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Die Top Ten der besten Science Fiction Filme

All-Time Top-Ten Filmlisten sind immer ein schwieriges Pflaster. Niemals kann man mit nur 10 Punkten allem gerecht werden, was je auf Zelluloid gebannt wurde. Und für alle Puristen nehme ich vorweg, dass Kubrick´s „2001 – Odyssee im Weltraum“ NICHT vertreten ist. Ja, ich empfinde diesen hochgelobten Streifen als extrem langweilig. Darüber hinaus habe ich kategorisch sämtliche Comicverfilmungen ausgeschlossen. Wir reden hier schließlich über Hardcore technische (Zukunfts)visionen. Macht das meine ultimative Liste der besten Sci-Fi Filme im selben Atemzug weniger attraktiv? Ich glaube nicht! Also tauchen wir direkt ein in die Liste der besten auserdachten Technikfilme, die meiner Meinung nach je gedreht wurden:

10. The Thing – Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

John Carpenters Remake von „The Thing from Another World“ besticht durch seine perfekte düstere Atmosphäre, die bestens ausgearbeiteten praktischen Goreeffekte und einen Kurt Russell in Bestform. Im Grunde gibt es nur zwei Sets in der Antarktis angesiedelten Story. Das Hauptlager von Russell und das Lager der Nachbarn, die ein abgestürztes Raumschiff gefunden haben, in dem sich eine Lebensform befindet, die andere Lebewesen imititert und so sein Umfeld unterwandert. Ennio Morricone steuert einen sensationellen Soundtrack bei und macht den Film zu einem Klassiker des Sci-Fi Horrorkinos.

9. Star Trek II – The Wrath of Khan (1982)

Der genetisch aufgewertete und verbannte Khan Noonien Singh sieht zusammen mit seinen Leidensgenossen auf dem Wüstenplanten Ceti-Alpha 6 seine Chance auf Rache, als eines Tages ein Shuttle der Enterprise auf dem Planeten landet. Er will die Genesis-Waffe in seinen Besitz bringen, die in der Lage ist, einen kompletten Planeten auszulöschen, um sich an seinem Erzfeind Captain Kirk – der ihn einst verbannte – zu rächen. „Der Zorn des Khan“ ist für mich definitiv der stärkste aller Star Trek Filme. Die Chemie zwischen Ricardo Montalban als Khan und William Shatner als Captain Kirk passt perfekt. (Angeblich haben sich die beiden Schauspieler während der Dreharbeiten nie zu Geischt bekommen, sind sie doch in keinem Bild zusammen zu sehen und immer auf verschiedenen Raumschiffen unterwegs.) Eine packende Dramaturgie mit klar ausgefeilten Charakteren, einer straffen Regie und einem denkwürdigen Finale machen diesen Film zu einem Klassiker des Science-Fiction Genres.

8. 12 Monkeys (1995)

Im Jahr 2035 hat ein Virus die Planetenoberfläche für Menschen unbewohnbar gemacht. Man schickt Straftäter im Rahmen eines Rehabilitationsprogramms zurück in die Vergangenheit um den Ausbruch des Virus im Jahr 1996 zu verhindern. Dabei stößt James Cole (Bruce Willis) auf die Protestbewegung 12 Monkeys, die für den Ausbruch verantwortlich gemacht wird. Die Story mutet sehr kryptisch an und bis heute herrscht eine gewisse Uneinigkeit über das halb offene Ende. Der Weg dorthin führt durch verschiedene Zeitebenen, eine eher bizarre Visualisierung von Technik und dem Moloch New York des Jahres 1995-96. Selbst der 90er Sonnyboy Brad Pitt ist in seiner Rolle als Irrenanstaltsinsasse Jeffrey Goines kaum wiederzuerkennen. Die einzigartige visuelle Handschrift von Regisseur Terry Gilliam („Brazil“, „Time Bandits“) dringt durch alle Poren. Ich kenne einige, die mit diesem Film wenig bis gar nichts anfangen konnten. Doch ich lobe gezielt die Besetzung (dies ist vielleicht gar die progressivste Leistung in Bruce Willis‘ Karriere und auch eine der Top Rollen von Pitt), das Drehbuch, den Soundtrack und das wundervolle Zusammenspiel all dieser einzigartigen Designs in diesem wahrlich verstörenden Sci-Fi Meisterwerk.

