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Star Trek – Into Darkness (2013) Review

Im Jahr 2009 gelang es Regisseur J.J. Abrams, dem totgeglaubten „Star Trek“-Film-Franchise mit einer stilsicheren Frischzellenkur zu neuen Kino-Weihen zu verhelfen: Abrams stellte einfach alles auf Anfang zurück und entschloss sich, die Abenteuer der USS Enterprise ganz neu zu erzählen. Sein Reboot ermöglichte es dann auch einem Publikum, das vorher nichts mit den Abenteuern von Kirk und Spock anzufangen wusste, einen Zugang zur altehrwürdigen Sci-Fi-Reihe zu bekommen. Seine Richtlinie „Let’s make it new“ begeisterte mit größtenteils noch relativ unverbrauchten, aber charismatischen Jungdarstellern, einer emotional aufgeladenen Storyline, bombastischen Schauwerten und in diesem Zusammenhang natürlich auch mit beeindruckenden Actionsequenzen. Abrams‘ Neuauflage wartete mit spaßigen Comic-Relief-Momenten und einem überbordenden Stilwillen auf, der in der visuell beeindruckenden Zelebrierung des Lense-Flare-Effekts sicherlich am deutlichsten seinen Ausdruck fand. Gekrönt wurde das Ganze mit einem überwältigenden und hochemotionalen Prolog, der definitiv zum Besten gehört, was es in der jüngeren Kinogeschichte auf der Leinwand zu bestaunen gab.

Vier Jahre sind nun seit Abrams‘ endgültigem Kinodurchbruch vergangen und es ist ihm in der Zwischenzeit auf beeindruckende Art und Weise gelungen, in den Hollywood-Olymp aufzusteigen. Eine kurze Zwischenbilanz soll an dieser Stelle einen knappen Überblick über das erfolgreiche Schaffen des leidenschaftlichen Kinoliebhabers und Lense-Flare-Ästheten vermitteln: im Sommer 2011 huldigte er mit dem brillanten „Super 8“ dem familienfreundlichen Sci-Fi-/Abenteuer-Kino der 80er Jahre. Im Winter desselben Jahres sollte er als Produzent von „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ einen Boxoffice-Hit landen, der international fast 700 Millionen US-Dollar einspielte und so der Reihe zu neuem Glanz verhelfen konnte. Im Januar 2013 wurde dann endlich enthüllt, dass nun auch die Hoffnungen der „Star Wars“-Jünger auf den Schultern von Abrams ruhen werden, da er die Regie bei Episode VII übernehmen wird. Die zwei größten Sci-Fi-Franchises und die „M:I“-Reihe unter der Schirmherrschaft eines Mannes: nicht nur für „Star Trek“, sondern auch für den kreativen Abrams hatte die Zukunft allerspätestens jetzt begonnen. Nun sind wir im aktuellen Kinojahr mit Beginn des Monats Mai endlich in der Blockbustersaison angekommen, die gerade mit dem großartigen „Iron Man 3“ eingeläutet worden ist. Abrams‘ „Star Trek“-Fortsetzung „Into Darkness“ gilt finanziell genau wie das neuste Kapitel des „Marvel Cinematic Universe“ als sichere Bank, doch überzeugt das aktuelle Abenteuer der Enterprise-Crew auch qualitativ?

