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Paterson (2016) Review

© Weltkino / Universum Film

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Der Busfahrer Paterson (Adam Driver) dreht seine ewig gleichen Runden in der Stadt Paterson; sowohl beruflich als auch privat auf ewig gleichen Bahnen. Einzig seine Gedichte bewirken in ihm die Möglichkeit, etwas Kreativität in sein Leben zu lassen. Seine Freundin Laura (Golshifteh Farahani), die ebenfalls eine äußerst kreative Ader hat, ermutigt Paterson dazu, seine einzigartigen Werke zu veröffentlichen, um die Welt an seinem Können teilhaben zu lassen. Doch so wirklich möchte das Paterson überhaupt nicht.

Jim Jarmusch meldet sich nach einer dreijährigen Abstinenz zurück mit einem kleinen und beschaulichen Werk über das Leben eines Busfahrers, dessen Alltag der puren Definition von Routine entspricht. Jeder Aspekt aus Patersons Leben versprüht das Gefühl der Kreativlosigkeit. Jeder Arbeitstag verläuft auf die exakt gleiche Weise, seien es die Konversationen mit den Arbeitskollegen oder die Erfahrungen mit den Fahrgästen. Selbst der Name des Protagonisten passt dazu, in Anbetracht der Tatsache, dass er in der gleichnamigen Stadt lebt. So schleppt sich Paterson durch seinen Alltag. Er führt mit allen Menschen, denen er begegnet die immer gleichen Gespräche. Seine Freundin möchte ihn zu etwas mehr Kreativität anregen, während sein Barkeeper ihn über die Tücken des Älterwerdens aufklärt. In den wenigen Momenten, in denen Paterson aus seiner gewohnte Routine ausbricht, beginnt er, seine Trance zu verlassen und merklich in die Realität zurückzukehren. Doch diese Momente sind spärlich gesät in Patersons Leben. So vermag er es nicht, Emotionen zu zeigen, diese werden von einer stoischen Ruhe überdeckt. Seine Gedichte wirken zunächst auch nur als ein Mittel, um seiner Freundin ein falsches Bild von sich zu suggerieren. Als sein Notizbuch mit seinen Werken von ihrer Bulldogge Marvin zerfetzt wird, zeigt Paterson fast überhaupt keine Regungen.

Adam Driver meldete sich wenige Monate nach den Anschlägen des 11. September 2001 freiwillig für zwei Jahre bei den US-Marines. Ein Foto von ihm in seiner Uniform hat es sogar in „Paterson“ geschafft. Oftmals wird Patersons militärische Vergangenheit thematisiert, jedoch nur grob und ungenau. Jarmuschs Werk zeigt also das Leben eines Soldaten, der an vorderster Front gegen den Feind gekämpft hat, jedoch nachdem der Krieg vorbei ist. Nach dieser Zeit muss Paterson also, auf sich allein gestellt, nach seinem Platz im Leben suchen. Er ist nicht in der Lage, sein Leben mit der Freude und dem Enthusiasmus auszufüllen, den er benötigte, um es genießen zu können. Fast so, als hätte er den Zweck seines Lebens schon erfüllt und müsse nun nur noch auf sein Ende warten. Erst zum Finale des Films fasst er den Entschluss, seiner Passion mit dem nötigen Enthusiasmus nachzugehen.

© Weltkino / Universum Film

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Jede Szene in Patersons Stamm-Bar wird mit einer Einstellung auf sein Bier beendet. Jedes Mal wird dabei dem Zuschauer das Urteil überlassen, ob das Bier nun halb voll oder halb leer ist. Laura streicht und bemalt jede Fläche in Schwarz-Weiß. Der Zuschauer hat also nur zwei Auswahlmöglichkeiten, um über Patersons Leben zu urteilen. „Paterson“ ist die geduldige Erzählung eines Ex-Soldaten, über seine Suche nach seiner Bestimmung und seinen Platz im Leben. Als Zuschauer muss man etwas Geduld mitbringen, denn die knapp zwei Stunden fühlen sich teils weit länger an; nach dem Ende kann man jedoch über die vielen visuellen Elemente, die Jarmusch genutzt hat, noch sehr viel ausführlicher philosophieren. Aufgrund seines sehr speziellen Erzählstils ist „Paterson“ dabei am ehesten Programmkinogängern zu empfehlen.

Autor: Mamon Hassani

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