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Paranormal Activity 2 (2010) Review

© Paramount Pictures Home Entertainment

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Was tut man, wenn man mit einem Horrorfilm das fast 13.000-fache des Budgets an den Kinokassen eingespielt hat? Okay, rhetorische Frage, jeder kann sich vorstellen, was man dann zu tun hat. Nach Oren Pelis Bombasterfolg mit „Paranormal Activity“ ließ der Franchise-Ausbau nicht lange auf sich warten. Rund ein Jahr nach dem Riesenerfolg von Teil 1 bei dessen offizieller Kinoauswertung erblickte das zweite Kapitel der Reihe das Licht der Welt, diesmal mit mehr Budget, aber immer noch im Low-Budget-Bereich angesiedelt (ja, in Hollywood wird Low Budget etwas anders definiert als bei uns, da sind 3 Millionen US-Dollar eben nix). Regie führte Tod Williams – schon irgendwie ein cleverer Schachzug, einen Regisseur mit diesem Vornamen für einen Horrorfilm zu engagieren, oder? So spooky.

„Paranormal Activity 2“ ist als Prequel zu Teil 1 angelegt und gerät am Schluss gar noch zeitweise zum Sequel. Diesmal geht’s nämlich um Katies (Katie Featherston) Schwester Kristi (Sprague Grayden), die mit ihrem Mann Daniel (Brian Boland), Stieftochter Ali (Molly Ephraim), Haushälterin Martine (Vivis Cortez), Hund Abby und dem frisch geschlüpften Knuddel-mich-Baby Hunter (Jackson Xenia Prieto bzw. William Juan Prieto) vom selben Dämon wie Katie heimgesucht wird. Nach einem vermeintlichen Einbruch, für den in Wahrheit der übernatürliche Unhold verantwortlich ist, lässt Familienvater Daniel überall im Haus und auch außerhalb Überwachungskameras installieren, die die dämonischen Vorfälle natürlich allesamt aufzeichnen. Ali ist mit ihrer Hand-Kamera den übersinnlichen Vorfällen ebenfalls auf der Spur. Und so wie es aussieht, will sich der Dämon des Erstgeborenen bemächtigen. Fortan terrorisiert er die Familie immer mehr, um genügend Angst zu schüren, sodass er irgendwann von Kristi Besitz ergreifen kann. Daniel will von alldem zuerst einmal nichts wissen und bemüht sich, so lange wie möglich rational zu handeln und alle Vorfälle logisch zu erklären. Doch irgendwann muss auch er sich eingestehen, dass in seiner Bude irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht…

Im Prinzip ähnelt das Sequel dem Originalfilm in fast allen Belangen, lediglich der Cast ist erweitert worden. Und ja, ganz wichtig: Es gibt mehrere Kameras. Die festinstallierten Überwachungskameras und Alis Full-HD-Handkamera. Dementsprechend können Location-Wechsel ganz einfach motiviert werden. Allerdings ist es für den Zuschauer etwas anstrengend, bei den Ü-Aufnahmen mit einem Blick alles zu erfassen, weil die Bildausschnitte eigentlich viel zu groß sind. Das mag zwar das Unwohlsein beim Rezipieren des Films verstärken, weil man sich nie sicher sein kann, wo potenziell etwas passieren könnte. Letztendlich ist es aber schlicht und ergreifend nervig, weil ohnehin nie viel passiert. Und das ist das Hauptproblem: Der Film ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich herausragend gepaced. Gerade im Extended Cut macht sich das überaus negativ bemerkbar. Eine Länge von 75-80 Minuten wäre eventuell die bessere Wahl gewesen, über 90 Minuten sind dann doch schon sehr ermüdend.

© Paramount Pictures Home Entertainment

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Und klar – auch „Paranormal Activity 2“ hat mit den gleichen Problemen wie sein Vorgänger oder die meisten anderen Found-Footage-Filme zu kämpfen: Was ist hier noch richtig Found Footage? Die anfängliche Einblendung, dass die Polizei sich bei den Hinterbliebenen für die Bereitstellung des Materials bedankt, legitimiert eben nicht alles. Man fragt sich ohnehin des Öfteren, warum die Handkamera gerade das Geschehen mit filmt (insbesondere während der Dialoge, die ganz offensichtlich information-dropping betreiben). Schwerwiegender ist für mich allerdings die Tatsache, dass gerade das Bildmaterial der festinstallierten Kameras nie so richtig den Eindruck von Willkür und Zufall erweckt. Hier wird eben nicht zufällig etwas präsentiert, sondern ganz bewusst dramaturgisch an der Spannungsschraube gedreht, was die Immersion aber bei genauerem Betrachten paradoxerweise erschwert. Klar, das vermeintlich originale Quellmaterial wurde natürlich hinterher bearbeitet (Jump Cuts, Zeitraffer) und neu arrangiert, allerdings viel zu oft aus Spannungsgründen und nicht, um die Vorfälle nüchtern zu rekonstruieren. Die Willing Suspension of Disbelief (willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit), die das bewusste Sich-Darauf-Einlassen des Kunst-Rezipierenden beschreibt, wird hier an einigen Stellen besonders herausgefordert – über allem schwebt das große „WARUM?“ Die Überschneidungen zwischen Found Footage und Mockumentary treten wie bereits im Vorgängerfilm nun auch hier zutage. Manchmal lass ich mich gerne auf so etwas ein, wie z.B. bei „Der letzte Exorzismus“ von Daniel Stamm und ein anderes Mal erschwert mir diese Überschneidung den Zugang zur und das Eintauchen in die Geschichte immens. Genauso wie die dramaturgisch bedingten Logiklücken: Das Storytelling scheitert eben komplett, wenn man sich als Zuschauer ständig fragt: Hey, Leute, ihr habt jeden Mist im Haus mit euren Kameras aufzeichnen können, warum analysiert ihr den Kram nicht einfach sofort und wendet euch ggf. an „Fachleute“? Nein, Pustekuchen. Manchmal ist die Handlungsweise der Protagonisten nachvollziehbar, weil sie dann nach kurzer Überlegung doch noch das Material analysieren, meistens jedoch nicht.

© Paramount Pictures Home Entertainment

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Tod Williams‘ Pre-/Sequel-Mischmasch unterhält ganz solide, vermag es aber nicht, ein paar Glanzlichter zu setzen. Das ist zwar schade, aber verschmerzbar. „Paranormal Activity 2“ kann man sich anschauen, wenn man dafür gewappnet ist, hier maximal Horror in der Light-Version serviert zu bekommen. Ein paar Jump Scares sitzen, aber grundsätzlich dominiert leider Langeweile das Geschehen. Wenn man sich den Film allerdings nachts ganz alleine bei Dunkelheit anschaut, ja dann ist auch „Paranormal Activity 2“ gruselig. Allerdings gibt’s auch Horrorfilme, die sogar dann noch unfassbar scary sind, wenn man sie am helllichten Tag rezipiert. Dieses Kunststück gelingt Williams‘ Film leider nicht. Außerdem muss mir noch die Frage gestattet sein, warum die Dekolletés der drei Frauenfiguren im Film jedes verdammte Mal in Szene gesetzt werden müssen. Seriously: Was soll das? Natürlich kleidet man sich Zuhause etwas légèrer als sonst wo, aber irgendwann hat’s einfach nur noch genervt. Im Endeffekt macht das dann auf der Bewertungsskala eine 5/10, mehr Punkte sind leider nicht drin.

Autor: Markus Schu

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