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Die Top Ten des Kinojahres 2011 – Die wahre Perspektive

10. Hell

Ich stimme zwar hinsichtlich des Filmgeschmacks recht selten mit den Kollegen überein, muss an dieser Stelle aber einmal Max beipflichten, dass es ein wirklicher Kampf um die hinteren Plätze war. Dass unser Geschmack dann doch nicht kongruent ist, lässt sich daran erkennen, dass es bei mir Filme wie Planet der Affen und Tree of Life nicht mehr in die Liste geschafft haben. Ich muss sogar zugeben, dass Sucker Punch beinah auch meine Nr. 10 geworden wäre, ich Markus diese Genugtuung dann aber doch nicht zukommen lassen wollte. Geschafft hat es „Hell“, ein wirklich gelungenes deutsches Regiedebüt, das mit seinem für Produktionen aus hiesigen Landen sehr rauen Look überrascht und durch einige Genreversatzstücke und -anleihen einen sehr interessanten Mix und spannenden Film abliefert.

9.True Grit

Für mich zwar nicht der überzeugendste oder unterhaltsamste Film der Coens, aber dennoch unterhaltsam genug, um in diesem Jahr meine Nr. 9 zu werden und im Vergleich zu den zwei vorherigen Produktionen der beiden eine wohltuende Abwechslung zu bieten. Bestechen kann der Film allemal durch seine hervorragende Besetzung. Der Film ist mehr als ein unterhaltsamer Spätwestern – er ist eine Hommage auf den Western sowie auf die literarische Vorlage und zugleich doch eine Art ironischer Blick auf die Konventionen, die dieses Genre hervorgebracht hat.
Persönliche Empfehlung : Unbedingt in der Original-Version schauen.

8. Der Gott des Gemetzels

Die Adaption des Theaterstücks „Gott des Gemetzels“ (OT: Le dieu du carnage ) kann in jedem Fall wirklich als gelungen bezeichnet werden. Und das kann ich sagen ohne den Stoff in seiner Bühnenumsetzung gesehen zu haben. Wer den Titel hört und Polanski kennt denkt vielleicht zunächst an eine Rückkehr zu seinem Frühwerk und wird sicher mehr als nur erstaunt über diesen Film sein. Die 4 einmaligen  Charaktere erschaffen durch ihre Glaubwürdigkeit (bis auf C. Waltz Anfall) und Pointenvielfalt ein unglaublich kurzweiliges und humorvolles Kinoerlebnis.

7. Melancholia

Wie auch Malicks „Tree of Life“ ist „Melancholia“ nicht das Meisterwerk geworden, das ich mir erwartet habe. Ich weiß ich meckere selbst an meiner eigenen Top Ten Auswahl herum und müsste ja eigentlich schreiben wie toll der Film doch sei und zuweilen ist er das auch über weite Strecken sogar. Tolle Schauspieler, die in völligem Einklang zu dieser (wie der Titel nicht nur vermuten lässt) melancholischen Weltsicht agieren. Eine apokalyptisch vergnügliche Obsession erscheint hier, die für mich trotzdem an ihrem zähen letzten Viertel und den aufgedrückten Metaebenen leidet. Zum Schluss noch ein Plus für von Triers Interviews und ein Minus für die Sanktionen der Festivalleitung in Cannes.

6. Pina 3D

Für mich der erste und bis jetzt einzige 3D Film, der die Innovation der Technik richtig zu nutzen weiß und eine unglaubliche Raumtiefe vermittelt ohne effekthascherische Momente, die über das perspektivische Unvermögen von Kameramännern und Regisseuren hinweg täuschen sollen. Eine Doku, die darüber hinaus durch ihre einzigartige Körperlichkeit in den Bann zieht und die auch Zuschauern ohne Tanz-Affinität große visuelle Freude bereiten kann.

5. Sarahs Schlüssel

„Wir alle sind das Ergebnis unserer Geschichte. Und indem wir sie erzählen, lebt sie weiter.“ Mit diesen Worten endet das bewegende und einfühlsame Drama, dass zwischen zwei zeitlich versetzten narrativen Strängen, in denen das Schicksal zweier junger Frauen und deren Familien beleuchtet wird, changiert.

4. Mama Afrika

Wohl eher Hymne auf das Leben und künstlerische Schaffen Miriam Makebas als eine bloße nüchterne Dokumentation. Die Aufnahmen präsentieren Mika Kaurismäki in einer wunderbar rythmisierten Synthese von Interview- und  Archivmaterial . Nicht zuletzt Makebas Charisma und die strahlenden Augen derer, die über sie zu berichten wissen erfüllen diese Hommage mit Leben.

3. Le Havre

Auch auf Platz 3 findet sich in meiner Liste ein finnischer Film, der wiederum aus dem Hause Kaurismäki stammt, diesmal aber vom jüngeren Bruder Aki. Eigentlich bekannt für seinen lakonische Erzählweise und seine Distanz, ja oftmals sogar emotionale Kälte hat hier einen so warmen und herzlichen Film geschaffen, der mich trotz meiner Vorliebe für Kaurismäkis übliche filmische Charakteristika sehr fasziniert hat. Dass der Film nicht den 1. oder 2. Platz belegt hat ist nur mathematischen Problemen geschuldet, denn er steht den folgenden beiden in nichts nach.

2. Biutiful

Leiden… das scheinen in diesem Film ausnahmsos alle Charaktere zu tun. Oftmals subtil, manchmal explizit, aber immer sehr berührend. Und trotz des Leidens zeigt der Film seine optimistischen Züge gerade an dem Willen das Leben auszukosten und das Leid zu bewältigen. Eine uneingeschränkte Empfehlung wenn man Dramen mag und ästhetische Bilder und Geschichten zu schätzen weiß.

1.Black Swan

Da lassen sich keine gebührenden Worte finden. Ich verweise einfach nochmal auf unseren Darren Arranofsky Podcast und zitiere mich selbst frei aus selbigem : „Ich habe den ganzen Film über geschwitzt“

Hier die Gelegenheit direkt reinzuhören :

 

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Kurzfilm 2011

Als kleinen Bonus empfehle ich noch die Kurzdoku „Glebs Film“, dessen Schauplatz ein kleiner Frisörladen bildet. Ein gelungener ironischer Gesellschafts- und Milieu-Blick.

Autor : Robert Dörre

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