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Eine neue 4K-Restauration präsentiert Nicholas Roegs „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (Original: „Don’t Look Now“) in ursprünglicher visueller Brillanz. Die unter Aufsicht von Kameramann Anthony B. Richmond behutsam wiederhergestellte Farbkomposition lässt knallendes Rot aus der Kulisse der grünbraun gammelnden Kanäle des winterlichen Venedigs klar hervorstechen. Roegs exzentrische Kamera- und Schnittästhetik kann ihre traumwandlerische, verunsichernde Atmosphäre wunderbar entfalten.
Die Handlung von „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ist schnell erzählt. Die Tochter von Restaurator John Baxter (Donald Sutherland) und seiner Frau Laura (Julie Christie) ertrinkt beim Spielen im Garten in einem Teich. Einige Zeit später (man weiß nicht genau, wie viel Zeit seit dem Tod der Tochter vergangen ist) befindet sich das Ehepaar in Venedig, wo John an der Restauration einer Kirche arbeitet. Das Trauma des Kindsverlustes bricht wieder auf, als Laura die Bekanntschaft zweier älterer Damen (Hilary Mason und Clelia Matania) macht; eine der beiden (Mason) ist blind und behauptet von sich, ein Medium zu sein: Sie habe mit Lauras Tochter Kontakt, könne mit ihr im Jenseits kommunizieren. Die Spannungen zwischen Laura und John nehmen zu, als Laura mehrmals gegen den Wunsch Johns das Medium aufsucht, um Kontakt mit ihrer Tochter aufzunehmen. Schließlich sorgt eine Mordserie in Venedig, aufgrund derer (motivisch passend) Leichen aus dem Wasser gezogen werden, zusätzlich für angespannte Stimmung.
„Don’t Look Now“ ist kein konventioneller Horrorfilm, der mit adoleszenten Ängsten spielt und mit regelmäßigen, vorhersehbaren Schock- oder Ekelmomenten arbeitet. Es handelt sich um einen sehr erwachsenen Film, mit sehr erwachsenen Ängsten: Er thematisiert Sexualität in der Ehe, den Verlust eines Kindes, das darauffolgende Trauma, das drohende Auseinanderbrechen einer Beziehung. Mit seinen schwindelerregenden Assoziativmontagen beweist Roeg rhythmisches Feingefühl, wie man es sonst nur bei der russischen Montageschule der 1920er-Jahre findet. Der schnauzbärtige, lockige Sutherland taumelt durch Venedig, folgt einer rotgekleideten Erscheinung, die möglicherweise seine verstorbene Tochter ist, möglicherweise sein bevorstehendes Ende. Die beunruhigende Atmosphäre des 1970er-Jahre-Verschwörungsthrillers lässt keine Sicherheit aufkommen und hinterlässt uns fragend, verwirrt und seltsam verzaubert von dieser Ambiguität.
Die Edition: Die Restauration liegt seit August 2019 bei Studiocanal vor. Die Edition ist als gewöhnliche Blu-ray und als 4K-UHD-Blu-ray erhältlich und enthält neben Trailern und Audiokommentar zwei neue Doku-Featurettes über Entstehung und Farbdramaturgie des Films.
Autor: Paul Quast