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Die Highligen Drei Könige (2015) Review

© 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

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Die Zeit der großen, millionenschweren Blockbuster-Filmreihen und -Universen ist eine Zeit, in der nahezu jedes Filmstudio bei nahezu jedem Film (auch jenseits von Franchises) eine möglichst niedrige Altersfreigabe anpeilt, um möglichst viele (junge) Menschen ins Kino zu locken und damit eine möglichst breite Verwertbarkeit seiner Filme sicherzustellen. Dies geschieht häufig sehr zum Leidwesen von Action- und Horror-Fans, da viele Werke jener Genres von Studioseite bereits im Vorhinein regelmäßig zensi…, pardon, entschärft werden, um oftmals in glattgebügeltem Schwachsinn zu enden (das „RoboCop“-Remake, „Terminator: Genisys“, „The Expendables 3“). Auch Komödien können davon betroffen sein, was sich im Allgemeinen darin äußert, dass die Figuren sehr harmlos fluchen und sich auch sonst in Bezug auf ihr Gebaren zurückhalten, die Filme daher mit angezogener Handbremse fahren. Schön also, dass sich hier in den letzten Jahren eine, nun ja, Nische von Filmen mit verbal und habituell unverblümtem Frontal-Humor gebildet hat, der sich nicht scheut, in den USA die Altersfreigabe „Rated R“ einzufahren, dabei zwar das eine oder andere Mal gern etwas flacher gerät, aber nichtsdestotrotz grundsätzlich durchaus effektiv und krachend komisch sein kann. Maßgeblich daran beteiligt ist eine häufig unter der Ägide von Regisseuren wie Judd Apatow oder Evan Goldberg agierende Gruppe um Schauspieler wie Seth Rogen, James Franco, Jonah Hill, Dave Franco und Michael Cera, welche in unterschiedlicher Zusammensetzung in Filmen wie „Superbad“, „21 Jump Street“, „Bad Neighbors“, „Das ist das Ende“ oder „The Interview“ zu sehen waren. Stets respektlos, stets durchaus vulgär, auf den Punkt geschriebener Dialoghumor und Slapstick miteinander vereint, dabei immer mit dem Kopf durch die Wand, das zeichnet diese Filme aus. Man mag sie oder man tut es nicht, in Bezug auf die Wertschätzung jener Streifen gibt es vermutlich wenig Spielraum. Der neueste Streich trägt mit „Die Highligen Drei Könige“ den wohl besten deutschen Verleihtitel des Jahres und ist ein in seinen besten Momenten unfassbar witziger Film geworden, der dieses Niveau leider nicht auf allen Ebenen zu halten vermag.

Das inszenatorische Ruder übernimmt dieses Mal „All the Boys Love Mandy Lane“-Regisseur Jonathan Levine, der mit zweien der drei Hauptdarsteller, Seth Rogen und Joseph Gordon-Levitt, bereits in „50/50“ zusammengearbeitet hatte. Diese beiden verkörpern gemeinsam mit Anthony „Falcon“ Mackie ein Freundschaftstrio seit Kindertagen, die seit dem zehn Jahre zurückliegenden Tod der Eltern von Ethan (Gordon-Levitt) jedes Jahr gemeinsam Weihnachten feiern und es dabei so richtig krachen lassen. Doch holt das Erwachsenenleben auch das Trio ein, Isaac (Rogen) bekommt gemeinsam mit seiner Frau Betsy (Jillian Bell) ein Kind und Chris (Mackie) ist ein berühmter Footballstar geworden. Nur Ethan schwebt noch zwischen jugendlichen und erwachsenen Sphären, seine Ex-Freundin Diana (Lizzy Caplan) verließ ihn, weil er sich nicht binden wollte. Isaac und Chris wollen die Weihnachts-Tradition daher künftig ruhen lassen und sie dieses Jahr zum letzten Mal begehen. Klar, dass dabei eigentlich nichts so läuft, wie man sich das dachte. Zudem sieht Ethan einen langjährigen Traum erfüllt: Er findet und stiehlt zwei Karten für den „Nutcracker’s Ball“, die absolut überirdischste Weihnachtsfeier aller Zeiten, so legendär, dass die meisten bislang nur von ihr gehört haben und welche das Trio bereits seit Jahren zu finden versucht.

