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Guardians: Beschützer (2017) DVD-Kritik

© capelight pictures

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Nachdem bei einer militärischen Testvorführung eine neuartige Waffe außer Kontrolle gerät, entschließt sich das russische Verteidigungsministerium dazu, eine beinahe in Vergessenheit geratene Ansammlung von Soldaten zu reaktivieren, die durch Experimente übermenschliche Fähigkeiten erlangt hatten, mit dem Krieg von Väterchen Russland aber eigentlich nichts mehr zu tun haben möchten.

Hollywood ist nicht erst seit dem Remake der „Millenium“-Trilogie dafür bekannt, seine Ideen gerne aus anderen Ländern zu importieren, ihnen einen patriotischen Anstrich zu verpassen und starbesetzt noch einmal zu inszenieren. Das mag ab und an gelingen („The Ring“, „The Departed“), ziemlich oft geht der Schuss aber auch nach hinten los („Oldboy“), da sich die eigentliche Idee des Films, der unverzichtbare Kern verliert. Präsentiert wird den Zuschauern dann ein lebloses Werk, das nur von den Vorschusslorbeeren lebt, die es seinem Original zu verdanken hat. Doch Hollywood ist hinsichtlich grausamer unverdaulicher Remakes nicht nur zwingend Täter, sondern gelegentlich auch Opfer. So lässt sich zunächst hauptsächlich Bollywood gerne von seinem großen US-Bruder inspirieren, um einige Sequenzen oder gar komplette Filme eins zu eins zu übernehmen und auch hier gibt es sowohl positive wie negative Adaptionen amerikanischer Originalwerke. Doch nicht nur Bollywood, auch andere Länder bedienen sich gerne mal im Hollywood-Pool: So beispielsweise Russland, wobei man den dort entstandenen Superheldenfilm „Guardians“ zur Kategorie der negativen Umarbeitungen zählen sollte. Natürlich hat dieser Film Aspekte, die man herausstellen kann. So wirkt er phasenweise teurer als die fünf Millionen Euro, die er in der Produktion gekostet haben soll. Einige Kampfszenen sehen dementsprechend ganz gut aus und können durchaus mit günstigeren Hollywoodproduktionen mithalten.

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Die negativen Aspekte des Films überwiegen allerdings. Sobald etwas mehr CGI zum Einsatz kommt, wird man daran erinnert, dass es sich hierbei um einen absoluten Low-Budget-Film handelt. Aus der Not wurde dabei keine Tugend gemacht, während andere Filme mit nicht sonderlich aufwendigen Tricks das Problem eines geringen Budgets kaschieren konnten und diese Kniffe mehr oder weniger in die eigentliche Handlung mit aufnahmen. So sieht man beispielsweise in „Der Weiße Hai“ (1975) sehr viele POV-Shots aus der Sicht des titelgebenden Tieres, da Steven Spielberg kein ausreichendes Budget hatte, um den Hai in den entsprechenden Szenen glaubwürdig genug darzustellen. Die Charaktere wirken zudem allesamt wie billige Kopien ihrer Hollywoodvorbilder: Ler (Sebastien Sisak) ist, was das Aussehen angeht, Leonidas aus „300“ (2006) nachempfunden, sein Verhalten ähnelt „Hancock“, wobei es ihm jedoch an emotionaler Tiefe fehlt. Khan (Sanzhar Madiyev) hat die physische Präsenz und Verwegenheit von Gambit, gepaart mit den Teleport-Fähigkeiten von Nightcrawler (beide aus dem „X-Men“-Univertsum). Im Film selbst wird mehrmals erwähnt, dass er der Bruder von Wade Wilson sei und zudem für dessen Tod verantwortlich. Dies wird allerdings wiederum insoweit revidiert, als dass man ihn darauf aufmerksam macht, dass Wade Wilson letztes Jahr einen Film gedreht habe. Ursus (Anton Pampushnyy) ist der Hulk dieser Geschichte, nur verwandelt er sich, wenn er wütend ist, nicht in einen großen grünen Übermenschen, sondern in einen großen Bären, weil Russland (oder so ähnlich). Xenia (Alina Lanina) schließlich hat die Fähigkeit von Sue Storm. Mehr gibt es zu ihrer Rolle tatsächlich nicht zu sagen.

Die Geschichte an sich ist so generisch, dass man sie in wenigen Worten zusammenfassen kann: Ein ehemaliger genialer Wissenschaftler möchte sich rächen, ein Team von Superhelden möchte ihn aufhalten, scheitert, rauft sich zusammen, versucht es noch einmal, scheitert fast und besiegt schlussendlich den schier übernatürlichen Gegner, nachdem ihnen klar wird, dass das Team wichtiger ist als jeder einzelne von ihnen. Diese Formel wendet auch Hollywood en masse an, jedoch geben sich die US-Amerikaner oftmals auch etwas Mühe bezüglich des Storytellings, um die Entwicklung der Gruppe als solche glaubwürdig zu machen. Hollywood erinnert uns daran, dass wir uns in einer irrealen Realität befinden, die Charaktere aber echte Menschen repräsentieren sollen. „Guardians“ hingegen verlässt sich darauf, dass der Zuschauer kein Interesse an den Brücken zwischen den einzelnen Handlungsbausteinen benötigt und präsentiert stupide Sequenz um Sequenz, bis der Film irgendwann zu Ende ist.

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„Guardians“ ist der bislang mit Abstand schwächste Film des Jahres und der wahrscheinlich schlechteste Superheldenfilm seit „Batman & Robin“, wobei dieser immerhin noch unterhaltsam war. Aus „Guardians“ wird man hingegen nur das Fazit ziehen, dass auch 89 Minuten eine sehr lange Zeit sein können. 1/10

Autor: Mamon Hassani

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