Einen Kommentar hinterlassen

Resident Evil: The Final Chapter (2016/2017) Review

© Constantin Film

© Constantin Film

Ganze 14 Jahre existiert das „Resident Evil“-(Film-)Franchise nun bereits und alles begann mit einem deutschen Produzenten namens Bernd Eichinger, der Ende der 1990er-Jahre die Filmrechte an der gleichnamigen Videospielserie erwarb. Es dauerte bis 2002, als schließlich der erste Film erschien, unter der Regie von Paul W.S. Anderson, der bis dahin lediglich mit „Mortal Kombat“ (1995) und „Event Horizon“ (1997) auf sich aufmerksam gemacht hatte. Ein launig-unterhaltsamer Actionklopper mit wenig Hirn und viel Freude an visuellen Effekten. Zwei Jahre später legte Alexander Witt, der zuvor und seitdem nie wieder Regie bei einem Spielfilm führte, den zweiten Teil „Resident Evil: Apocalypse“ vor, der das Konzept des ersten Teils irgendwie wiederholte, die Story ein wenig weitererzählte und hinsichtlich der Action nochmals ein wenig anzog. „Highlander“-Regisseur Russell Mulcahy drehte 2007 „Resident Evil: Extinction“, den mit Abstand stärksten Teil der Reihe, der atmosphärisch maßgeblich von seinem Apokalypsen-Wüsten-Setting zu profitieren vermochte. Paul W.S. Anderson kehrte dann 2010 mit „Resident Evil: Afterlife“ zum Franchise zurück, der erste Film der Reihe, der in 3D erschien (und auch entsprechend gedreht wurde) und über seine visuellen Effekte sowie den Soundtrack seine erzählerischen Schwächen mehr oder weniger wettzumachen wusste. Mit „Resident Evil: Retribution“ (2012), ebenfalls von Anderson, zeigten sich bereits erste Abnutzungserscheinungen, da hier die immer noch starke visuelle Ebene den Film nicht mehr ausreichend zu tragen vermochte. Vier Jahre später (der längste Abstand zwischen zwei Filmen der Reihe) kommt nun „Resident Evil: The Final Chapter“ in die Kinos, erneut führt Paul W.S. Anderson Regie. Wie final der Film dann letztlich sein wird, sei einmal dahingestellt, nur so viel: Die Möglichkeit ist durchaus nicht gering, denn Teil 6 der Action-Zombie-Knarren-Dystopie-Reihe ist mit Abstand der schwächste Film des Franchises, der es kaum mehr schafft, positive Akzente zu setzen.

Handlung war noch nie die Stärke der „Resident Evil“-Filme, das musste aber auch gar nicht sein, zumal die von Milla Jovovich gespielte Protagonistin Alice zu Beginn jedes Filmes die Geschichte der vorherigen Teile immer noch einmal zusammenfasste, da man sich auf Seite der Drehbuchautoren der über die Jahre arg konfusen Storyline wohl bewusst war. Es war die Stilistik, mit der die Filme zu überzeugen wussten, die visuelle Gestaltung und die Atmosphäre reichten meist mehr oder weniger aus, den Zuschauer mit großartig choreografierten Fights und Actionszenen oder akkurat gesetzten stilistischen Entscheidungen (insbesondere Zeitlupen) bei der Stange zu halten und so zwar sinnfreie, aber spaßige Unterhaltung zu bieten. Mit „The Final Chapter“ wirft Anderson aber so ziemlich alles über Bord, was die Stärken der Vorgängerfilme ausgemacht hatte. Man könnte meinen, dass der Regisseur nach seinem Mega-Müll „Pompeii“ (2014) etwas dazugelernt hätte, aber nein, er spielt (wie bei dem Vulkan-Katastrophenfilm) nicht einmal mehr die eine inszenatorische Stärke aus, die er hat: schicke Bilder zu erzeugen. Anderson ist ein Stilist, das hat er mit Filmen wie „Alien vs. Predator“, „Death Race“ und auch den vorherigen, unter seiner Ägide entstandenen „Resident Evil“-Filmen gezeigt (auch wenn, wie gesagt, bei „Retribution“ schon teils die Luft raus war). Doch davon ist hier nur noch ganz wenig zu merken, auch wenn das dreckige Produktionsdesign und die apokalyptische Welt durchaus visuell stimmig sind. Doch statt das vielversprechende Ende von Teil 5 aufzunehmen (Alice muss sich zwingend mit ihrem Erzfeind Wesker verbünden, um auf Washington anstürmende Zombiehorden zu bezwingen), wird dies über einen kurzen Dialog kurzerhand als Falle etabliert und eine komplett neue Ausgangsposition geschaffen.

