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Teenage Mutant Ninja Turtles (2014) Review

© Paramount Home Entertainment

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Auf eine sehr zweifelhafte Weise weiß man, dass man es als Regisseur in Hollywood geschafft hat, wenn einem die Gestaltung von Filmen vorgeworfen wird, für deren Regie man nicht einmal verantwortlich zeichnete. So geschehen bei Krach-Bumm-Meister Michael Bay, ohnehin eine ständige Zielscheibe der Filmkritik, der mit seiner Produktionsfirma Platinum Dunes seit 2010 ein Kino-Reebot der „Teenage Mutant Ninja Turtles“ in der Pipeline hatte. Dass er den Film nur produzierte und seinem Kumpel Jonathan Liebesman den Regiestuhl überließ, der für Platinum Dunes bereits den eher mäßigen „The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“ (2006) realisierte, ging zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung gern ein wenig unter. Insbesondere Bays im Produktionsprozess geäußerte Idee, den Turtles einen Alien-Ursprung zu geben, sorgte für einen Aufschrei und Panik in der Fangemeinde, die auch sein Zurückrudern wenige Wochen später nicht endgültig beruhigen konnte. Final sind die Turtles tatsächlich keine Aliens und Megan Fox darf dieser Idee im Film sogar einen kurzen Seitenhieb verpassen. Ansonsten bietet „Teenage Mutant Ninja Turtles“ eine merkwürdige Mischung aus einem Drehbuch der Marke „nun ja“, exzellenten Visual Effects, offensiv-krachendem Humor und tatsächlich etwas, das man zumindest bei den letzten Michael-Bay-Filmen vermisste: einen gewissen Charme.

April O’Neil (Megan Fox) ist eine erfolglose Reporterin beim New Yorker Fernsehsender „Channel 6“. Sie träumt vom großen journalistischen Durchbruch, wird jedoch von keinem so richtig ernst genommen, auch nicht von ihrem ihr ansonsten wohlgesonnenen Kameramann Vern Fenwick (Will Arnett). Als sie eines Abends den mysteriösen „Foot Clan“, der New York seit einiger Zeit mit kriminellen Aktionen in Angst und Schrecken versetzt, bei einem Raubzug beobachtet, wird sie Zeuge, wie dieser durch rätselhafte Gestalten mit scheinbar übermenschlichen Kräften vereitelt wird. April findet heraus, dass es sich um vier mutierte Ninja-Schildkröten unter der Ägide einer ebenfalls mutierten Ratte handelt, die aus einem gemeinsamen Experiment ihres mittlerweile verstorbenen Vaters mit dem Industriellen Eric Sacks (William Fichtner) resultieren. Dieser arbeitet nun mit dem mächtigen Shredder (Tohoru Masamune) zusammen, sie beide verfolgen gemeinsam einen diabolischen Plan, den April und die Turtles mit vereinten Kräften verhindern müssen…

Klar, „Teenage Mutant Ninja Turtles“ ist auf der einen Seite extrem generisch, die Story hat man schon hundert Mal gesehen. Gute Jungs gegen böse Jungs, wobei sich der Oberbösewicht nicht gleich zu erkennen gibt. Irgendwer wird entführt und muss befreit werden, während die Vaterfigur in Lebensgefahr schwebt. Diese Punkte gehören ebenso zu dieser Art Film wie der Kampf gegen den zuvor eher mäßig beleuchteten Endgegner, der nur mit Mühe zu gewinnen ist oder das eigentlich unmotivierte Verraten des Schurken-Plans, der nur aus diesem Grund später verhindert werden kann. Auf Basis des Scripts darf man also nicht viel Neues erwarten und wenn die Ratte Splinter nach einer Stunde Laufzeit Raffael unter kraftlosem Husten und Keuchen mitteilt, dass er seine drei entführten Brüder retten und sich nicht um ihn kümmern soll, ist schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass den Turtles definitiv irgendwas einfallen wird, um ihn zu retten.