7. Cube (1997)

Eine Gruppe von Leuten erwacht in einem sterilen Raum und hat keine Ahnung, wie sie da hinein gekommen ist. Jeder angrenzende Raum sieht identisch aus zu jenem, in dem sich die Leute befinden. Sie merken jedoch schnell, dass sich in manchen Räumen tödliche Fallen befinden und überhaupt scheint es keinen Ausgang aus diesem Raumgefüge zu geben. Es ist eine sensationelle Fragestellung nach den Prinizipien menschlicher Interaktion und dem Drang zu einer Rechtfertigung von eigenen Handlungen. Wieso existiert dieses Raumkonstrukt? Wo existiert es? Wieso hat man Menschen dort hinein gebracht? Der Film lebt fast ausschließlich von Dialogen. Die Kills durch die Fallen in manchen Räumen sind storydienlich und steuern auf eine spezifische Endaussage hin, wer und ob jemand das Konstrukt verlassen kann. Es ist sensationell zu beobachten, wie alle anderen Filme der Reihe diese wirklich äußerst intelligente Fragestellung ignorieren und sich fast ausschließlich um die Goresequenzen bemühen. Dieser erste Film von Vincenzo Natali katapultierte den Kanadier auf meine Liste der interessantesten Filmemacher des angehenden neuen Jahrtausends. Ich empfehle auch fast ausnahmslos alle seine Folgefilme, bei denen er nur selten das Science-Fiction Genre verließ.

6. Star Wars Episode IV – A new Hope (1983)

Für viele war dieser Film der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Luke Skywalker begibt sich mit Hilfe von Obi-Wan Kenobi, Han Solo, Chewbacca und zwei Droiden auf die Misssion, eine Prinzessin aus höchsten Nöten zu befreien, den Schurken zu töten, seine Stiefeltern zu rächen und die Galaxie zu retten. Für die meisten ist bis dato Episode V der stärkste Teil der Reihe. Das einzige Argument, das ich dagegen setze, ist, dass mir die Dramaturgie von Episode IV besser liegt. Das ist klassischer Heldenstoff: Verlust und Aufbruch, erste Konfrontation mit dem Bösen, drohende  totale Auslöschung und Sieg. Das alles umgesetzt in einem ganz eigens kreierten Universum mit eigener Mythologie, einem Soundtrack, der Generationen überdauerte und noch überdauern wird, sowie einem sensationellen Cast um Mark Hamill, Carrie Fisher und Harisson Ford. It´s a classic!

5. Inception (2010)

Leo DiCaprio ist Experte auf dem Gebiet in Träume einzudringen und jemandem eine Idee einzupflanzen. Simpler kann man die hochkomplexe Handlung dieses Sci-Fi-Thriller-Action-Heists aus dem Hause Nolan kaum umreißen. Dieser Film wurde gezielt für den mehrmaligen Genuss entwickelt. Niemand wird je behaupten können bei der ersten Sichtung alle Ebenen und Hinweise verstanden zu haben. Die Debatte um die gezeigte Realität des Films wird bis heute geführt. Das größte Lob an Christopher Nolan ist, dass er trotz der dargebotenen Vielschichtigkeit von Realität, Raum und Zeit den Zuschauer an die Hand nimmt und ihn durch die Handlung führt. Erst gegen Ende wird dem aufmerksamen Zuschauer klar, dass da noch mehr dahinter steht als der Schluss suggerieren möchte. Sensationelle Story, Cast, Soundtrack und Action.

4. Alien (1979)

Die Crew des Frachters Nostromo geht einem unbekannten Notsignal nach. Während der Rettungsmission wird ein Crewmitglied von einem unbekannten Wesen angefallen, dass sich an seinem Gesicht festsaugt. Schon Ridley Scotts zweite Regiearbeit wurde zum Science-Fiction-Horror-Klassiker und ist der Grundstein eines langlebigen Franchises, das der Meister persönlich im Jahr 2012 mit dem Prequel „Prometheus“ weiterführte. „Alien“ ist perfekter Science-Fiction Horror mit einer sensationellen Atmosphäre, umwerfenden handgearbeiteten Sets und einer Dramaturgie, die soviel Spekulationen zulässt, dass bis heute noch nicht alle Mysterien geklärt sind. Ach ja und: Sigourney Weaver rocks!

3. Matrix (1999)

Neo aka The One aka der Auserwählte erkennt die Illusion unserer Realität als das was sie ist: Ein Computerprogramm. Zugegeben: im Kern ist die Idee nichts Neues, aber das wunderbare Potpourri aus neuartigen Actionsequenzen (Stichwort: Bullet Time), Mangaanleihen und einer sehr durchdachten Optik und Actionchoreografie schafften die Wachowskis 1999 einen Meilenstein des Genres. Und ich breche an dieser Stelle noch eine Lanze und sehe den ersten Matrixfilm immer gefüge mit seinen zwei sehr würdigen Nachfolgern, die die Trilogie komplettieren. Gerade „Matrix Revolutions“ ist Hardcore Sci-Fi von der feinsten Sorte, die dem Zuschauer in Sachen Verständnis einiges abverlangt und wesentliche Versuche unternahm, den Weg zur modernen computergestützten Kampfchoreografie zu ebnen.

