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Tops und Flops 2012 – Erste Perspektive

Flop 5

5. Verblendung

Warum, David Fincher, warum? Warum lässt du dich in den Remake-Wahn der „Traum“fabrik einspannen, nur um am Versuch zu scheitern, einen herausragenden schwedischen Film neu zu interpretieren? Da wäre vermutlich sogar so etwas wie „The Social Network 2“ besser gewesen. Für das in stilistischer Hinsicht versöhnliche Ende werden immerhin ein paar Plätze in dieser Liste wettgemacht. Aber für die Zukunft sollte eigentlich mal gelten: Lasst europäische Filme in Ruhe!


4. The Cabin in the Woods

Ein gutes Beispiel, wie ein eigentlich recht annehmbarer Film mit einer durchaus brillanten Idee durch ein aufgesetztes und völlig unpassendes Ende komplett verhunzt werden kann. Joss Whedon, das kannst du besser…auch wenn dir nur eine Teilschuld zuzuschreiben ist, schließlich hast du nicht Regie geführt.

3. Das Bourne Vermächtnis

Bourne ohne Bourne? Aha. Und das richtet sich nicht gegen Jeremy Renner. Ihm ist kein Vorwurf zu machen, dass der vierte Teil der „Bourne“-Reihe nahezu komplett in die Hose ging. Eher daran, dass der Film nach der Hälfte der Story bereits vorbei ist, man diese jedoch wiederum in der Hälfte der Zeit hätte erzählen können. Rachel Weisz ist zwar (wie eigentlich immer) hübsch anzuschauen, aber auch das reicht nicht, um dieses Machwerk aus dem Keller unterhalb des Stockwerks der Mittelmäßigkeit herauszuheben.

2. J. Edgar

Clint Eastwoods Zurechnungsfähigkeit ist nicht zuletzt nach seiner Rede auf dem Parteitag der Republikanischen Partei kurz vor der US-Präsidentschaftswahl 2012 teilweise offen hinterfragt worden. Ist „J. Edgar“ ein Vorbote seiner sich eventuell ankündigenden Senilität, welcher man nicht zuletzt verfallen sein muss, um offen zur Wahl von Mitt Romney aufzurufen? Woraus, zum Teufel, besteht dieses Werk? Aus einem durch den Film hinkenden Leonardo DiCaprio, der in jedweder Maske aussieht, wie Leonardo DiCaprio aktuell nun einmal aussieht. Und eben nicht wie J. Edgar Hoover mit steigendem Alter.


1. The Cold Light of Day

Sigourney Weaver und Bruce Willis in einem Film…da kann eigentlich nicht viel schiefgehen, oder? Das „Oder“ ist das Stichwort, denn dieser Film beweist das Gegenteil und entzieht sich dadurch in gewisser Weise selbst seine Existenzberechtigung. Hier stimmt eigentlich fast gar nichts: Eine völlig wirre Story, welche im Produktionsprozess scheinbar niemanden interessiert hat, schon gar nicht die Drehbuchautoren selbst. Mit Henry Cavill ein (leider) schlechter und lustloser Hauptdarsteller. Deplatzierte Action. Obendrein ein teilweise unnötig aufdringliches Product Placement einer Ingolstädter Automarke. Dass Regisseur Mabrouk El-Mechri es besser kann, hat er nicht zuletzt mit „JCVD“ (2008) schon eindrucksvoll bewiesen. Für immer vergessen und nächstes Mal besser machen!

Top 10

10. Paranormal Activity 4

Der dritte ist und bleibt der beste der Reihe. Dankenswerterweise dürfen jedoch dessen Regisseure Henry Joost und Ariel Schulman gleich noch einmal ran und schaffen es, das qualitative Niveau ihres recht virtuosen Umgangs mit dem Found-Footage-Konzept mehr oder minder zu halten. Nicht zuletzt die makellos gesetzten Schockeffekte im Minutentakt verweisen relativ unerbittlich auf die Erfüllung eines zentralen Genreversprechens, darüber hinaus werden im Rahmen des letztlich jedes Mal gleichen filmischen Konzepts durchaus interessante neue dramaturgische Ansätze entwickelt und dabei sogar ein paar selbstreflexive Momente eingebaut.

9. Prometheus

Ein visueller Rausch. Manchmal genügen nur wenige Szenen, um einen Film bleibend zu verankern. Allein die Szene, in welcher das titelgebende Raumschiff in fremden Gefilden zur Landung ansetzt, ist das Eintrittsgeld wert, hinzu kommt der in 3D einfach atemberaubend gefilmte Prolog. Bereits diese beiden Faktoren lassen über ein paar dramaturgische Schwächen hinwegsehen, zum Beispiel den fast unverschämten Cliffhanger gegen Ende des Films. Neben „Hugo Cabret“ (2011) ist „Prometheus“ jedoch einer der wenigen Filme der 3D-Schwemme, der die neue Technik eindeutig zu seinem Vorteil zu nutzen vermag.

