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Among the Living – Das Böse ist hier (2014) Review

© Tiberius Film

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Ein Quadrupel-Dignity im Trash Talk kommt sicherlich nicht ganz so selten vor wie eine Sonnenfinsternis, trotzdem erwartet man bei einem Film, der mit derartigen Vorschusslorbeeren ausgestattet ist, ein ähnlich astronomisches Erlebnis. Als Vertreter der sogenannten Neuen Französischen Härte haben sich Julien Maury und Alexandre Bustillo mit „Inside – Was sie will ist in dir“ und „Livid – Das Blut der Ballerinas“ bereits international einen Namen machen können, was natürlich die Erwartungshaltung bei ihrem aktuellen Machwerk „Among the Living – Das Böse ist hier“ weiter ansteigen lässt. Wie schon bei „Livid – Das Blut der Ballerinas“ wenden sich die beiden etwas von der expliziten Gewaltdarstellung ab, konzentrieren sich sehr auf die Atmosphäre und setzen gezielt hin und wieder einzelne, blutrote Farbtupfer.

In der Geschichte geht es um die drei Jugendlichen Victor (Théo Fernandez), Tom (Zacharie Chasseriaud) und Dan (Damien Ferdel), die am letzten Schultag nochmal das tun, was Jugendliche an so einem eben Tag tun: Rauchen, eine Scheune abfackeln, in einem Kornfeld rumliegen und im örtlichen, stillgelegten Filmstudio herumlungern. Bei letzterem machen sie eine schreckliche Entdeckung, wie das in einem Horrorfilm nunmal so gang und gäbe ist. In dem Kofferraum eines Autos finden sie eine gefesselte Frau und werden dabei von einem maskierten Mann entdeckt, der doch arg schaurig daherkommt. Anschließend fliehen die drei und werden auf der Landstraße von der Polizei aufgegabelt und zur Strafe für die angezündete Scheune bei ihren Eltern abgeliefert. Natürlich glauben weder die Eltern noch die Polizei den Rabauken ihre Geschichte, doch der geheimnisvolle Mann hat sich schon längst auf die Suche nach den Dreien begeben.

© Tiberius Film

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Aus diesem generischen Plot machen die beiden Franzosen qualitative Standardware, bei denen auch das eine oder andere Horrorfilmklischee bedient wird. So bescheuert wie die deutschen Verleihtitel der bisherigen Werke von Bustillo und Maury klingen, so dämlich verhalten sich auch die Figuren in „Among the Living – Das Böse ist hier“. Niemand hat etwas gegen den stereotypen, dummen Teenie-Slasherfilm-Charakter, der ausgerechnet im Moment der größten Bedrohung nicht rein instinktiv handelt und sich rettet, sondern sein „Gehirn“ benutzt und dadurch in sein Verderben rennt. Da lacht der Zuschauer kurz auf oder schlägt sich mal kurz an den Kopf, wird aber meistens danach auch mit einem aberwitzigen Kill dafür belohnt. Bei „Among the Living – Das Böse ist hier“ zerstört das aber leider die Atmosphäre des sonst sehr stimmungsvollen Horror-Thrillers. Im Gegensatz zu einem Teenie-Slasher soll dieser Film auch kein rundum spaßiges Erlebnis mit Jump Scares sein, sondern eine dichte, spannungsgeladene Geschichte, was dadurch leider nicht vollends gelungen ist.

„Among the Living – Das Böse ist hier“ ist sicherlich kein schlechter Film und kann in den Szenen, in denen der Killer im Haus nach seinem nächsten Opfer sucht, durch seine beklemmende, dichte Spannung punkten. Der Plot ist wahrlich nichts Besonderes und zudem mit allerlei Logiklücken versetzt, was schlussendlich zusammen mit den debilen Charakteren dann doch ein vollständiges Eintauchen in die Atmosphäre verhindert. Maury und Bustillo haben hier einen soliden Film geschaffen, der allerdings zu keinem Zeitpunkt originell daherkommt, weswegen „Among the Living – Das Böse ist hier“ wohl tatsächlich am besten bei Leuten funktioniert, die noch nicht ganz so viele Horrorfilme gesehen haben oder aber mit der Erwartungshaltung herangehen, einen durchschnittlichen Genrefilm zu sehen. Denn im Endeffekt ist „Among the Living – Das Böse ist hier“ genau das, wenn man die Vorschusslorbeeren und die darin begründete Enttäuschung außer Acht lässt. 5/10

Autor: Torsten Stenske

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