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Transporter 3 (2008) Review

© Universum Film

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Dritte Runde, doch diesmal mit neuem Regisseur: Louis Leterrier hat das Zepter an Olivier Megaton (nicht zu verwechseln mit dem Antagonisten aus den „Transformers“-Filmen) abgegeben, Luc Besson und Robert Mark Kamen steuern wie schon zuvor wieder das Drehbuch bei. Nur diesmal leider eines aus der Kategorie „inspirationslos“.

Der Fiesling Jonas Johnson (Robert Knepper) hat Valentina (Natalya Rudakova), die Tochter des ukrainischen Politikers und Umweltschutzbeauftragten Leonid Tomilenko (Jeroen Krabbé) entführt und droht, sie umzubringen, sofern Tomilenko nicht einen Vertrag mit einem dubiosen Konzern unterschreibt, welcher seinen Giftmüll mittels Containerschiffen in der Ukraine deponieren will. Wie passt jetzt unser Held Frank Martin (Jason Statham) ins Gesamtbild? Durch gewisse Verwicklungen landet Valentina plötzlich in seinem Auto und er muss sie nach Odessa fahren. Explosive Armbänder an den Handgelenken der beiden sollen sicherstellen, dass sie sich nicht vom Auto entfernen und die Flucht ergreifen. Warum die Drehbuchautoren allerdings zuerst verheimlichen, dass Valentina die Fracht und Odessa der Zielort ist, mag sich mir nicht so recht erschließen. Wie manch andere Sachen auch…

„Transporter 3“ ist der längste Teil der Trilogie mit Jason Statham und erzählt trotzdem am wenigsten. Es ist super ärgerlich, wenn man mal hinter den Vorhang blickt und erkennt, wie rudimentär die Story, ja wie selbstzweckhaft der Plot zusammengeschustert worden ist. Ich hab echt nix gegen formelhafte Action-Filme einzuwenden, ich mag ja schließlich auch „The Transporter“ ganz gern und „Transporter – The Mission“ feiere ich sogar, aber der dritte Teil ist einfach ohne Verve, ohne Charakter, ohne Charme und dazu handwerklich auch etwas anders – wenn nicht sogar etwas schlechter – als seine Vorgänger. Das Turbo-Editing und die ganzen Bildbearbeitungen passen irgendwie nicht so ganz zum „Transporter“-Stil, die coolen Choreos gehen dabei ein wenig unter. Man könnte in diesem Zusammenhang sogar fast so weit gehen und Teil 3 unterstellen, dass er dem Franchise damit in gewisser Weise seine Markenzeichen raubt bzw. diese preisgibt – „Transporter 3“ ist meistens einfach viel zu unübersichtlich in seinen Actionszenen.

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Man hat fast den Eindruck, der Abschluss der Trilogie pfeife auf eine irgendwie in sich stimmige und logische Geschichte, zu oft habe ich mich beim Schauen dabei ertappt, wie ich versucht habe, die einzelnen Handlungselemente in einen kausalen Zusammenhang einzuordnen und leider noch öfter musste ich enttäuscht feststellen, dass diese Zusammenhänge nicht wirklich schlüssig oder überhaupt gegeben sind. Bestes Beispiel: Warum düsen unsere Helden überhaupt los? Warum treten sie den Roadtrip überhaupt an? Sie könnten sofort zur Polizei fahren, um sich dort in Schutz zu begeben und sich die Armbänder entfernen zu lassen. Stattdessen tut Frank das, was ein Mann tun muss oder zumindest das, was ein Mann glaubt, tun zu müssen. Nun ja, der Denkapparat wird bei „Transporter 3“ generell eher selten gefordert. Wenngleich auch Teil 1 und Teil 2 sicherlich nicht perfekt waren, gerade was die Narration anbelangt, so haben beide Vorgänger es doch jeweils vermocht, über ihre Logiklücken hinwegzutäuschen bzw. zu –trösten. „Transporter 3“ gelingt dies leider nicht, Megatons Film vermag es über weite Teile nicht, die Drehbuchschwächen mithilfe einer interessanten audiovisuellen Gestaltung zu kompensieren, weswegen man sich dann als Zuschauer beim Zerpflücken der Handlung ertappt. Die Story wird unnötig kompliziert erzählt und bremst sich teilweise selbst aus. Die Love Scene ist absolut peinlich und daher ziemlich zum Fremdschämen, physikalisch-unmöglicher und dementsprechend absoluter Unfug wie z.B. der Stunt auf zwei Reifen ist im Endeffekt nicht wirklich lustig, sondern einfach nur totaler Quatsch.

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Unterm Strich bleiben dann nur drei nennenswerte Sequenzen bzw. Einfälle, die den Film doch noch zumindest teilweise genießbar und unterhaltsam machen: Zum einen die coole Parallelmontage zu Beginn, die zwischen einer Situation beim Angeln und einer wilden Verfolgungsjagd match-cut-mäßig hin und her wechselt; zum anderen die coole Fahrrad-Aufholjagd von Frank, als er aus seinem Auto geworfen wird und das Armband zu explodieren droht sowie der ultralustige Kampf gegen „den Brecher“ (Semmy Schilt), den Frank dann auf die Bretter bzw. „ins Grab“ schickt, was extradiegetisch von Glockenklängen begleitet wird. Die kreativen Verantwortlichen haben auch in das zweite Sequel noch coole Ideen hineingesteckt, doch leider ziehen diese den Karren am Ende doch nicht mehr aus dem Dreck. Dass die Reihe keine Anstalten macht, den ambivalenten Helden etwas differenzierter auszuleuchten – das war mir klar, das verzeihe ich gerne, auch wenn es natürlich echt schade ist, dass dies in keinem der Teile richtig seriös geschieht. Aber dass Megatons Sequel zu den beiden sehenswerten Leterrier-Filmen trotz Corey Yuens Martial-Arts-Choreographien und dem Charisma von Jason Statham nur noch ansatzweise den B-Movie-Charme der Vorgänger atmet, nun ja, das ist eigentlich geradezu ein Ding der Unmöglichkeit und unverzeihlich. Mehr als 4/10 sind dann am Ende leider nicht drin.

Autor: Markus Schu

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