8. The Expendables 2

Ja, diese Liste ist auf den hinteren Plätzen etwas Blockbuster-lastig. Aber das Stelldichein der alten Haudrauf-Hasen ist ohne Zweifel ein Highlight der Kinolandschaft 2012. Stallone, Schwarzenegger, Willis, van Damme und wie sie alle heißen: Mit den Tücken des Alters kämpfend, aber noch fast ebenso schlagkräftig wie in alten Tagen, dazu eine gehörige Portion Selbstironie und ein brüllend komischer Gastauftritt von Chuck Norris. Irgendwie sinnfrei, aber verflucht lustig und in Bezug auf die Action besser als nahezu alles, was heute mit dem Siegel „Actionfilm“ die Kinos entert.

7. The Dark Knight Rises

Kein Film wurde bei „Wir sind Movies“ 2012 so kontrovers diskutiert wie der finale Teil der Nolan’schen Batman-Trilogie. Inhaltlich nicht so stark wie seine beiden Vorgänger „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ konnte „The Dark Knight Rises“ immerhin auf der visuellen und stilistischen Ebene punkten, auch wenn Nolan mit dem Ende des Films leider einen Schritt in die falsche Richtung machte. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um einen würdigen Abschluss der Reihe mit einem Tom Hardy in Topform und dem musikalisch vermutlich eindrucksvollsten 5/4-Takt der letzten Zeit.

6. Marvel’s The Avengers

Die erste Zusammenführung der zuvor auch einzeln erfolgreichen Superhelden des Marvel-Comic-Universums funktioniert trotz des etwas bedenklichen politischen Untertons ganz hervorragend und kann sich neben „The Expendables 2“ als eines der ganz großen Action-Vehikel der jüngeren Kinogeschichte sehen lassen. Insbesondere die Hochglanz-Destruktionsorgie der letzten dreißig Minuten sucht ihresgleichen und auch die vorangehenden Schaukämpfe zur Einstimmung sowohl der Protagonisten als auch der Zuschauer sind herausragend choreografiert. Ein guter Regisseur macht sich eben doch bezahlt, was sich unter anderem auch daran zeigt, dass nicht ganz nebensächliche Dinge wie Humor und insbesondere die Charakterzeichnung der Helden mit Kollektivneurose nicht zu kurz kommen. Hier war Talent am Werk und man darf sich mit Fug und Recht auf „The Avengers 2“ freuen…auch wenn erst einmal die nächste Runde der jeweiligen Einzelfilme ansteht.

5. Ted

Allein mit der Idee eines drogenabhängigen und sexbesessenen Teddybärs hat sich Seth MacFarlane einen Platz in den Annalen der Filmgeschichte verdient. Als Dank für den vermutlich respektlosesten Film des Jahres 2012 darf er nun die Oscars 2013 moderieren. Die Academy trifft damit eine Entscheidung, die deutlich mutiger ist, als Billy Crystal zum x-ten Mal über die Bühne hüpfen zu lassen. Nebenbei ist „Ted“ ein um sich greifendes Feuerwerk des Lachens, welches seinen Witz nicht zuletzt aus den im Sekundentakt abgefeuerten Anspielungen auf die Popkultur zieht.

4. Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt

Dass Keira Knightley und Steve Carrell mit Unterstützung von Martin Sheen gerade im Maya-Jahr 2012 die Apokalypse begehen durften, ist vermutlich kein Zufall. Anrührend und zum Teil herrlich komisch zieht der Film die Idee des „Was würdest du tun, wenn du nur noch x Tage zu leben hättest?“ endlich einmal konsequent durch und benennt über alle nebenbei ablaufenden Drogenexzesse, Fressgelage und Sexorgien den geliebten Menschen an seiner Seite als wichtigstes Element des Lebens…zumal wenn es mit selbigem zu Ende geht.

3. Cloud Atlas

Dieser Film kann eigentlich gar nicht anders, als sich zum Klassiker zu entwickeln. Tom Tykwer und die Wachowski-Geschwister zeigen mit vereinten Kräften, dass das epische Erzählkino noch lange nicht tot ist und reichen ein opulentes Machwerk, in welchem Stil, Handlung und Botschaft eine selten gekannte Kohärenz bilden. In Bezug auf seine gesellschaftliche Schlagkraft viel zu sehr unterschätzt, ist „Cloud Atlas“ einer der wichtigsten politischen Filme der Gegenwart.

2. The Artist

Vermutlich der einzige postmoderne Stummfilm der Welt. Völlig zu Recht Oscar-gekrönt ist dieser Streifen eine überwältigende Liebeserklärung an das Kino und das Medium Film und führt uns vor Augen, dass wir in jedweder Hinsicht auch die alten Meister nicht vergessen sollten.

1. Moonrise Kingdom

Die hinreißende, emotional bewegende und dabei niemals kitschige Geschichte der ersten großen Liebe. Wer sich in diesem Film nicht wiederfindet, hat bislang vergessen zu leben.

Autor: Jakob Larisch

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