Einen Kommentar hinterlassen

Vielleicht, vielleicht auch nicht (2008) Review

Vielleicht

Die Ehe von Will Hayes (Ryan Reynolds) ist am Ende, die Scheidungspapiere liegen zum Unterzeichnen bereit. Einzige Lichtblicke sind für ihn die zwei Wochentage, an denen er Zeit mit seiner zehnjährigen Tochter Maya (Abigail Breslin) verbringen kann. Und heute ist wieder einer dieser Tage. In der Schule stand gerade zum ersten Mal Sexualkunde auf dem Unterrichtsplan: Neugierig geworden fragt nun auch Maya ihren Vater nach der (Liebes-)Geschichte ihrer Eltern. Daraufhin erzählt er ihr von den drei wichtigsten Frauen in seinem Leben, Maya selbst darf dann mit rätseln, ob Emily (Elizabeth Banks), Summer (Rachel Weisz) oder April (Isla Fisher) ihre Mutter sind, denn der Clou bei der Sache ist folgender: Der tatsächliche Name ihrer Mom wird in Wills Erzählung niemals benutzt und so auch dem Zuschauer erst gegen Ende offenbart.

Autor und Regisseur Adam Brooks jongliert mit den Erwartungshaltungen und Erfahrungen des Publikums bezüglich romantischer Komödien. Ein Happy-End scheint ja von vornherein ausgeschlossen zu sein. Denn wie soll es bitte schön ein glückliches Ende geben, wenn sich Mayas Eltern am Schluss ja trotzdem scheiden lassen wollen? Die Frage ist berechtigt, doch im Kern ist Brooks‘ Meta-Liebes-Rätsel natürlich durch und durch eine klassische Hollywood-Romanze mit Höhen und Tiefen, großen Gefühlen und – na klar – mit Happy-End. Zusätzlich wird dann aber auch schon mal das Bild eingefroren, zurück gespult, selbstreflexiv kommentiert und auf die falsche Fährte gelockt. Aber auch die Romantik kommt nicht zu kurz: Wer bei Wills Definition seines persönlichen Happy-Ends oder seinem Liebesbekenntnis am Schluss keine emotionale Reaktion zeigt, der sollte von romantischen Komödien in Zukunft wohl besser die Finger lassen.

„Vielleicht, vielleicht auch nicht“ ist eine Liebeskomödie mit viel Witz, Herz, Charme und Esprit, die zudem von Florian Ballhaus, Spross des legendären deutschen Kameramanns Michael Ballhaus, exzellent fotografiert und mit einem zumeist wundervoll unaufdringlichen Score von Clint Mansell unterlegt worden ist. Das unweigerliche glückliche Ende gibt sich zwar etwas kitschig und konstruiert und auch Maya erscheint in dieser Situation trotz ihres zarten Alters schon als etwas zu verständnisvoll und erwachsen, doch vermag es der Regisseur die Szene zugleich herzergreifend, romantisch und in gewisser Weise auch ehrlich und wahrhaftig zu gestalten. Apropos ehrlich und wahrhaftig: Brooks‘ Figuren bauen enorm viel Mist und erscheinen dadurch ungemein glaubwürdig. Da wird mal eben die Liebe des Lebens für die Karriere geopfert und dennoch bleibt die Handlung nachvollziehbar, weil der betreffende Charakter immerhin ehrlich gegenüber sich selbst geblieben ist und die Aktion nicht lapidar als egoistisch verurteilt werden kann. Oder es wird die Frau, die man liebt, im Suff mit wenig Fingerspitzengefühl auf ihre scheinbaren Fehler hingewiesen, doch letztendlich bewirkt dieses unsensible Verhalten sogar etwas Positives für den weiteren Lebensweg der betreffenden Figur. Jeder ist ständig am scheitern, aber all die kleinen Fehler und das, was die Charaktere daraus lernen, lässt sie eben dreidimensionaler erscheinen als Figuren in vergleichbaren Filmen.

Fazit: Autorenfilmer im Subgenre der RomCom findet man äußerst selten. Innovative Ideen, die zudem noch Originalideen sind, ebenso. Umso schöner, wenn das dann doch mal der Fall ist. Die kluge Narration, der treffsichere Humor, die stark aufspielenden Darsteller, die durchdachte Charakterzeichnung und die unverkrampfte Romantik lassen Brooks‘ Film aus der Flut an Schema-F-Liebeskomödien hervorragen. Vielleicht seht ihr das auch so. Vielleicht auch nicht. Von mir jedenfalls gibt’s dafür eine 8/10.

Autor: Markus Schu

Leave a Reply