Das Sequel zum 2009er Überraschungs-Reboot-Hit präsentiert uns allerhand bekannte Gesichter: Kirk (Chris Pine), Spock (Zachary Quinto), Uhura (Zoë Saldaña), McCoy (Karl Urban), Scott (Simon Pegg), Chekov (Anton Yelchin), Sulu (John Cho) und wie sie alle heißen sind natürlich wieder mit von der Partie. Der Plot fokussiert sich in der ersten Hälfte im Grunde auf die Jagd der Enterprise-Crew nach dem Terroristen John Harrison (Benedict Cumberbatch), auf dessen Konto ein Bombenanschlag eines Selbstmordattentäters und ein selbst ausgeführter Angriff auf bedeutende Mitglieder der Sternenflotte gehen. Viel mehr soll an dieser Stelle aber auch gar nicht verraten werden. Das liegt zum einen daran, dass diese Review natürlich spoilerfrei bleibt und zum Anderen auch primär daran, dass es eigentlich auch kaum mehr zu erzählen gibt. Es ist geradezu erschreckend, mit welch frappierender Schlichtheit den Zuschauern der simpel konstruierte Plot präsentiert wird. Um es schlicht und ergreifend so zu sagen, wie es ist: „Star Trek Into Darkness“ ist eine Riesen-Enttäuschung geworden. Vor allem die profane Dramaturgie, die inhaltlich versucht, vom Prolog bis zum Finale einen emotionalen Bogen zu schlagen, hat daran einen maßgeblichen Anteil. Die Action wirkt nur ganz selten inspiriert und durchdacht, viel zu oft fehlt einfach die nötige Übersicht, der Aufpreis für 3D hat sich natürlich wieder mal zu 90% des Films überhaupt nicht gelohnt und auch wenn Kulissen, Requisiten, Kostüme und Effekte im Grunde sehr ansehnlich sind, bleibt doch ein fader Beigeschmack: Das Ganze wirkt einfach nicht mehr so rund, so originell und originär wie beim Vorgänger.

Insgesamt gibt es ohnehin zu viel Action, die teilweise fast schon zum Selbstzweck verkommt. Lichtblicke bilden lediglich die zumeist gut platzierten Comic-Relief-Momente rund um Pille, Scotty und Chekov, sowie die verbalen Scharmützel des Dreiecksgespanns Kirk/Spock/Uhura. Es gibt zwar mitunter einige sehr beeindruckende Kameraeinstellungen und -fahrten , sowie sinnvoll eingesetzte Zooms zu bestaunen und auch Michael Giacchinos Musikuntermalung ist eigentlich größtenteils gelungen, aber irgendwie ist man von Abrams einfach Besseres gewohnt. Der Spielberg unserer Generation spielt verhältnismäßig uninspiriert auf der Genre-Klaviatur und präsentiert uns ein leidlich unterhaltsames Weltraumabenteuer, das gerade in der ersten Hälfte viel zu gehetzt wirkt. Bruce Greenwood, Peter Weller und Alice Eve bekommen nicht den nötigen Spielraum zur Verfügung gestellt, um ihre Charaktere zu entwickeln oder ihnen im Falle von Eve und Weller einen Hauch von Tiefe zu verleihen. Cumberbatch macht als Antagonist zumeist eine gute Figur und das Beste aus seiner Rolle, nervt aber irgendwann unverschuldet aufgrund von Profillosigkeit und selbstverschuldet aufgrund seines Mimik-Overactings.

Im neuen „Star Trek“ wird viel geballert und geprügelt, was einigen Trekkies sicherlich bitter aufstoßen dürfte und sie in ihrer Annahme bestätigt, dass das Franchise sich womöglich zu weit von seinen Wurzeln entfernt. Ich bin zwar kein Experte, was das Trekkie-Universum anbelangt, da ich erst durch Abrams‘ Reboot zur Reihe gestoßen bin, doch auch mir ist die stumpfsinnige Action mitunter gehörig auf die Nerven gegangen, was vor allem auch in der Unübersichtlichkeit begründet lag. Nach dem Kinobesuch machten sich dann bei mir ein wenig Ratlosigkeit und sehr viel Enttäuschung breit. Der neue Abrams – ein Flop? Tatsächlich ist diese Einschätzung durchaus berechtigt, gerade im Vergleich zu seinen bereits erwähnten Sci-Fi-Meisterstücken aus 2009 und 2011. „Into Darkness“ wirkt zuweilen oberflächlich und fast schon lieblos, wobei dem Film ein gewisser Unterhaltungswert mit Sicherheit nicht abzusprechen ist. Der Streifen ist fast schon als Sammelsurium an interessanten, aber nicht konsequent zu Ende gedachten Ideen zu bezeichnen, sowohl in visueller, als auch in dramaturgischer Hinsicht. Ob man dafür tatsächlich Geld für einen Kinobesuch hinblättern sollte, bleibt im Endeffekt natürlich jedem selbst überlassen. Von mir gibt es allerdings keine Empfehlung, überwiegt doch ganz klar die Enttäuschung ob der Profanität der dramaturgischen Konzeption.

