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Planet der Affen: Prevolution (2011) Review

Obwohl Affen wahrscheinlich die coolsten Tiere dieses Planeten sind, bekam ich nie einen richtigen Zugang zu den älteren „Planet der Affen“-Filmen oder der Neuverfilmung durch Tim Burton. Trotz interessanter Ausgangslage muss ich einfach immer daran denken, wie absurd es doch sein muss, schwitzend in einem Affenkostüm zu stecken, bedeckt von tonnenweise Make-Up und dabei menschlich kommunizieren zu müssen. Eigentlich müsste die kindliche Faszination für Monster, Kreaturen und andere Wesen bei einem Planeten voller Affenmenschen besonders fruchten, doch letztendlich blieb mir der Zugang zur Primatenrevolution bis heute verwehrt. Die Betonung liegt auf „bis heute“.

Der junge Wissenschaftler Will scheint durch Experimente an Schimpansen auf das Heilmittel für Alzheimer gestoßen zu sein. Als jedoch der Testaffe bei der Präsentation ausbricht und daraufhin erschossen wird, muss die Versuchsreihe eingestellt und die Ergebnisse für nichtig erklärt werden. Als Will herausfindet, dass der Testschimpanse auch eine Mutter war, die ihr Neugeborenes beschützen wollte, entschließt sich Will dazu, den kleinen Caesar zu Forschungszwecken bei sich zu Hause aufzuziehen und das Medikament illegal an seinem an Alzheimer erkrankten Vater zu testen. Das Medikament scheint bei Wills Vater anzuschlagen und auch Caesar entwickelt bemerkenswerte kognititve Fähigkeiten und ein ausgeprägtes Bewusstsein. Doch der Rückfall des Vaters und Caesars beherztes Eingreifen in einem Nachbarschaftsstreit lassen die Situation eskalieren.

Caesar IST „Planet der Affen: Prevolution“. Mit der Glaubwürdigkeit Caesars steht und fällt der gesamte Film. Es ist mit einem großen Risiko verbunden einen modernen Blockbuster von einem animierten Primaten tragen zu lassen, kauft der Zuschauer diesem seine potenzielle Existenz nicht ab, fehlt jegliche Identifikation und die Story verläuft im Sand. Dass Ceasar es schafft wirklich jede einzelne Szene an sich zu reißen und die andern Darsteller ausnahmslos blass aussehen zu lassen ist ebenso faszinierend wie verwunderlich. Da man sich der Wichtigkeit von Ceasars glaubwürdiger Darstellung und Entwicklung bewusst war, war es unumgänglich den heutzutage wohl besten Motion-Capture-Darsteller Andy Serkis zu engagieren. Serkis, der schon in den letzten Peter Jackson Produktionen dem virtuellen King Kong und Gollum Leben eingehaucht hat, erschafft einen lebendigen Charakter, der uns die Künstlichkeit Caesars vergessen lässt.

Serkis sagt durch kleine Gesten, einzelne Blicke, mehr aus, als andere Schauspieler mit 1000 Worten. Trotz der Anthropomorphisierung Caesars, steht nie außer Frage, dass es sich um ein wildes Tier handelt. Ein wildes Tier, dass den Menschen in Sachen Menschlichkeit jedoch weit voraus ist. Caesars Entwicklung vom Baby hin zum Anführer der Revolution ist ein schrittweiser Prozess, der sehr genau ausgearbeitet ist und dem Zuschauer einen äußerst ambivalenten Charakter präsentiert.

Im Vergleich zur atemberaubenden Leistung Serkis/Caesars fallen die Leistungen der menschlichen Darsteller stark ab. Mit James Franco wurde eigentlich ein Darsteller gecastet, der zuletzt in Danny Boyles „127 Hours“ eindrucksvoll bewiesen hat, dass er einen Hollywoodfilm mühelos allein tragen kann. Leider ist seine Rolle, genau wie die der anderen menschlichen Charaktere sehr eindimensional angelegt und bietet somit kaum Spielraum für große schauspielerische Akzente. Über eine Charaktereigenschaft kommen die wenigsten hinaus, es wird eben ganz deutlich, dass der Fokus ganz auf Caesars Entwickling liegt, der auch wirklich genug Zeit zur vollen Entfaltung eingeräumt wird. Bis auf eine Ausnahme machen die Schauspieler ihren Job doch zufriedenstellend, schaffen es eben nur nicht gegen die alles dominierende Figur des Menschenaffen anzuspielen. Wirklich nervig stellt sich hingegen der Charakter des sadistischen Zoowärters Dogde Landon dar, gespielt von Tom Felton, der allgemeinhin als Draco Malfoy aus den Harry Potter Verfilmungen bekannt sein dürfte. Ja sicher, er ist sehr böse, nein ein wahrer Teufel und sein Handwerk ist das gekonnte Quälen von Affen, sei es mit Strom, Wasser, was auch immer. Natürlich darf er nicht zu clever sein, Sadismus ist die einzige Eigenschaft die diesen Kotzbrocken auszeichnet, der Zuschauer könnte ja auf die Idee kommen, ein etwas differenziert gezeichneter Antagonist wäre interessanter. Ist er in Hollywood scheinbar nicht, also wird jedem mit dem Holzhammer versucht einzutrichtern, wie böse dieser Tierpfleger doch ist. Dass Tom Felton ihn durch seine gänzlich, sagen wir übermütige, Performance komplett ins Aus manövriert macht den Film sicher kaputt. Für mich ist es eher das Haar in der sonst so leckeren Suppe. Ein zugegebenermaßen unnötiges Haar.

Nach dem Ausbruch der Affen aus dem Tierheim fährt Regisseur Rupert Wyatt auf, was die moderne Tricktechnik zu bieten hat und entfesselt einen Ausbruch, der sicherlich in Sachen Destruktivität nicht an die Zerstörungsorgien aus dem Hause Bay/Emmerich heranreicht. Weder explodiert jeder noch so kleine Gartenzaun, noch zerbröseln Spielzeugroboter ganze Blocks im Handumdrehen, jedoch ist jederzeit fühlbar, welche Macht durch den Ausbruch der Primaten entfesselt wurde. Scharenweise brechen sie durch Fensterscheiben, zertrümmern Autos, demolieren die Stadt, ja ein Gorilla tritt sogar gegen einen Hubschrauber an, bis sie sich schließlich auf dem Weg in die Freiheit auf der Golden Gate Bridge im spektakulären Finale den Menschen stellen.

Dem Affen wurde Zucker gegeben und er belohnte den Zuschauer dafür mit einer emotionalen, spannenden und actionreichen Vorgeschichte, die eindrucksvoll die Anfänge einer Revolution aufzeigt. Viva la Caesar!

Autor: Hermann Bauer

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