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Focus (2015) Review

© Warner Bros.

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Da ist er wieder. Der allseits beliebte Will Smith, welcher immer gut gelaunt ist und einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. So wie sich Will Smith überwiegend in der Öffentlichkeit gibt, so zeigt er sich zuweilen auch in seinen Filmen. Meist spielt er den smarten, lockeren und witzigen Lebemann, der um keinen Flirt verlegen ist und deswegen wunderbar bei den Ladies ankommt. „Hitch – der Date Doktor“ war unter anderem deshalb eine für ihn maßgeschneiderte Rolle. Seltener spielt Smith in etwas dramatischeren Rollen, in denen er dann andeutet, dass er auch die ernste Schiene adäquat fahren kann. Was er aber noch nie gemacht hat, sich Fans aber schon sehr, sehr lange wünschen, ist es, Smith mal in der Rolle eines Bösewichts oder zumindest eines Antihelden zu sehen. Doch warum wird dies immer wieder gefordert, obwohl Smith in der Mr.-Nice-Guy-Rolle doch stets überzeugen kann? Nun, bei der Beantwortung dieser Frage kann eventuell das neue Will Smith-Vehikel „Focus“ Aufschluss geben:

Nicky Spurgeon (Will Smith) ist ein professioneller Trickbetrüger (Denglisch: Con-Artist) und ein sehr erfolgreicher noch dazu. Die Mittel der Täuschung und Blendung hat Nicky schon soweit perfektioniert, dass er so ziemlich alles bekommt, was er will. Eines Tages begegnet er zufällig der attraktiven Blondine Jess (Margot Robbie), die auf dilettantische Weise selbst versucht, Nicky übers Ohr zu hauen. Das schlägt natürlich fehl, aber irgendwie findet Nicky Gefallen an der Blondine und nimmt sie unter seine Fittiche. Als sie schließlich alle Tricks drauf hat, integriert er sie in sein Team, dass gerade in New Orleans flächendeckend Touristen beklaut, da dort die große Football-Meisterschaft stattfindet. Schließlich verlieben sich die beiden ineinander, was natürlich der Kardinalfehler eines jeden Con-Artists ist…

„Focus“ von den Regisseuren John Requa und Glenn Ficarra ist eine Komödie mit Elementen von Gaunerei und Romanze. Dieser Mix funktioniert eigentlich ganz gut, nur nimmt die Liebelei um Nicky und Jess zu viel Bedeutung in der ganzen Geschichte ein, was insofern schwer ins Gewicht fällt, da diese für aberwitzige Konstruktionen im Plot verantwortlich ist. Normalerweise muss ein Film wie „Focus“ – anders als ein waschechter Liebesfilm – die Beziehung der beiden Protagonisten nicht glaubwürdig und sympathisch rüberbringen, um mit den Charakteren mitfühlen zu können. Als Nebenplot akzeptiert man eben, dass sich die beiden Schönen finden und unsterblich ineinander verlieben und deswegen vielleicht auch mal einen Fehler begehen oder von ihren eigentlichen Plänen abweichen. Bei „Focus“ steht aber die Liebesgeschichte im Mittelpunkt, sie ist der Anker für den größten Teil der Komödie. In dem Fall kann man schon mehr verlangen, als dass aus dem kleinen Flirt nur deshalb mehr wird, weil sie so viel Talent beim Klauen zeigt und er davon sichtlich beeindruckt ist. Da fragt man sich dann zwangsläufig an einigen Stellen, warum dem so abgezockten Nicky die kurze Bekanntschaft dermaßen viel bedeutet, dass er die Fassung bei dem Deal seines Lebens verliert.

© Warner Bros.

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„Focus“ kommt insgesamt etwas holprig daher. Trotz der Tatsache, dass die meisten Sprüche zünden und auch die Taschenspielertricks mit Humor aufwarten können, kommt die Story nicht so recht in Gang, da sich kein Spannungsbogen entwickeln will. „Focus“ ist bis zum letzten Viertel mehr eine Aneinanderreihung von einzelnen Szenen, die zwar in sich Spannung aufbauen, diese aber nicht mit in die folgenden rüberretten können. Hilfreich ist dabei natürlich auch nicht, dass man schon nach fünf Minuten weiß, wie der Film ausgeht, weil man diese Story natürlich auch schon wieder tausend Mal irgendwo gesehen hat. Die Frage ist nur, wie man da hinkommt. Das Ende zieht dann nochmal ordentlich an der Spannungsschraube an und hat Atmosphäre. Auch wenn es natürlich bei dem Thema unvermeidlich ist, einen Doppeltwist einzubauen, damit der Con den Con mittels eines anderen Con übers Ohr haut, da der Con vom Con des anderen weiß.

Schlussendlich geht es einem bei „Focus“ wie unserem Leinwandpaar: Die Comedy funktioniert wunderbar und für die 105 Minuten fühlt man sich hervorragend unterhalten, aber realistisch gesehen bleibt es bei dem kurzen heißen Flirt. Niemand wird einem abkaufen, dass er in zwei Wochen Liebeskummer zu „Focus“ entwickelt und nicht mehr ohne diesen Film leben kann, dafür war er leider zu belanglos. Die genialste Szene haben wir im Trailer schon gesehen, die auch das solide Ende eröffnet und super eingebaut wird. Das ist aber vermutlich auch das Einzige, an was man sich in fünf Wochen noch erinnern kann. Die Überraschung des Films war die jugendfreie Variante von Margot Robbie, die Frau kommt ja – trotz der nervigen Stimme – doch sexy rüber, wenn sie nicht gleich komplett blank zieht. Ansonsten bleibt vermutlich der größte Con, dass man zehn Euro für einen Film gezahlt hat, den man in dieser Weise schon mehrfach gesehen hat und wahrscheinlich auch auf DVD besitzt. 6/10

Autor: Torsten Stenske

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