Um Adrian zu zitieren: „Wo sind eigentlich die großartigen Antagonisten hin?“ Und um Max Fellingers Feststellung aufzugreifen, der mich auf die Meta-Ebene des Films aufmerksam machte, als Scotty fragte, ob sich denn nun alles nur noch um Waffen, Militär und Geballer drehen würde und somit auf die sehr actionlastige Ausrichtung des Sequels verweist: auch wenn es diesen selbstkritischen oder eher selbstreflexiven Subtext gibt, entschuldigt das in keinster Weise dafür, dass die Action kaum sonderlich spannend und/oder originell ausgefallen ist. Ein Beispiel, das dies illustrieren soll: Am Ende wird, wie bereits in den Trailern angedeutet, halb San Francisco in Schutt und Asche gelegt und doch scheint es irgendwie niemanden sonderlich zu interessieren: Einige Minuten später gibt es einen Zeitsprung und alles ist wieder clean und auch ich als Zuschauer konnte mit der gigantomanischen Destruktionsorgie wenig bis nichts anfangen. Abrams ist es leider nicht gelungen, seine visuelle Großtat aus dem Jahr 2009 zu wiederholen. Weiterer Wermutstropfen: Die „Bromance“ zwischen Kirk und Spock gipfelt dann auch noch in einem sentimentalen und lächerlich-verkitschten Moment, der wenigstens für sich gesehen noch einen Hauch von Mut und Individualismus versprüht hätte, wäre er nicht wenige Minuten später einfach wieder über den Haufen geworfen worden.

Woran liegt’s nur, dass Abrams vier Jahre zuvor einen großartigen und aktuell einen lediglich durchschnittlichen Science-Fictioner vorgelegt hat? Der Mann kann definitiv mehr, so viel sei gewiss. Hoffen wir, dass er sich bei „Star Wars – Episode VII“ auf alte Tugenden zurückbesinnt und dass ihm ein kompetenteres Autorenteam zur Verfügung steht. Denn die meisten Schwächen des Films sind primär auf das schlechte Drehbuch zurückzuführen. „Into Darkness“ wird aller Voraussicht nach finanziell ein Riesen-Hit werden. In künstlerischer Hinsicht muss Abrams sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, dass er hiermit seine bislang schwächste Regiearbeit vorgelegt hat. Trotzdem denke ich, dass wir bezüglich „Star Wars“ Großes von ihm erwarten dürfen. Bezüglich Lense-Flare in 3D sei an dieser Stelle aber folgendes gesagt: nun ja, kann man machen, muss man aber nicht. Ein Hauch von Doom liegt in der Luft oder mit anderen Worten: hat mir gut gefallen – fünf von zehn.

Autor: Markus Schu

2 Responses to “Star Trek – Into Darkness (2013) Review”

  1. 1
    David Spade Says:

    Liegt vielleicht daran, dass auch der erste Teil bis auf den Look und die Schauwerte nix weiter zu bieten hatte. Der Plot war da schon dämlich und hatte keinerlei Tiefgang. Empfand ich zumindest beim Konsumieren damals.

  2. 2
    JerryTom Says:

    Komplette Zustimmung…auch wenn ich den Subtext nun wahrlich nicht als fortschrittlich empfand.

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