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Zorn der Titanen 3D (2012) Review

Louis Leterriers spaßiges Fantasy-Actionabenteuer „Kampf der Titanen“ erhält nun also ein Sequel. Das ist an und für sich nur wenig überraschend, war der Film im Jahre 2010 doch ein bombastischer Kassen-Erfolg und spielte weltweit fast eine halbe Milliarde US-Dollar ein. Ein wenig überraschender ist dann jedoch die Tatsache, dass sich gleich mehrere gravierende Wechsel vor und hinter der Kamera vollzogen haben. Leterrier gab das Regiezepter an Jonathan Liebesman ab und fungiert nun beim Sequel „Zorn der Titanen“ nur noch als Executive Producer, was gleich mehrere weitere Wechsel mit sich zieht. So wurden sowohl die Kameramänner als auch die Komponisten und die Drehbuchautoren ersetzt. Sam Worthington spielt zwar weiterhin Perseus (nun sogar mit sowas ähnlichem wie einer Frisur), doch weitere bekannte Gesichter sucht man fast vergebens: nur noch Ralph Fiennes als Hades, Danny Huston als Poseidon und Liam Neeson als Zeus sind dem Cast erhalten geblieben. Die anderen Götter, die im ersten Teil sowieso eher zu Statisten degradiert wurden, sucht man indes vergebens. Dass jedoch die Halbgöttin Io, in „Kampf der Titanen“ von der wundervollen Gemma Arterton souverän zwischen kämpferischer Amazone, weiser Lehrerin und verletzlicher Schönheit hin- und herwechselnd verkörpert, im Sequel nun fehlt (Arterton war in der vorgesehenen Drehzeit bereits ausgebucht) stört bereits gleich zu Beginn den Gesamteindruck immens. Alexa Davalos wurde in ihrer Rolle als Andromeda von der ebenso ansehnlichen Rosamund Pike abgelöst, was sich aber als sehr funktional herausstellt, da man Pike die Spartanerkönigin weitgehend abnimmt, was wohl schwierig gewesen wäre, wenn man Davalos weiterhin in der Rolle beibehalten hätte, verkörperte diese im Vorgängerfilm doch eher eine zerbrechliche Prinzessin, die nur bedingt das Zeug zur großen Kriegerin aufwieß. So stellt sich der Schauspielerwechsel parallel zum Imagewechsel von Andromeda als glückliche Fügung heraus, da Davalos an einer Fortsetzung nicht interessiert war.

Der Film beginnt direkt mit dem bereits erwähnten Publikumsdämpfer: Perseus steht am Grab seiner geliebten Frau Io, die im vorangegangenen Film seine Beschützerin, Lehrmeisterin, Gefährtin und große Liebe darstellte. Vielleicht nicht gerade der glücklichste Umstand bei der Produktion des Films, dass ein solch liebgewonnener und sympathischer Charakter aus der Story gestrichen werden musste. Da er seiner Frau am Sterbebett versprach, sich und seinen Sohn Helios aus kriegerischen Auseinandersetzungen herauszuhalten, verdingt sich der Halbgott Perseus nun als einfacher Fischer, wie es bereits sein menschlicher Adoptivvater vor ihm tat. Auch sein Sohnemann soll ihm irgendwann auf diesem Pfad folgen und in seine Fußstapfen treten. Doch das Schicksal wird Perseus ein weiteres Mal in die Schlacht rufen. Da die Gebete der Menschen langsam aber sicher versiegen, schwindet die Kraft der Götter, welche dadurch Gefahr laufen, die Titanen unter der Führung von Kronos nicht mehr in ihrem Gefängnis halten zu können. Nachdem jedoch Zeus und Poseidon von Ares und Hades verraten wurden, sieht es schlecht aus für die Zukunft der Menschen: Poseidon stirbt und Zeus wird gefangengenommen, um ihm seine Macht zu entziehen und so Kronos aus seinem Gefangenendasein zu erlösen. Nur einer vermag es nun, Zeus zu befreien und die finsteren Pläne der beiden Verräter aufzuhalten: Perseus. Nachdem dieser dann Spiderman-like erfährt, dass aus großer Kraft schließlich große Verantwortung erfolgt und dass man eben zum Handeln gezwungen ist, wenn Unrecht geschieht, macht er sich auf den Weg zu Königin Andromeda, die inzwischen ein eigenes Heer befehligt und erhält sowohl von ihr als auch vom Halbgott Agenor (Toby Kebbell), Sohn des Poseidon, Unterstützung bei der Suche nach Hephaistos (Bill Nighy). Dieser nämlich kennt als Einziger den Weg in das labyrinthartige Gefängnis von Kronos, in welchem nun also auch Zeus gefangen gehalten wird.

