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Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile. (2009) Review

© Universal Pictures Home Entertainment

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Okay, die Tagline war schon latent dämlich, dennoch muss man Universal Deutschland zugutehalten, dass man die Prämisse von Teil 4 der „Fast & Furious“-Reihe kaum hätte besser auf den Punkt bringen können. Die beiden wichtigsten Protagonisten der Reihe haben nämlich erst im Jahre 2009 wieder gemeinsam in einem Teil der Reihe mitgewirkt, sprich: Brian O’Conner (Paul Walker) und Dominic Toretto (Vin Diesel) waren in Justin Lins zweiter „F&F“-Regie-Arbeit endlich wieder vereint. Und das war auch gut so, auch wenn ich persönlich „Tokyo Drift“ sehr mochte, denn das Franchise hätte nie in solche Boxoffice-Sphären vordringen können, wie es insbesondere mit Teil 5 und Teil 6 der Fall war, hätten die Verantwortlichen um Neal H. Moritz eben nicht die geniale Idee gehabt, die Urbesetzung (Brian, Dom, Letty (Michelle Rodriguez) und Mia (Jordana Brewster)) wieder zusammenzutrommeln.

Wie das bei diesem PS-starken Franchise natürlich sein muss, geht’s eben auch in Teil 4 direkt rund: Dom, Letty, Han (Sung Kang), ­­­­­Leo (Tego Calderón), Rico (Don Omar) und Cara (Mirtha Michelle) ziehen einen Coup in der Dominikanischen Republik durch: Sie stehlen in voller Fahrt die Benzin-Anhänger eines Tanklasters, was natürlich in einen aberwitzigen Stunt münden muss. Da die Polizei Doms Team langsam, aber sicher mächtig auf die Pelle rückt, sieht er sich gezwungen, seine große Liebe Letty zurück zu lassen und sich ins Exil nach Panama City zu begeben. Als ihn ein Anruf seiner Schwester Mia erreicht, die ihm von einem tragischen Ereignis berichtet, packt er dennoch wieder seine sieben Sachen und macht sich mit tiefen Schuldgefühlen und trotz eines auf ihn ausgestellten Haftbefehls auf den Weg in die Vereinigten Staaten. The boss is back in town. Und für das, was geschehen ist, schwört Dom bittere Rache. Unterdessen ist Brian für das FBI einem Drogenboss auf der Spur. Es kommt, wie es kommen muss: Brian und Dom sind quasi demselben Fiesling auf der Spur, müssen alte Konflikte beiseitelegen, in ihren Boliden wieder allerlei Rennen bestreiten, bösen Jungs (und auch sich gegenseitig) ordentlich auf’s Maul geben, Bier trinken und vor dem Essen das Tischgebet sprechen. Manieren sind schließlich wichtig!

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Ja, der Rache-Plot ist unter ernsten Gesichtspunkten betrachtet natürlich Käse, gerade auch die FBI-Arbeit ist dermaßen unglaubwürdig und konstruiert, dass man eigentlich den Kopf schütteln muss. Aber „F&F4“ hat eben Herz und das ist wie bei allen anderen Teilen (ja, sogar noch beim übel verkorksten zweiten Teil „2 Fast 2 Furious“) das zentrale Element, weswegen die Filme eben auch einen solchen Heidenspaß machen. Justin Lin beweist wie schon im Vorgänger ein Gespür und ein Auge für gute Regie-Einfälle (auch wenn Doms Spurensuche quasi von Aragorns Suche nach den Hobbits in „Die zwei Türme“ abgekupfert ist), Brian Tylers Score trifft immer den richtigen Ton, die Musiktitel-Auswahl ist gut wie eh und je, die beiden Antagonisten Campos (John Ortiz) und Fenix (Laz Alonso) funktionieren, Giselle (Gal Gadot) wird in diesem Teil endlich als geheimnisvolle Femme Fatale light eingeführt. Die Set Pieces sitzen, der Tuning-Kram wurde zugunsten testosterongetränkter Action weitestgehend reduziert. Lediglich die teils mauen digitalen Effekte trüben den positiven Gesamteindruck ein wenig. Rückwirkend betrachtet war „F&F4“ auch der erste der neueren F&F-Teile, der einen Plot-Twist für die Zuschauer bereit hielt. Chris Morgan, der hier zum zweiten Mal das Drehbuch beigesteuert hat, konnte dies in den folgenden Teilen immerhin als Mini-Markenzeichen etablieren. Sein Skript überzeugt im gegebenen Rahmen, soll heißen: Morgan ist zwar kein Sorkin, Nolan oder Whedon, beherrscht aber sein Handwerk und hat verstanden, auf was es insbesondere der (neuen) Fanbase ankommt. Sowohl Amir Mokris Kameraarbeit als auch das gute Editing von Fred Raskin und Christian Wagner belegen wieder einmal die formal hohe Qualität der Reihe.

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Gesetzlos und mit eigenem Kodex ausgestattet legten unsere Lieblings-Asphalt-Cowboys des 21. Jahrhunderts mit „Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile.“ den Grundstein für den berechtigten Siegeszug, den das Franchise nun seit 2009 am Boxoffice hinlegt. Ausgestattet mit Standard-Plot, aber coolen Charakteren, flotten Sprüchen und rasanter Auto-Action, die in weiten Teilen als Reminiszenz gegenüber George Millers „Mad Max“-Reihe gelesen werden kann, muss Teil 4 als äußerst gelungenes Kapitel der „F&F“-Reihe angesehen werden. Wer allerdings mit dem hanebüchenen Plot, dem Prollo-Gehabe und dem in Teilen arg antiquierten Western-Weltbild (Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss!) schon vorher nichts anfangen konnte, der wird auch mit diesem Franchise-Eintrag nicht glücklich werden. Dennoch muss man der Reihe zugutehalten, dass seit jeher auch starke Frauenfiguren Bestandteil der einzelnen Filme sind, im Gegenzug werden aber die Statistinnen ausschließlich als Eye Candy und paarungswillige Dummchen in Szene gesetzt. Dem am Rande auftauchenden Charakter Dwight (Greg Cipes) gefällt das vielleicht, aber den seriösen Rezensenten in mir begeistert dies nur bedingt. Apropos Rezensent: Als objektiver Kritiker zücke ich letztendlich die 6/10, als Fanboy gebe ich die 7/10. Noch ein letztes positives Wort: Justin Lin weiß, wann der richtige Moment gekommen ist, um einen Film enden zu lassen und serviert uns zudem noch einen coolen Cliffhanger. Dicke Props dafür. In diesem Sinne: Vaya con dios!

Autor: Markus Schu

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