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Super 8 (2011) Review

Ich sitze bequem im Kinosessel, Cinestar hat mir wie immer gute Unterhaltung gewünscht. Ich sitze in einem relativ kleinen Kino und sehe mir einen für heutige Hollywoodstandards relativ kleinen, also günstig produzierten Film an: „Super 8“ – JJ Abrams erster Film, bei dem er sowohl für die Regie als auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Meine Erwartungen sind immens, doch kurz bevor der Film dann tatsächlich beginnt, beschleicht mich ein unangenehmes Gefühl: habe ich etwa ganz falsche Erwartungen? Steven Spielbergs „Amblin Entertainment“-Logo erscheint auf der Leinwand, gefolgt von Abrams eigener Produktionsfirma „Bad Robot“. Bitte keine Enttäuschung…

Der Geheimniskrämer Abrams ließ im Vorfeld nur Trailer oder Teaser zusammenschneiden, die möglichst wenig von der Handlung preisgeben. Es war zwar bekannt, dass es sich irgendwie um einen Science-Fiction-Film mit Außerirdischen handeln sollte, aber was genau den Zuschauer tatsächlich erwarten würde, muss dann eben jeder selbst im Kino herausfinden. Und so viel schon mal vorweg: die Vergleiche mit Klassikern der (Jugend-)Filmgeschichte kommen nicht von ungefähr. Abrams‘ liebevoll-detailgetreuer Film gehört bereits jetzt zu den Topfilmen 2011. Dass mich eben genau ein solcher Film, ein durch und durch guter Blockbuster erwartet, wurde mir bereits bewusst, als die erste Szene des Films über die Leinwand flimmerte.

JJ Abrams ist schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr in Hollywood. Der Kreativkopf, der bereits mit TV-Serien wie „Lost“, „Fringe“ und „Alias“ (Produktion) sowie mit Filmen wie „Star Trek“ (Regie) und „Cloverfield“ (Produktion) Publikum und Presse überzeugte, ist vor allem eines immer geblieben: einer, der an die Magie des Kinos glaubt und diese in seinen Filmen heraufbeschwört. Mit seinem neuesten Werk schafft er etwas ganz besonderes, denn es gelingt ihm, herrlich altmodisches Genrekino auf die Leinwand zu bringen. Altmodisch hierbei allerdings nur im positivsten Sinn, denn Abrams legt mit „Super 8“ einen modernen Klassiker vor, einer, der mit liebevoller Nostalgie den großen Vorbildern wie „E.T.“ oder „Die Goonies“ huldigt, einer, der mit einem für heutige Verhältnisse geradezu geringem Budget von 50 Millionen $ andere Hollywood-Produktionen mit ihren überladenen Bombast-Effekten künstlich und leblos erscheinen lässt.

In „Super 8“ geht es um Verlust, um Zusammenhalt, um Sehnsucht und vor allem um die Unbedingtheit wahrer Freundschaft. In jeder Sekunde ist Abrams‘ Liebe zu seinen Hauptcharakteren zu spüren und sein Respekt vor traditionellen (amerikanischen) Werten: Abrams glaubt an das Kino, doch vielmehr glaubt er an die Familie, das Vertrauen und die Liebe untereinander, an die Familie, in die man hineingeboren wird und an die, die man sich selber erschafft. Doch bevor ich weiter auf einzelne Aspekte des Films eingehe, möchte ich nun kurz einen Überblick über die Geschichte gewähren.

Es ist das Jahr 1979: Joe ist dreizehn Jahre alt und lebt in der von der Stahlindustrie geprägten Kleinstadt Lillian. Sein Vater ist Deputy bei der örtlichen Polizei und zieht seinen Sohn alleine groß: Vier Monate zuvor ist Joes Mutter bei einem Unfall im Stahlwerk ums Leben gekommen. Halt findet der Junge vor allem bei seinem besten Kumpel Charles. Der kleine, etwas rundliche Junge ist ein begeisterter Filmfan und dreht gemeinsam mit Joe und drei weiteren Freunden einen Amateur-Zombiefilm, den er bei einem Wettbewerb einreichen möchte. Um seinen Film für den Durchschnittszuschauer interessanter zu machen, entscheidet sich Charles, eine Liebesgeschichte einzubauen, die Rolle besetzt er mit der bereits 14-jährigen Alice, die ihnen zudem anbietet, sie mit dem Auto ihres Vaters zum Drehort zu fahren. Gesagt, getan: mit dem „geborgten“ Auto fahren die sechs Kinder zu einem nahegelegenen Bahnhof und werden dort unfreiwillige Zeugen eines Zugunglücks. Doch nicht nur das, es scheint zudem noch so, als sei irgendetwas in den Waggons drin gewesen und diesem „Etwas“ ist es nun gelungen, zu fliehen… Die titelgebende Super 8-Kamera hat all das aufgezeichnet und liefert den Kindern im weiteren Verlauf des Films noch entscheidende Hinweise zur Lösung des Rätsels um das entflohene „Etwas“…