Wie von einer R-Rated-Comedy gewohnt, ist „Die Highligen Drei Könige“ ein dichtes Gagfeuerwerk geworden, welches jedoch auch ernste Töne anschlägt. Es geht um Verlust, Freundschaft, Familie und Gemeinschaftsgeist und auch wenn natürlich keines der Themen auf Ebene eines Melodrams gehoben wird, so ist die charakterliche Ausarbeitung der Figuren für einen derartigen Film doch erstaunlich. Zwar sind einige der dramaturgischen Wendungen ein wenig vorhersehbar, das schmälert das Potenzial der behandelten Angelegenheiten jedoch nicht wirklich, da Regisseur Levine auch die nachdenklichen Momente gut gelingen. Probleme hat der Filme dann auch eher dann, wenn er weder krachend komisch noch ernsthafter gestaltet ist, sondern sich irgendwo dazwischen befindet. Einige jener Szenen wirken lediglich wie Füllmaterial und nur für die Story relevant, da hätte man an der einen oder anderen Stelle etwas nachjustieren können.

© 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

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Nichtsdestotrotz wird der Zuschauer mit fulminanten Momenten beschenkt, begonnen bereits beim Anfang, welcher in Gedichtform durch einen Off-Erzähler vorgetragen wird, wobei die einzelnen Darsteller jeweils einzelne Zeilen übernehmen, ohne die vierte Wand zu durchbrechen; dies funktioniert in der Originalfassung natürlich besser. Die filmische Dramaturgie folgt hinterher dem Muster: zuerst alle drei Figuren zusammen – dann jeder für sich – am Ende wieder alle drei zusammen. Ein Großteil der grandios komischen Szenen ist dabei neben dem generell wieder einmal sehr gut funktionierenden und knackigen Dialoghumor auf Seth Rogen zurückzuführen. Sein Charakter Isaac konsumiert ab etwa Filmminute zehn bis zum Schluss alle möglichen Drogen, welche alle möglichen Wechselwirkungen miteinander eingehen. Rogen spielt sich dabei die Seele aus dem Leib, von den Solo-Szenen sind seine definitiv die Highlights; und mag der Mann kein Charaktermime sein, innerhalb seines Genres zeigt er, dass er scheinbar als Vollblutkomiker geboren wurde. Allein wegen seiner Leistung lohnt sich schon fast der Kinobesuch.

Auch wenn Joseph Gordon-Levitt und Anthony Mackie nicht ganz an Seth Rogen herankommen, so erhalten auch sie ihre eigenen hervorstechenden Momente und stellen ebenfalls ihr komödiantisches Talent unter Beweis, was in einer sehr kraftvollen Dynamik des Trios mündet. Dabei macht es schlicht Spaß, jedem von ihnen sowie auch ihrem gemeinsamen Agieren zuzusehen, wenn sie eine Karaoke-Bar rocken oder als Running Gag versuchen, Drogen zu kaufen, was von einem grandiosen Michael Shannon als verplantem Drogendealer begleitet wird. Auch Lizzie Caplan als die eigentlich immer noch insgeheim in Ethan verknallte Diana und Mindy Kaling als ihre Freundin Sarah, deren Handyverlust für einige rabiat-komische Momente sorgt, stechen heraus, daneben wartet der Film noch mit zwei extrem lustigen Cameos auf, einmal von einer zuletzt etwas in die Schlagzeilen geratenen Sängerin und einmal…nun ja, das soll hier nicht verraten werden, um den grandiosen Reveal nicht vorwegzunehmen.

Im Großen und Ganzen ist „Die Highligen Drei Könige“ fraglos eher positiv als negativ zu betrachten und Fans der gewohnten Gross-Out-Comedy-Ware à la Seth Rogen kommen definitiv auf ihre Kosten. Lediglich die Narration hätte manchmal kohärenter sein können, einige verknüpfende Momente ziehen das Ganze unnötigerweise etwas in die Länge. Dies sorgt für eine teils unebene Erzählweise, da der Film ein wenig das Naturell einer Sketch-Comedy besitzt, deren einzelne Sketche zwar teils saulustig sind, ihre Verkettung aber manchmal etwas notdürftig vonstatten geht, der innere filmische Motor somit ab und an im Leerlauf läuft. Dies schmälert den fraglos unterhaltsamen Charakter des Filmes allerdings nicht chronisch: Etwas unrund, aber auch wegen der extrem gut aufgelegten Darsteller sehr spaßig.

Autor: Jakob Larisch

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