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Ghostbusters (2016) Review

© Sony Pictures

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Wohl kaum ein Film wurde dieses Kinojahr im Vorfeld seines Erscheinens ähnlich kontrovers diskutiert wie „Ghostbusters“, die Neuauflage des gleichnamigen Klassikers von 1984. Lange war ein dritter Teil in Planung gewesen, doch scheiterte stets am Veto Bill Murrays, so dass sich mit der Zeit die Idee eines Reboots festigte. Als dieses im Jahr 2014 konkrete Formen annahm, entzündete sich harsche Kritik zum einen an der Vergabe des Regiepostens an Vulgär-Comedy-Experte Paul Feig sowie zum anderen an der Besetzung der dieses Mal weiblichen vier Geisterjäger-Hauptrollen. Im März dieses Jahres erschien der erste Trailer, der schnell zum „most disliked“-Trailer der YouTube-Geschichte wurde. Doch schlug dem Film die ganze Antipathie noch vor seiner Veröffentlichung tatsächlich nur wegen der Casting-Entscheidungen entgegen? Während definitiv viele massiv überzogene Kommentare durch die sozialen Netzwerke waberten und ein Teil der Resonanz ohne Frage Frauenfeindlichkeit an den Tag legte, so wurde jedoch gern übersehen, dass Ähnliches bei den Trailern zu „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ (2015) sowie „Rogue One: A Star Wars Story“ (erscheint im Dezember 2016) ausgeblieben war – obwohl beide Filme ebenfalls ein beliebtes und für viele Menschen emotional besetztes Franchise wiederbelebten (wenn auch als Fortsetzung und nicht als Reboot) und dabei jeweils auf eine weibliche Hauptfigur setzten. Konnte es also (unter anderem) auch daran liegen, dass viele nostalgische Fans meinten, hier würde lieblos mit Erinnerungen umgegangen, die ihnen populärkulturell viel bedeuteten? Konnte es damit verbunden am partiell brachialen und glattgebügelten Humor der Trailer liegen, der nicht mehr viel mit dem teils anarchischen Charme des Originals zu tun zu haben schien? Fragen, die sich in einem erhitzt geführten Diskurs nicht beantworten ließen, so dass einem nicht viel anderes übrig blieb, als das Endprodukt abzuwarten.

Nun denn: „Ghostbusters“ ist zwar kein Totalausfall, aber er ist schlicht und ergreifend auch kein guter Film. Dabei kommen mehrere Dinge zusammen: Zunächst ist das Drehbuch fast schon stromlinienförmig aufgebaut, es gibt keinerlei wirkliche Ecken und Kanten. Lebte das Original noch von der Dialektik der beiden vollkommen von der Materie überzeugten Tech-Nerds Egon Spengler (Harold Ramis) und Ray Stantz (Dan Aykroyd) mit dem eher skeptischen und am ehesten in der Realität verhafteten Peter Venkman (Bill Murray), so braucht es im Remake keine fünf Minuten, bis alle Zweifel verschwunden sind und alle Protagonistinnen an einem Strang ziehen. Melissa McCarthy und Kristen Wiig räumen einen zwischen ihnen schon lange Jahre bestehenden persönlichen Zwist im Nu aus dem Weg, Kate McKinnon ist ohnehin voll dabei und Leslie Jones steht von selbst auf der Matte, nachdem sie in der U-Bahn einen Geist gesehen hat. Von dort an kommen sie einem finsteren Plan auf die Spur, jedoch wird jeder einzelne kleine Konfliktpunkt, der im Zuge der Handlung auftaucht und diese ein klein wenig spannender oder abwechslungsreicher machen würde, in kürzester Zeit beseitigt, was unter anderem an einem vollkommen blassen Antagonisten (Neil Casey) liegt, dessen Motivation mit „unzureichend“ nett umschrieben ist. Die über die Stadt verteilt auftauchenden Geister stehen in Verbindung mit dem Plan des Bösewichtes, also heißt es: Geister beseitigen und Gadgets bauen, was stets Kate McKinnon übernimmt, die natürlich immer genau das Richtige für jede Situation erfindet, was jedoch so unfassbar in Richtung Daniel Düsentrieb übertrieben wird, dass es am Ende nicht einmal mehr parodistisch wirkt, sondern einfach nur noch lächerlich scheint. Sie kann als Erfinderin schlicht alles, daher macht man sich als Zuschauer ab einem gewissen Punkt nicht einmal mehr einen einzigen müden Gedanken, dass hier irgendwann irgendwas nicht so klappen könnte wie vorgesehen.