Alice irrt nun durch die Apokalypse, bis die Red Queen (auf Erläuterungen der Figurenkonstellation wird an dieser Stelle verzichtet) ihr einen Weg eröffnet, deus ex machina sei Dank, die endgültige Apokalypse doch noch abwenden zu können. Dafür muss sie nach Raccoon City, trifft dort andere Überlebende und geht mit ihnen in den Hive, dorthin, wo alles begann, um ein wundersamerweise gerade rechtzeitig entwickeltes Gegenmittel für den T-Virus freizusetzen. Ist eigentlich auch egal. Während die erste Viertelstunde als Exposition noch ganz ansehnlich ist, zeigt sich jedoch bereits hier, dass die Actionszenen so unfassbar zerschnitten sind, dass man kaum den Überblick behalten kann. Die Stärke von Anderson in den Vorgängerfilmen waren stets seine stilistisch prägnant gesetzten Zeitlupensequenzen, die in der Regel ein wahrer Augenschmaus waren und ein stimmiges Gegengewicht innerhalb der meist schnell, aber selten zu schnell geschnittenen Actionszenen bildeten. Damit ist hier Schluss, Zeitlupen findet man in „The Final Chapter“ kaum mehr und die Dramaturgie passt sich dem Highspeed-Schnittrhythmus an.

© Constantin Film

© Constantin Film

Darin liegt das Hauptproblem des Filmes: Er ist einfach nur unfassbar hektisch und das auf eklatant unmotivierte Weise. Alles geht viel zu schnell und selbst wenn die Story eigentlich nicht im Vordergrund steht, so findet so etwas wie eine rudimentäre Entfaltung gar nicht mehr statt. Alice trifft auf dem Weg nach Raccoon City Dr. Isaacs, Iain Glen ist hier nach Teil 2 und 3 wieder dabei, ein kurzes Scharmützel, sie kommt in der Stadt an, trifft sofort die richtigen Leute, einer davon nervt kolossal, irgendwann lässt er das, Zombies sind ein Problem, dann doch nicht, ach ja, Ali Larter aus Teil 3 und Teil 4 spielt auch wieder mit, ist ja nett, Zombies kommen, Feuer, Explosionen, ab in den Hive, Zombiehunde, gerade erst eingeführte Charaktere sterben, Gefahr, neue Pläne, neue Zufälle, Flashbacks, Erkenntnisse, welche die vorherigen Teile in anderem Licht erscheinen lassen? und am Ende kracht es ein wenig. So wie dieser Bandwurmsatz ohne Struktur fühlt sich der Film in etwa an. Ein paar nette Anspielungen auf das Medium des Videospiels als Hinweis auf die Vorlage helfen dabei auch nicht mehr. Mit Ausnahme der ersten, recht stylishen Verfolgungsjagd am Anfang, als sich Alice vor einem Drachen-Zombie-Wesen in Sicherheit bringen muss sowie einer (leider sehr kurzen) Klopperei mit Umbrella-Schergen werden keine Actionsequenzen kohärent ausgespielt, sondern sind vorbei, ehe sie richtig angefangen haben, was sich leider bis zum Ende fortsetzt. Dadurch umweht den ganzen Film ein massiver Hauch von Belanglosigkeit, da auch aus dem Setting, welches in den Vorgängern immer einen Teil des Neuen ausmachte, keinerlei kreative Energie gezogen wird. Alice und ihre Mitstreiter schleppen sich von Plotpoint zu Plotpoint und ein wenig scheint es, als wäre das Drehbuch (geschrieben natürlich vom Regisseur höchstpersönlich) von sich selbst so sehr überzeugt, dass man sich unbedingt noch Zeit für mehrere, in die letzten zwanzig Minuten gequetschten Twists nehmen wollte, weswegen die Faktoren, was die Filmreihe eigentlich ausmachen – Action, Kämpfe, Stilisierungen – auf der Strecke bleiben. Paul W.S. Anderson kann ja durchaus etwas, denkt dann aber, er könne etwas anderes, was dazu führt, dass er das, was er kann, nicht mehr tut, sondern nur noch das tut, was er nicht kann.

Schade eigentlich. Die Prämisse, mit der Teil 5 aufhörte, hätte einen würdigen Abschluss der Reihe bedeuten können, in der alles, was man vorher so hatte, zusammengeworfen und in den Drehbuchmixer verfrachtet wird, um dies wiederum als Alibi zu nutzen, es nochmal so richtig krachen zu lassen. Stattdessen ist „Resident Evil: The Final Chapter“derart überhastet-oberflächlich geworden, dass einem irgendwann schlicht alles egal ist, was auf der Leinwand gerade so passiert. Und wenn bei einem Actionfilm nicht einmal mehr die Action bei Laune zu halten vermag, dann darf man den Film guten Gewissens als ziemlich gescheitert ansehen.

Autor: Jakob Larisch

Leave a Reply