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Wallace und Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (2005) Review

© 20th Century Fox Home Entertainment

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Ein leicht verschrobener Erfinder mit seltsam breitem Grinsen. Ein Hund mit Uni-Abschluss, stumm und ohne Mund, aber nicht minder genial als sein Herrchen. Die Rede ist natürlich von Wallace und Gromit, den Vorzeige-Stop-Motion-Knetfiguren (man spricht hier auch von Claymation) der britischen Aardman-Studios unter der Leitung von Peter Lord, Nick Park und David Sproxton. Man mag es kaum glauben, aber erst im Jahre 2005 spendierte man den Heroen des tagtäglichen Irrsinns den ersten abendfüllenden Spielfilm nach ihren überaus beliebten, erfolgreichen und mit Auszeichnungen bedachten drei Kurzfilm-Eskapaden „Alles Käse“ (1989), „Die Techno-Hose“ (1993) und „Unter Schafen“ (1995) – alle waren in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ für den Oscar nominiert, mit den beiden letztgenannten Filmen konnte Nick Park sogar jeweils einen Goldjungen gewinnen. Mit dem 2005 erschienenen „Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen“ wurde dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt: der Gewinn des Oscars im Jahre 2006 für den besten animierten Spielfilm (als erster und bisher einziger Stop-Motion-Film) für das Regie-Duo Nick Park und Steve Box sowie ein großer finanzieller Erfolg. 192 Millionen US-Dollar wurden als Einnahmen verzeichnet, bei einem bescheidenen Budget von 30 Millionen. Ein sensationeller Erfolg, der vor allem eines ist: verdient!

In ihrem ersten Langfilm-Abenteuer haben Wallace (Stimme: Peter Sallis) und Gromit mit ihrer Firma zur humanen Schädlingsbekämpfung alle Hände voll zu tun: da in ihrer Heimatstadt ein jeder dem alljährlich stattfindenden und prestigeträchtigen Riesengemüse-Wettbewerb entgegen fiebert, sind die beiden ständig auf der Jagd nach ultra-putzig designten Häschen (okay, mit Schweinsnasen, aber wen stört’s?), die die Gemüsebeete unsicher machen. Um der Natur der Hasen ein Schnippchen zu schlagen, entwickelt Wallace ein Gerät, das seine Gedanken auf die possierlichen Tierchen übertragen soll – der Appetit auf Gemüse soll ihnen dadurch ausgetrieben werden. Doch es kommt, wie es kommen muss: Irgendwas geht natürlich gehörig schief. Und alsbald müssen sich unsere Helden nicht nur mit dem schießwütigen Betrüger Lord Victor Quartermaine (Ralph Fiennes) herumschlagen, sondern auch mit einem Riesenkaninchen, das sein Unwesen treibt. Im Endeffekt könnte dies im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass Wallaces Angebetete Lady Tottington (Helena Bonham Carter) den von ihr ausgerichteten Gemüse-Wettbewerb absagen muss – unser Heldenduo versucht dies natürlich um jeden Preis zu verhindern und dem Wesen Einhalt zu gebieten. Wer wohl überhaupt hinter dem mutierten Karnickel stecken mag?

© 20th Century Fox Home Entertainment

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Wer sich an die grandiose Miniatur-Eisenbahnszene aus „Die Techno-Hose“ erinnern kann, der weiß es bereits, allen anderen sei es hiermit gesagt: Das Männlein und sein Hund aus Plastilin stehen für puren Wahnwitz und ein Feuerwerk an kreativen Ideen. Absurd-geniale Erfindungen, technischer Firlefanz, trockener sowie Slapstick-Humor, subtile (oder auch minder subtile) sexuelle Anspielungen, augenzwinkernd-offensive visuelle Gags und britischer Charme sind die Zutaten dieses rasanten „W&G“-Abenteuers. Hinzu kommen – man hat es vielleicht schon geahnt – zahlreiche Anspielungen auf die Popkultur und vor allem die (Horror-)Filmgeschichte: „Die Fliege“, „King Kong“, Falcos „Rock Me Amadeus“ etc. werden persifliert und liebevoll zitiert. Die lustigen Erfindungen und der großartige stoische Stummfilmhumor von Gromit ergeben in Kombination mit dem Unterlaufen, Unterbrechen, Umcodieren und Parodieren von Standardsituationen sowie teils offensichtlicher Kritik an bürgerlicher Bigotterie und Kleinbürgertum im Allgemeinen ein total irres und unglaublich liebenswertes Animationsfilm-Meisterwerk, das sich kein Filmfreund entgehen lassen darf. Die brillante Titelmelodie geht mir nun schon seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf – es ist wohl höchste Zeit, sich mal wieder die alten Kurzfilm-Klassiker zu Gemüte zu führen. Für ihre Jagd nach dem Riesenkaninchen bekommen Wallace und Gromit von mir eine 9/10.

Autor: Markus Schu

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