Dies führt dazu, dass der Film sehr vorhersehbar wird, was ebenfalls den Showdown betrifft. Geister über Geister, am Ende ein großer Geist (alles schon gesehen) und selbst wenn der Antagonist am Schluss noch ein Ass aus dem Ärmel zaubert, so nimmt man dies eher als Verzögerung bis zum Beginn des Abspanns wahr denn als sinnvolles retardierendes Moment. Auch auf der Ebene der visuellen Gestaltung vermag „Ghostbusters“ maximal eingeschränkt zu überzeugen, die Geister sehen irgendwie alle gleich aus (mit der löblichen und tatsächlich einmal einfallsreichen Ausnahme einer wild gewordenen Schaufensterpuppe) und am Ende sind es schlicht zu viele, so dass es einem irgendwann vollkommen egal ist, was dort im Rahmen eines wahren CGI-Overkills so alles Paranormales durch die Straßen von New York zieht. Weniger wäre hier mehr gewesen.

© Sony Pictures

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Auch der Humor von „Ghostbusters“ hat ein Problem und das liegt ironischerweise nicht daran, dass Paul Feig hier sein Markenzeichen von Sex-, Kotz- und Fäkalwitzen zum Einsatz bringen würde. Dies geschieht maximal in der ersten Viertelstunde, stört etwas, legt sich dann aber glücklicherweise wieder. Nein, das Problem vieler Gags ist, dass sie quasi mit Ansage kommen und damit in einer Art und Weise im Raum stehen, die ein wenig so wirkt, als würde jemand mit einem „Jetzt lachen!“-Schild durch den Bildhintergrund laufen. Natürlich zünden ein paar Witze des Films schon, woran zum einen Chris Hemsworth als charmanter Volltrottel-Sekretär einen hohen Anteil hat, was zum anderen jedoch maßgeblich an Kate McKinnon liegt, die ihre drei Kolleginnen knallhart an die Wand spielt. Ihre Rolle, deren Name Holtzmann der einzige ist, den es sich zu merken lohnt, mag in ihrer narrativen Gestaltung übertrieben und etwas uninspiriert angelegt sein, doch wenn der neue „Ghosbusters“ mal in einigen Augenblicken so etwas wie einen leichten Anarcho-Humor aufblitzen lässt, dann ist dies dauerhaft ihr Verdienst. Sie spielt mit einer Freude an der Materie, die das Drehbuch eigentlich gar nicht zulässt und agiert derart überdreht, dass jedwede Akzente, die sie in einzelnen Szenen zu setzen vermag, tatsächlich im positiven Sinne herausstechen. Melissa McCarthy hält sich für ihre Verhältnisse angenehm zurück und Kristen Wiig versucht vergeblich, gegen das Drehbuch anzuspielen, was sich beides ebenso wie die Performance von Leslie Jones im Einerlei des Filmes verläuft. Und dann sind da natürlich noch die Cameos der alten Geisterjäger. Die Gestaltung des Gastauftritts von Bill Murray war dabei allerdings eine ausgesprochen schlechte Idee, dieser ist weder lustig noch sonst irgendwie nachhaltig. Anders jedoch die Auftritte von Dan Aykroyd und Ernie Hudson, die man beide als durchaus gelungen bezeichnen könnte. Was zum Teufel machen eigentlich Andy Garcia und Charles „Tywin Lannister“ Dance in diesem Film?

Na ja. Konturloses Drehbuch, wenige funktionierende Gags, zu nur zwei Fünfteln wirklich überzeugende Darstellerleistungen und ein eher bescheidenes Maß an Fantasie, was die Gestaltung der Geister angeht. „Ghostbusters“ hat zwar ein paar nette Momente, aber es will doch etwas heißen, wenn der Abspann das Lustigste am ganzen Film ist…

Autor: Jakob Larisch

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