© Paramount Home Entertainment

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Nix neues bei der Dramaturgie also und auch von Charakterzeichnung kann man in „Teenage Mutant Ninja Turtles“ natürlich nicht sprechen. Dennoch macht der Film auf dieser Ebene das Entscheidende richtig, denn durch die permanente Fröhlichkeit und die rebellische Rabauken-Attitüde der vier Schildkröten schließt man sie als Zuschauer schon nach fünf Minuten ins Herz. Was Shia LaBoeuf in drei „Transformers“-Filmen nicht schaffte, erreichen vier Motion-Capture-Wesen postwendend: Man identifiziert sich mit ihnen. Dem zugute kommt auch, dass die Drehbuchautoren ihre wachen Momente komplett in die Turtles-Dialoge gesteckt haben. Während Megan Fox und Will Arnett zumeist verbale Phrasen austauschen, dürfen die vier Schildkröten nach Lust und Laune One-Liner abfeuern, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Der Film ist sich seines komödiantischen Potenzials voll bewusst und schöpft dieses in Gänze aus. Humorige Anspielungen auf die Popkultur wechseln mit teils grandios inszenierter Situationskomik (Stichwort Fahrstuhlszene). Auf dieser Ebene kann man dem Film in der Tat keinen Vorwurf machen.

Visuell schöpft „Teenage Mutant Ninja Turtles“ schließlich richtig aus den Vollen. Das Motion- und Performance-Capture-Spiel ist top und auch wenn man Splinter seine CGI-Herkunft teils noch ansieht, so stellt man den Realitätsgrad der vier Schildkröten zu keinem Zeitpunkt in Frage. Keine Spur mehr vom Gummi-Look, an dem die drei alten Turtles-Kinofilme noch krankten, stattdessen hat man es mit zwei Meter großen, mutierten und sprechenden Schildkröten zu tun, die aussehen, wie zwei Meter große, mutierte und sprechende Schildkröten nun einmal aussehen. Auch die Action-Schauwerte sind großartig, nur hätte es an dieser Stelle gern mehr sein dürfen. Die Kanalisations-Kloppereien der Turtles mit dem Foot Clan sind leider zu schnell vorbei und die schlichtweg fantastische Haupt-Actionsequenz einer durchgeknallten und etwa fünfzehnminütigen Verfolgungsjagd einen vereisten Berg hinunter macht einen solchen Spaß, dass man sich hinterher mit offenem Mund eine Verlängerung wünscht. An dieser Stelle wie auch mit Abstrichen im Endkampf lohnt sich übrigens der 3D-Aufpreis.

© Paramount Home Entertainment

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Megan Fox tut es ganz gut, mal nicht nur als schmückendes Beiwerk vor einstürzenden Häuserfronten und Robo-Prügeleien eingesetzt zu werden. Eine Oscar-Preisträgerin wird aus ihr in diesem Leben zwar vermutlich nicht mehr, dennoch schadet die neue Funktion einer Hauptrolle weder ihr noch dem Film. Will Arnett als ihr Sidekick wie auch William Fichtner als Bösewicht sind komplett unterfordert, geben aber beide eine solide Performance ab, die gut genug ist, um ihre Rollen als das anzunehmen, was sie sein sollen. Und was zum Teufel macht eigentlich Whoopi Goldberg in diesem Film?

Hardcore-Nostalgiker werden mit dem Update der „Teenage Mutant Ninja Turtles“ sicher nichts anfangen können, denn welcher millionenschwere Blockbuster erreicht schon den Charme von Kindheitserinnerungen? Dennoch ist es wahrlich keine Schande, eine Empfehlung für diesen Film auszusprechen, denn Spaß macht er allemal. Wer keine dramaturgischen Innovationen sucht, sondern eine visuell fulminante und durchaus charismatische Actionkomödie, ist mit der 2014er-Ausgabe von Leonardo, Michelangelo, Donatello und Raffael bestens bedient. Ein Sequel ist für 2016 bereits angekündigt. Kowabunga!

Autor: Jakob Larisch

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