2. Terminator 2 – Judgment Day (1991)

Arnie hatte bedenken als good guy aufzutreten und wollte eigentlich gar keine Fortsetzung zu keinem seiner Filme mehr drehen („Conan II“ war ein Flop und das Sequel zu „Phantom Commando“ wurde zu „Stirb langsam“). Glücklicherweise wurde „Terminator 2“ zu einem bis heute unerreichten Meisterwerk, das intelligent Action mit Storytelling verbindet und eine ganz eigene Dystopie aufbaut. Erneut wird ein T-800 in die Gegenwart geschickt, dieses mal jedoch vom älteren John Connor, der sein jugendliches Ich vor einem T-1000 (göttlich: Robert Patrick) beschützen soll. Dieser besteht nämlich aus flüssigem Metall und kann alle soliden Formen gleicher Größe annehmen. (Wenn er komplett aus flüssigem Metall besteht, wieso kann er durch die Zeit geschickt werden? Dies ist doch nur für lebende Materie möglich und warum kommt auch er nackt an?)
Ich halte Cameron zu diesem Zeitpunkt seines Schaffens besonders zugute, dass er Action als Teil der Story inszeniert, die zu neuen Erkentnissen führt, intelligent Handlungsorte verlagert und sich nahtlos in den Erzählfluss einreiht. Ich liebe Arnies legendären Shootout mit einer Minikanone am Fenster eines Hochhauses, bei dem er nahezu endlos in eine Menge Polizisten schießt, um anschließend das Schlachtfeld zu scannen und festzustellen, dass es keine menschlichen Verluste gab, da dies der Befehl von John Connor war. Ich empfehle dringend den 15 Minuten längeren Extended Cut, der einige Zwischenszenen inklusive einem erneuten Auftritt von Kyle Reese beinhaltet und die actionlastigere Kinofassung erst zu einer vollkommenen Dystopie macht. (Nicht umsonst bezeichne ich „Terminator 2“ auch gerne als verkanntes Endzeitdrama.)

1. Blade Runner (1982)

Ridley Scotts zweiter Eintrag in dieser Liste und der direkt im Anschluss von „Alien“ gedrehte Film katapultiert sich dank seiner dichten Atmosphäre, einem sensationellen Plot, der grundlegende Fragen zur menschlichen Existenz und unserer Auffassung von Leben im Allgemeinen aufwirft, auf Platz 1 meiner Liste. Hier stimmt einfach alles: überragende Sets, sensationelle Dialoge, ein Score von Vangelis der einfach nicht von diesem Planeten kommen kann und ein perfekter Cast. Ich weiß gar nicht, wen ich stärker finde, Harrison Ford als Protagonist Rick Deckard oder seinen Replikanten-Gegenspieler Rutger Hauer aka Roy Batty, der auf der Suche nach dem Ursprung seiner Existenz ist und sich einfach mehr Lebenszeit wünscht. „Die Kerze, die von beiden Enden brennt, brennt auch nur halb so lang.“

Honourable Mentions:

Moon (2009): Exzellente Sam Rockwell One-Man Show von Duncan Jones

Der Gigant aus dem All (1999): Sci-Fi für Kids aus dem Hause Warner Bros., das intelligente politische Fragestellungen für die Erwachsenen beinhaltet und massiv ans Herz geht.

Gattaca (1997): Äusserst intelligenter Sci-Fi Thriller von Andrew Niccol mit Uma Thurman, Jude Law und Ethan Hawke.

Looper (2012): Rian Johnsons Low Budget Zeitreisefilm mit Joseph-Gordon Levitt und Bruce Willis. Clever geschrieben, faszinierend umgesetzt.

Cloud Atlas (2012): Knapp hätten es die Wachowskis zwei mal auf die Liste geschafft. Zusammen mit Tom Tykwer inszenierten sie einen ultra intelligent geschriebenen und sensationellen Plot (mit Segen des Autors nach der gleichnamigen Buchvorlage), der in mehereren Zeitebenen spielt und bei dem der Cast um Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Susan Sarandon und vielen anderen immer wieder in andere Rollen schlüpft. WOW!

Sunshine (2007): Da muss ich nicht viel zu sagen, das hat mein Kollege Markus in seiner Review schon getan.

Wer nun bei der Besprechung all dieser Meisterwerke direkt Lust bekommen hat, den ein oder anderen Film zu sichten, kann dies beispielsweise bequem über Maxdome tun. Wir wünschen viel Spaß dabei.

Autor: David Schröder

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