Jonathan Liebesman ist ein Freund von Pyrotechnik, das hat er bereits mit „World Invasion: Battle Los Angeles“ bewiesen. Was er mit diesem Film ebenfalls bewiesen hat, sind die folgenden zwei Dinge: Liebesman hat keinen sonderlich ausgeprägten Sinn für Humor und er tendiert dazu, Action mittels verwackelter (Steadicam-)Aufnahmen auf die Leinwand zu bannen, um den Zuschauer unmittelbar ins Geschehen zu werfen. Hat beides in „World Invasion“ noch prima funktioniert und dem Film dadurch einen rauen Charme verliehen, geht Liebesmans Rechnung bei „Zorn der Titanen“ indes nur bedingt auf. Zu viel Rauch, zu viel Feuer, zu viel Grau- und Brauntöne dominieren die Ästhetik des Films, dieser wirkt ein ums andere Mal schlicht und einfach zu sehr wie ein moderner Kriegsfilm, was natürlich bei Liebesmans bereits erwähntem vorherigen Film super zur Atmosphäre passte, nun aber „Zorn der Titanen“ seines Fantasycharmes beraubt. „Kampf der Titanen“ war hingegen viel farbenfroher und begeisterte durch seinen augenzwinkernden Hochglanz-Trash-Appeal: Popcorn-Unterhaltung in Reinkultur, manchmal etwas blödsinnig, oftmals komplett sinnfrei und ohne Anspruch aber dafür sehr, sehr spaßig und unterhaltsam. Dem Sequel geht dieser Charme jedoch fast völlig ab. Zwar wurden auch im Vorgänger viele Gefährten des Helden getötet und natürlich erhielten nicht alle ein Profil, aber dieser Film vermochte es, dem Zuschauer fast zehn auf ihre jeweils eigene Art liebenswerte Charaktere zu präsentieren, an deren Schicksal man auch Anteil nahm. Egal ob der grimmige Hauptmann Draco, der nicht minder bärbeißige Soldat Solon, welcher immer einen passenden Oneliner parat hatte, oder auch die beiden chaotischen und jagderfahrenen Brüder: „Kampf der Titanen“ war stets humorvoll und sympathisch. Doch in „Zorn der Titanen“ gibt es lediglich die vier Helden Perseus, Agenor, Hephaistos und Andromeda, denen es erlaubt ist, zum Zuschauer eine Beziehung aufzubauen, denn Andromedas Garde bleibt farblos und austauschbar. So obliegt es dann auch Agenor und Hephaistos für die humorvollen Momente des Films zuständig zu sein, doch dies gelingt ihnen nicht durchgehend und ist drehbuchtechnisch auch überhaupt nicht so beabsichtigt, da Liebesmans Film eher zur Ernsthaftigkeit tendiert.

Schick sind allerdings die digitalen Effekte, die Kulissen und die Ausstattung. Kronos und sein Gefängnis sind die visuellen Prunkstücke des Films und können auch auf ganzer Linie überzeugen. An der 3D-Front lässt sich weder etwas sonderlich Positives noch etwas Gegenteiliges vermelden, kurzum: die Dreidimensionalität hätte man sich mal wieder getrost sparen können. Negativ ins Gewicht fällt allerdings noch der Kinderdarsteller des Helios: ich frage mich ehrlich gesagt, wer dem armen Jungen empfohlen hat, ständig einen so unglaublich dämlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Bitter enttäuscht hat mich auch die lieblos dahinplätschernde Musik von Javier Navarrete, die irgendwie überhaupt keinen bleibenden Eindruck hinterlässt und dem heroischen und zugleich augenzwinkernden Score von Ramin Djawadi in keinster Weise das Wasser reichen kann.

Was bleibt also übrig, wenn man all das bedenkt, was der Film doch so offensichtlich falsch macht? Meines Erachtens ein immer noch sehenswerter Film, der zwar nicht an den Vorgänger heranreicht, was vor allem an der gänzlich anderen Ausrichtung der Story und der Inszenierung liegt, aber dennoch über weite Teile durchaus zu unterhalten vermag. Liebesmans Sequel ist immer nah dran am Geschehen, manchmal gar etwas zu sehr, doch gelingt es dem Film dennoch ein paar beeindruckende Bilder zu liefern und für solide Unterhaltung zu sorgen. Alles in allem schafft es „Zorn der Titanen“ aber nicht über den Durchschnitt hinaus, die Rechnung des Regisseurs, seine bewährte Kriegsaction-Ästhetik mit Fantasy-Abenteuerelementen zu kreuzen geht nur bedingt auf und so bleibt eben ein fader Beigeschmack zurück. Hatte ich mich wieder mal auf „epischen Scheiß“ im positiven Sinne gefreut, war der Kinobesuch diesmal doch eher eine kleine, aber zu verschmerzende Enttäuschung. Vielleicht eher weniger episch, aber dafür umso mehr scheiße könnte man nun meinen, doch das wäre zu kurz gegriffen, ist Liebesman doch mit „Zorn der Titanen“ immerhin noch ein relativ kurzweiliger Film gelungen, der durchaus vieles richtig macht, es aber nicht schafft, den Zuschauer kontinuierlich bei der Stange zu halten, trotz seiner eher geringen Laufzeit von 100 Minuten. Bedenkt man, dass gerade die zahlreichen Wechsel in der Personalabteilung zum nur durchschnittlichen Gesamteindruck beitragen, sollten sich die Produzenten vielleicht doch diesen gut gemeinten Ratschlag zu Herzen nehmen: never change a winning team.


Autor: Markus Schu

One Response to “Zorn der Titanen 3D (2012) Review”

  1. 1
    Nechoj Says:

    Ein visuelles Spektakel mit schwacher Story. Das Drehbuch war, wie eigentlich nicht anders zu erwarten, langatmig, durchschaubar und einfallslos. Die Dialoge stumpf und abgeflacht und das ganze Potential was in der eigentlichen Geschichte drin steckt wurde nicht mal annähernd rausgeholt. Die schauspielerische Leistung der Darsteller hatte genauso seine Schwächen . Besonders von Schauspieler-Größen wie Liam Neeson und „Ralph Fiennes“ wurde man zutiefst enttäuscht und man hat sich gefragt, warum sie es überhaupt nötig haben in so einem Film mitzuspielen. Kurzum konnte der Film alleinig mit seinen animierten Effekten eine Empfindung von Spannung rauskitzeln, doch wurde sie nach kurzer Zeit wieder zu nichte gemacht. Ein Film, den man sich eigentlich schenken kann.

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