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True Story – Spiel um Macht (2015) Review

© 20th Century Fox

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Wie es der selbstbewusste Titel schon vermuten lässt, kokettiert Rupert Goolds Regie-Debüt „True Story“ zu jeder Filmsekunde mit seinem inhaltlichen Fundament aus „echten Begebenheiten“ und suggeriert konsequent eine daraus resultierende, tiefere Bedeutung. Aber leider ist das Drehbuch über alle Maßen miserabel geraten und vermag es nicht einmal annähernd, aus der „wahren“ Geschichte irgendeinen Mehrwert für die Kinoleinwand zu generieren. Im Grunde wird über die gesamte (und glücklicherweise mit 100 Minuten sehr kurze) Spieldauer des Filmes nur behauptet, es gäbe eine erzählenswerte Geschichte. Doch handelt es sich hierbei um eine dreiste Lüge, welche sogar die von James Francos Charakter Christian Longo gelegten falschen Fährten in Sachen Perfidität noch übertrifft. Was hier als großes Darstellerkino verkauft wird, ist nichts weiter als pseudo-intelligente Scheinunterhaltung, die absolut keine narrative oder visuelle Daseinsberechtigung besitzt. True Story!

Als der erfolgreiche „New York Times“-Enthüllungsjournalist Michael Finkel (Jonah Hill) bei einer Story über moderne Sklaverei in Afrika seine Rechercheergebnisse zugunsten einer besseren Leseridentifikation modifiziert, provoziert er damit seine Kündigung und ruiniert gleichzeitig seinen Ruf. Deprimiert und lethargisch begibt er sich auf die Suche nach erzählenswerten Geschichten und stößt auf einen mysteriösen Mordfall: Ein gewisser Christian Longo (James Franco) hat sich nach dem mutmaßlichen Mord an seiner gesamten Familie als Michael Finkel ausgegeben. Als der Journalist diesem Lockruf bis ins Gefängnis folgt, kann er noch nicht ahnen, dass die größte Story seiner Karriere auf ihn wartet…

Traurigerweise können nicht einmal die zweifelsohne sehr begabten Hauptdarsteller Jonah Hill und James Franco irgendetwas an diesem cineastischen Debakel ändern und liefern eine der bedauernswertesten Leistungen ihrer Karriere ab. Während Hill krampfhaft und unter radikalem Griff in die Journalisten-Klischeekiste versucht, möglichst intelligent zu wirken (meist symbolisiert durch krankhaftes Augenzucken), erscheint Franco wie die müde Version seines sympathischen Sunnyboys aus der Coca-Cola-Werbung. Von seelischen Abgründen ist bei seiner Performance fatalerweise nie etwas zu spüren, obgleich er in der einen oder anderen Szenen unbestreitbar seinen ganz eigenen Charme verströmen kann. Nur leider befindet er sich dafür schlicht und einfach im falschen Film, weshalb sein „süßes Lächeln“ hier ziemlich deplatziert wirkt. Ebenso blass bleibt Felicity Jones in der Rolle von Finkels Ehefrau, von der keiner so recht weiß, aus welchem Grund ihr überhaupt eine Existenz im Drehbuch zugestanden wurde. Ihr Handeln hat für die Story keinerlei Relevanz oder Auswirkungen und findet in einer peinlichen Gefängnis-Ansprache einen unfreiwillig komischen Negativ-Höhepunkt. Generell animieren die Dialoge eher zum Lachen als zum betroffenen Innehalten, da sämtliche Gespräche wie ein nie enden wollendes Phrasen-Bombardement daherkommen, das ironischerweise auch vor abgedroschenen Schreib-Tipp-Dialogen nicht Halt macht. Schade.

Fazit: Egal welch wahrer Kern in dieser Geschichte auch stecken mag, erzählenswert ist sie in dieser Form leider nicht…

Autor: Jonas Hoppe

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