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Everest (2015) Review

© Universal Pictures

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Der Everest. Einer der vielleicht mythischsten Punkte auf unserem Planeten. 8848 Meter – höher kann man nirgendwo über dem Meeresspiegel auf unserer Mutter Erde sein. Tenzing Norgay und Edmund Hillary waren im Jahre 1953 die ersten, die das Dach der Welt bestiegen. In der Folge haben sich natürlich immer mehr Bergsteiger an dem höchsten Berg der Erde versucht, alternative Routen erkundet und mit verschiedenen Methoden den Berg erklommen – wie zum Beispiel Reinhold Messner und Peter Habeler ohne zusätzlichen Sauerstoff 1978. Seit den 1980ern hat sich auf dem Everest aber auch der Tourismus entwickelt: Aufgrund der Faszination als höchster Berg der Erde und im Vergleich zu anderen 8000ern verhältnismäßig „leichten“ Schwierigkeit, ihn zu besteigen, wollten auch viele Amateur-Kletterer mal von ganz oben auf die Welt herabschauen. Bis 2010 gab es 5000 erfolgreiche Besteigungen des Everest (der zweithöchste Berg – der K2 – hat gerade mal 302), was inzwischen neben dem „Verkehr“ in den zum Aufstieg geeigneten Monaten auch zu einer enormen Umweltverschmutzung geführt hat. Mittlerweile wird suggeriert, dass eigentlich jeder mit Hilfe von Sherpas und einem erfahrenen Guide mal ganz oben stehen kann und das wollen sich viele nicht nehmen lassen.

In „Everest“ geht es genau um diesen Bergsteiger-Tourismus, der anhand einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1996 thematisiert wird. Dabei wird der Aufstieg und der Überlebenskampf von zwei Expeditionen gezeigt, wobei eine Expedition von Rob Hall (Jason Clarke) und eine andere von Scott Fisher (Jake Gyllenhaal) geleitet wird. Scott Fisher ist dabei eher der Expeditionsleiter, der den Fokus auf die Fähigkeiten seiner Expedition legt und nach dem Motto vorgeht „Wer es nicht alleine schafft, der hat da oben nichts verloren“. Rob Hall hingegen hat bei Fisher eher das Image des Expeditionsleiters, der „Händchen hält“ und seine Kunden nach oben trägt. Wie dem auch sei, es sind beides hervorragende Bergsteiger, die ihre Expedition sicher auf den Gipfel und vor allem auch wieder hinunter bringen wollen. Das ist im Prinzip auch schon die Prämisse und das reicht bei einem Bergsteigerfilm für spannende Unterhaltung.

„Everest“ ist ein tolles Bergsteiger-Drama geworden, welches eigentlich keinerlei Schwächen hat. Der Cast um Jason Clarke ist durch die Bank weg mit Namen wie John Hawkes, Emily Watson, Keira Knightley, Robin Wright, Sam Worthington und Josh Brolin gut besetzt, wobei letzterer sich bei dieser Performance zumindest im Gespräch für den Oscar in der Kategorie „Best Supporting Actor“ befinden sollte. „Everest“ ist sicherlich nicht so actiongeladen wie ein „Vertical Limit“ (2000), das ist in dem Fall aber auch gut so, da sich der Film viel mehr Zeit nimmt, seine Charaktere einzuführen und überhaupt auch klarzumachen, was es denn bedeutet, einen Berg zu besteigen. Welche Vorbereitungen sind nötig? Welches Equipment wird gebraucht? Wie trainiert man dafür? Welche Gefahren kann es geben? Natürlich ist „Everest“ keine Dokumentation, aber immerhin bekommt man wenigstens ansatzweise vermittelt, dass es nicht nur ums „hangeln“ und „kraxeln“ geht.

© Universal Pictures

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Die größte Stärke von „Everest“ ist es allerdings, wie Regisseur Baltasar Kormákur die Faszination des Bergsteigens auf die Leinwand bringt: Atemberaubende Landschaftsaufnahmen zeigen die Schönheit, die derartige Gebirgsketten zu bieten haben. Der Film nimmt sich durchaus auch die Zeit, seinen Schauplatz in Szene zu setzen, das funktioniert hervorragend und dient nicht nur dem Selbstzweck. Denn gleichzeitig wird uns als Kontrast auch visuell bewusst gemacht, dass diese Gegend auch menschenfeindlicher nicht sein könnte und Höhen über 7.000 bzw. 8.000 Meter nicht zu Unrecht als „Todeszone“ bezeichnet werden. Wir sehen die Figuren leiden, frieren, kämpfen, verzweifeln und fast schon im Wahn diesem ultimativen Ziel nachjagen. Und das geschieht alles vor dieser traumhaften Landschaft, die aber bei einem Wetterumschwung ihre düstere Seite zeigt.

„Everest“ ist eine absolute Empfehlung und für Fans von Dramen mit beeindruckenden Bildern fast schon ein Muss. Der Laie bekommt auch einen schönen Einblick in die Welt des Bergsteigens, ohne sich dabei selbst in eisige Höhen begeben zu müssen. Die Regie ist meisterlich und der Cast sehr stark. Langweilig wird der Film nie und zieht gerade im letzten Drittel die Spannungsschraube nochmal sehr stark an, so dass man sich regelrecht an den Sitz klammern muss. Einziger, kleiner Makel: 3D hätte es nicht unbedingt gebraucht, wer aber ein IMAX-Kino in der Nähe hat, sollte da unbedingt mal vorbeischauen, der Film lohnt sich allein schon wegen der Bilder.

Bitte aber unbedingt warm anziehen und eine Decke mitnehmen: Es wird eisig kalt. Starke 8/10

Autor: Torsten Stenske

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