle das 2014 erschienene „Hitman Go“, die beste des gesamten Filmes: Als Agent 47 und seine weibliche Begleitung in Singapur ankommen, wissen sie, dass Thomas Kretschmann alle Kameras im Blick hat, so dass sie versuchen müssen, den Flughafen zu verlassen, ohne von Sicherheitsleuten oder elektronischen Überwachungsmaßnahmen gesehen zu werden. Diese Szene mit all ihren Ideen zur Umgehung der Observation bei gleichzeitiger Notwendigkeit des Vorwärtskommens ist von Aleksander Bach durch das Antizipieren der Level-Dramaturgie tatsächlich sehr spannungsreich inszeniert worden, davon hätte man sich mehr gewünscht.

Auch „Hitman: Agent 47“ ist nicht die Spiele-Verfilmung geworden, auf die man immer gewartet hat. Objektiv betrachtet ist der Film eher von bescheidener Qualität: miese Effekte, schwaches Drehbuch, kaum ausgearbeitete Figuren und eine Story mit Alibi-Charakter. „Hitman: Agent 47“ ist jedoch kein Totalausfall, denn langweilig wird er eigentlich kaum. Im Kino: nun ja, eher überflüssig. Als simplen DVD-Knaller kann man sich unterhaltsamen Schwachsinn wie diesen allerdings durchaus mal zu Gemüte führen. Wenn gerade nichts Besseres vorhanden ist.

Autor: Jakob Larisch

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