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Fack ju Göhte 2 (2015) Review

© 2015 Constantin Film Verleih GmbH / Christoph Assmann

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Wir befinden uns im Jahre 2013 n.Chr. Ganz Deutschland ist von „Fack ju Göhte“ besetzt. Ganz Deutschland? Nein! Ein einziges Mitglied eines bevölkerten Blogs namens „wirsindmovies.com“ hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Nun im Jahre 2015 n.Chr. kommt der Tragödie zweiter Teil in die Kinos und wir sind gespannt, ob dieser an den immensen Erfolg des ersten Teils anknüpfen kann.

Herr Müller (Elyas M’Barek) und seine Schüler von der 10b sind zurück! In „Fack ju Göhte“ haben wir bereits den coolen Lehrer-aus-Zufall und seine kleine Assi-Klasse kennengelernt, nun können wir uns auf ein weiteres Abenteuer in Thailand freuen. Wie es dazu kommt, sollte man sich möglichst selbst im Kino ansehen, denn das Ganze ist etwas konstruiert und kommt am besten rüber, wenn man es mit eigenen Augen sieht. Jedenfalls landen Zeki Müller und die aus dem ersten Teil bekannten Schüler Chantal (Jella Haase), Daniel genannt „Danger“ (Max von der Groeben), Zeynap (Gizem Emre) und Burak (Aram Arami) mit der 10b in Thailand. Unterstützt werden sie dabei von der Schwester von Zekis Freundin Laura (Anna Lena Klenke) sowie Etienne (Lucas Reiber), der als Vorzeige-Beispiel für Inklusion der Goethe-Gesamtschule eine leichte Form des Asperger-Syndroms hat (11%). Auch die Konkurrenz-Schule – das Schiller-Gymnasium – befindet sich im selben Ort in Thailand und fortan entwickelt sich eine Geschichte um zwei konkurrierende Schulen, Waisenkinder, Stripclubs und Diamanten – eben alles, was man so braucht.

„Fack ju Göhte 2“ führt das Konzept des ersten Teils nach dem „Hangover 2“-Prinzip (2011) gnadenlos weiter, verlegt das Ganze nach Thailand und bringt die lieb gewonnenen Figuren aus dem ersten Teil in noch absurdere Situationen. Jeder, dem der erste Teil gefallen hat, wird sicherlich auch hier über die knapp zwei Stunden seine Freude haben. Ein wenig wird sich das Ganze eventuell schon abnutzen, aber ein kurzweiliger Spaß sollte sich für die Fans schon bieten. Einzig die Freunde von Karoline Herfurth werden hier etwas enttäuscht, da ihre Figur nicht in Thailand ankommt und die Rolle deutlich kleiner als noch im Vorgänger ist. Die Romantic-Comedy-Aspekte des ersten Teils finden hier wirklich nur peripher statt. Wen das ohnehin gestört hat, der kann hier nichts falsch machen. Wir haben wieder unsere beschränkten, aber liebenswürdigen Schüler, die Herrn Müller mit ihren Streichen und ihrer Dummheit in den Wahnsinn treiben. Wir haben unseren coolen Elyas M’Barek, der rauchend rumläuft, sich von seinen Schülern nichts sagen lässt, diese ständig beleidigt und die Hälfte des Filmes mit freiem Oberkörper verbringt. Mehr braucht man wohl nicht, um einen erfolgreichen deutschen Film zu drehen.

© 2015 Constantin Film Verleih GmbH / Christoph Assmann

© 2015 Constantin Film Verleih GmbH / Christoph Assmann

Zu meinem abschließenden Fazit muss ich sagen, dass ich natürlich mit meinen fast 30 Jahren in meiner Funktion als Filmkritiker bei „wirsindmovies.com“, der eine Vorliebe für Prog-Rock der 70er und „Rage against the Machine“ hat und sich sehr gerne Filme von Hitchcock, Noé oder Scorsese anschaut, vermutlich auch einfach nicht mehr der Zielgruppe eines „Fack ju Göhte 2“ entspreche. Aber für Leute wie mich, die es einfach nicht witzig finden, wenn Jugendliche sich schlicht nur strunzdumm benehmen und die nicht über Gags lachen können, die einfach nur aus schlechter Grammatik oder Unwissen oder beidem bestehen, ist „Fack ju Göhte 2“ einfach nicht zu empfehlen. Ich hab nichts gegen Dummheit in Filmen oder dumme Charaktere – das kann durchaus sehr lustig sein. Im Falle von „Fack ju Göhte 2“ ist mir der Humor aber einfach zu simpel, zu tumb und zu minderbemittelt. Es reicht mir nicht, darüber zu lachen, wenn jemand nicht weiß, wo beispielsweise „Föhr“ liegt und die Person es nach Spanien verlegt. Was ist daran witzig? Abgesehen, dass 50% derer, die im Publikum sitzen, auch noch nie von der Nordseeinsel Föhr gehört haben. Was ist daran witzig, wenn jemand einen Tischtennisball aus seiner Vagina schießt? An einigen Stellen muss ich dann auch schmunzeln und das hat meistens mit dem Umgang von Herr Müller mit seinen Schülern zu tun: Ab und an (ich meine zwei Mal im Film) kommt so ein „Wichser“ oder „Arschloch“ aus dem Mund von M’Barek genau zur richtigen Zeit und genau mit der richtigen Portion Hass, um mir ein Lächeln abzuringen. Aber ansonsten gestaltet sich das, was ich da sehe, eher als sehr traurig und beschämend und eben einfach nicht lustig.

Natürlich sehe ich diese Jugendlichen auch in den S-Bahnen und U-Bahnen unserer Republik und sie hören ihre schreckliche Musik, haben eine Grammatik des Todes und wissen simpelste Dinge nicht. Klar, es gibt sowas. Aber ich finde das in der Wirklichkeit nicht lustig und im Film noch weniger. Die „Gags“, die es in „Fack ju Göhte 2“ gibt, die kann ich mir genauso am Fließband ausdenken und mir ein Drehbuch rumschustern und trotzdem würde mein Film wahrscheinlich nicht so erfolgreich werden. Also bitte erklärt es mir: Was ist daran witzig? 2/10

Autor: Torsten Stenske

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