Eltern seien an dieser Stelle gewarnt, denn der Film enthält zahlreiche kleinere und größere Schockmomente, die die ganz Kleinen doch etwas zu sehr verängstigen könnten. Doch Abrams ist nicht so wie viele seiner Kollegen, er nutzt primär das Nichtwissen des Zuschauers aus, er bedient sich seiner Erwartungshaltung und schafft es somit, in zahlreichen Momenten, eine exzellente Suspense-Stimmung zu kreieren. Die kleinen Schocker sind wohl dosiert und kommen oftmals eher unerwartet, gänzlich gezeigt wird das Wesen erst gegen Ende des Films. Wie bereits erwähnt geht es in „Super 8“ vor allem um Beziehungen innerhalb von und zwischen Familien. Auf der einen Seite wäre da der männliche Hauptcharakter Joe mit seinem Vater und auf der anderen Seite Alice, die ebenfalls von ihrem Vater alleine großgezogen wird. Im Laufe des Films entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen Joe und Alice und der Zuschauer erfährt immer mehr darüber, auf welch tragische Art und Weise die Schicksale ihrer Familien miteinander verknüpft sind. Doch nun genug zur Geschichte, im Folgenden möchte ich mich noch den formalen Aspekten des Films widmen.

Larry Fong, Zack Snyders Stammkameramann liefert nun auch bei JJ Abrams‘ „Super 8“ wieder eine exzellente Leistung ab, die Kamerafahrten fügen sich perfekt in Abrams‘ Suspense-Konzept ein und auch die für Abrams typischen Lichteffekte, die er bereits genüsslich in „Star Trek“ zelebrierte, dürfen auch in seinem neusten Werk nicht fehlen. Allerdings muss er sich hierbei den Vorwurf gefallen lassen, dass eben genau dieser Effekt oftmals nur als nette optische Spielerei eingefügt wird, manchmal ist der Effekt sogar nur in einigen Einstellungen einer Sequenz zu sehen, dieser unmotivierte Einsatz geht dann leider zu Lasten der optischen Kohärenz. Doch dies ist im Großen und Ganzen nicht weiter schlimm. Die einzigen tatsächlichen Kritikpunkte, wenn es überhaupt welche aufzuzählen gibt, sind folgende: einige Dialoge funktionieren nicht so gut, wie Abrams es wohl beabsichtigt hatte, da sie sich nicht in den Gesamtkontext einfügen und etwas stark gekünstelt wirken. Des Weiteren gibt es einige Logikfehler, die allerdings nicht sonderlich schwer ins Gewicht fallen, da sie dramaturgisch bedingt sind. Die Auflösung des Alien-Rätsels könnte zudem auf einige Betrachter als etwas zu weit hergeholt erscheinen, einige arg brutale Momente fügen sich ebenfalls nicht richtig ins Gesamtbild ein. Störender ist hingegen die etwas zu dick aufgetragene Szene am Schluss des Films, in welcher Joe lernen muss, die Vergangenheit loszulassen, um in der Gegenwart anzukommen. Doch all diese Kritikpunkte lassen sich verschmerzen, der positive Gesamteindruck überwiegt.

Besondere Erwähnung verdienen schlussendlich noch die großartigen Leistungen der beiden Kinder-Hauptdarsteller Elle Fanning und Joel Courtney. Ein weiteres Lob verdient sich Abrams für die zahlreichen humorvollen und emotionalen Momente. Mehrmals schafft es der Regisseur, den Zuschauer so tief zu berühren, dass man mit Gänsehaut dem Geschehen auf der Leinwand beiwohnt. Ein großartiger, ein charmanter, ein liebevoller Film. Ganz großes Kino und vor allem eines: herzberührend.


Via YouTube

Autor: Markus Schu

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