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Die Truman Show (1998) Review

© Paramount

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Zu Peter Weirs Meisterstück aus dem Jahre 1998 wurde ja eigentlich schon alles gesagt. „Die Truman Show“ ist einer dieser Filme, die man einfach gut finden muss und spielt damit in einer Liga mit „Citizen Kane“, „Der Pate“ und „Forrest Gump.“ Weil es eben auch ein kluger Film ist. Ein sozialkritischer. Ein tragikomischer. Und ein enorm selbstreflexiver.

Truman Burbank (Jim Carrey) lebt in einer perfekten Illusion: Unter einer gigantischen Kuppel in einem gigantischem Studio wird ein gigantischer Aufwand betrieben, um einem Menschen etwas Gigantisches vorzugaukeln – sein eigenes Leben. Denn absolut nichts ist wirklich wirklich in Trumans Leben – er ist der Star einer seit fast 30 Jahren laufenden Reality-Show über sein Leben, ohne selbst etwas davon zu wissen. Alle um ihn herum sind Schauspieler und Statisten. Laut Serienschöpfer Christof (Ed Harris) gibt es hier allerdings die unverfälschte Wahrheit zu sehen – eine der ersten Lügen, die als solche vom Publikum enttarnt werden kann. Doch Truman beginnt zu ahnen, dass irgendetwas nicht stimmt, denn es häufen sich allerlei Pannen um ihn herum: Ein Scheinwerfer fällt vom Himmel, der Regenschauer funktioniert nicht wie geplant und der Busfahrer kann überhaupt nicht Bus fahren. So beginnt Truman langsam aber sicher die Illusion zu durchschauen und zu durchbrechen. Das Leben – eine einzige Lüge.

Andrew Niccols („Gattaca“, „Lord of War“, „In Time“) brillantes Drehbuch wartet mit einem geradezu überbordenden Themen-Reichtum auf: „Die Truman Show“ ist „Matrix“ vor „Matrix“, „Big Brother“ vor „Big Brother“, Paranoia-Thriller, absurde Komödie, Retro-Science-Fiction, Dystopie, kritische Auseinandersetzung mit Religion und Ethik, Satire, Gesellschaftskommentar und Sinnbild des moralischen Verfalls der Menschen. Die von WirSindMovies vielbeschworenen politischen Subtexte und Meta-Ebenen finden sich hier selbstverständlich auch. „Die Truman Show“ ist irgendwie ein Rätsel. Ein Rätsel, das jeder zu lösen vermag, aber eines, das während seiner Laufzeit so viel Inception betreibt, dass das Gehirn Überstunden schiebt. Hier eine Parallele zum Sündenfall, hier eine zu Jesus Christus – Truman schreitet über das Wasser, spricht mit seinem Schöpfer, hofft, dass der Kelch an ihm vorübergeht, findet die wahre Liebe in einer Ausgestoßenen.

Niccol und Weir („Der Club der toten Dichter“, „Master & Commander – Bis ans Ende der Welt“) fragen ganz gezielt nach dem Mensch-Sein. Es ist daher geradezu undenkbar, dass Jim Carreys Hauptfigur auf einen anderen Namen hört als Truman. Denn die „true man show“ gibt uns Aufschluss über unser eigenes Wesen. Voyeurismus, Narzissmus, Gefangenschaft. Und doch gleichzeitig gebanntes Mitfiebern, Empathie und Flucht. Ambivalenz. Die Vielschichtigkeit dieses Werks ist mit einer normalen Review überhaupt nicht zu fassen und nach einmal Sehen ohnehin nicht. Der Film konfrontiert uns mit unserem eigenen (Konsum-)Verhalten, unseren Abhängigkeiten und unseren Wertvorstellungen, eine teilweise geradezu ins Groteske überspitzte Kritik an menschlicher und medialer Perversion. Was ist Altruismus? Was bedeutet Wahrheit? Was bedeutet Perfektion? Was bedeutet eigentlich Freiheit? Einer der größten Klassiker der Filmgeschichte mit einem brillanten Hauptdarsteller, komischen und herzergreifenden Momenten. Und das alles in unter 100 Minuten.

Fazit: Wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, dann holt das bitte schleunigst nach, denn Weirs Film vermag es, den Zuschauer zu sensibilisieren: Guten Morgen, schöne, neue Welt. Oh, und falls wir uns nicht mehr sehen sollten, guten Tag, guten Abend und gute Nacht. 11/10: Alltime Classic.

Autor: Markus Schu

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