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Paranormal Activity 4 (2012) Review

© Paramount Pictures Home Entertainment

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Ist eine Filmreihe sehr erfolgreich, lässt ein nächster Teil oftmals nicht lange auf sich warten. Dieses insbesondere im Horrorgenre häufig mit eher schwankender Qualität durchgespielte Gesetz trifft auch auf die von Oren Peli 2007 ins Leben gerufene „Paranormal Activity“-Serie zu. Erstmals seit deren Beginn ist jedoch auf dem Regiestuhl personelle Kontinuität zu verzeichnen, was sich ohne jeden Zweifel auszahlt. Die beiden Regisseure Henry Joost und Ariel Schulman, die mit „Paranormal Activity 3“ den nach wie vor besten Teil der Reihe ablieferten, schaffen es, das Niveau des Vorgängers im Großen und Ganzen zu halten, effektiven Gruselhorror zu erzeugen und mit teilweise grandiosen Schockern aufzuwarten.

Der Fokus der Handlung liegt diesmal auf der etwa 16-jährigen Alex (Kathryn Newton) und ihrem kleinen Bruder Wyatt (Aiden Lovekamp), in deren Nachbarschaft der etwas seltsame Robbie (Brady Allen) mit seiner Mutter einzieht. Als diese eines Tages kurzfristig ins Krankenhaus muss, bietet Alex‘ Mutter (Alexondra Lee) an, den Jungen für jene Zeit bei sich aufzunehmen. Dies stellt sich als Fehler heraus, da bald im Haus der Familie merkwürdige und teils lebensgefährliche Dinge vor sich gehen, die alle mit Robbie in Verbindung zu stehen scheinen. Alex und ihr Freund Ben (Matt Shively) schaffen es nicht, dem ausufernden Spuk Herr zu werden, während Alex‘ Eltern zu spät merken, dass etwas nicht stimmt…

Wenn man zum nun bereits vierten Mal das mehr oder weniger selbe Filmkonzept durchspielt, muss man sich zwingend etwas Neues einfallen lassen, um möglicher aufkommender Langeweile entgegenzuwirken. Zunächst einmal ist es sehr gut, dass die Hintergrundgeschichte aus Teil 1 erstmals fortgeführt wird, nachdem die vorangegangenen zwei Teile eher als Prequels und Erklärungen zum ersten funktionierten. Auch in Bezug auf die Stilistik bleibt sich die Serie treu, es gibt keine extradiegetische Musik und ausschließlich Bilder „echter“ Kameras, derer sich zwar nicht alle, aber immer mindestens einer der Protagonisten ständig bewusst ist. Weiterhin werden neue formale Elemente eingeführt, so zum Beispiel Webcams, die sowohl in Skype-Telefonaten als auch heimlich ohne das Wissen des jeweiligen Laptop-Besitzers aufzeichnen. So kommt man um die in den vorherigen Teilen zwingende Installation von Überwachungskameras im Haus herum und schafft es zusätzlich, gezielte Suspense-Momente einzuführen, da beispielsweise Ben in einer zentralen Szene im Gegensatz zum Zuschauer nicht weiß, was sich hinter ihm abspielt.

© Paramount Pictures Home Entertainment

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Das Highlight des Films sind jedoch die bereits eingangs erwähnten Schockmomente, die durchweg gezielt und sehr passend platziert sind und in einer deutlich höheren Frequenz kommen als gewohnt. Hier zeigt sich der vierte Teil spürbar kompromissloser als seine Vorgänger und steigert sich zum Ende hin konsequent. Auch wird dem Zuschauer die bislang vertraute (und in den ersten beiden Teilen zu lange) Eingewöhnungszeit in die Handlung genommen. Die Attacken auf das Publikum starten relativ schnell und lassen auch zwischendurch wenig Zeit zum Durchatmen, was dem Film seine nicht zu verachtende Wirkung verleiht und dafür sorgt, dass das Haunted-House-Motiv auch beim vierten Aufguss noch gut funktioniert. Hierin liegt definitiv das Hauptaugenmerk des Films, der zwar nach wie vor Kreativität in Bezug auf das unheimliche Potenzial von Alltagsgegenständen beweist (was insbesondere ein ganz bestimmter Kronleuchter zeigt), jedoch Dinge wie sich bewegende Türen oder flackernde Lampen zugunsten rigoroser Schockeffekte zurückschraubt. Mit Ängsten des Zuschauers wird geschickt gespielt, insbesondere in der eindringlichsten Szene des Films, in der Alex mit einem wild gewordenen Auto in der Garage eingeschlossen ist und die unerbittlich teilnahmslos-statische Kamera regungslos und fast schon fatalistisch ihren Überlebenskampf aufzeichnet.

Sicherlich ist „Paranormal Activity 4“ kein Film für die Ewigkeit, für den vierten Teil einer Horrorfilmreihe jedoch in der Tat sehr gut. Das Regieduo Joost/Schulman schafft es, die fast ausschließlich aus den in schneller Folge kommenden Schockmomenten resultierende Spannung nahezu durchgehend zu halten, da der Film kurz und griffig genug ist, um nicht auszuufern und man sich auch darüber hinausgehend schon irgendwann fragt, was denn mit diesem merkwürdigen Nachbarsjungen eigentlich nicht stimmt. Das Schauspielkonzept der unbekannten Darsteller überzeugt auch hier, insbesondere Kathryn Newton als Sympathieträgerin des Films ist ein guter Griff und auch der obligatorische Auftritt von Katie Featherston hält einige Überraschungen bereit. Nette Anspielungen auf Filme wie „Shining“ (1980) oder „Der Exorzist“ (1973) paaren sich mit Szenen, wo ironisch mit den Erwartungen der Zuschauer gespielt wird, was das nicht ganz humorfreie Bild des Filmes abrundet.

In seinem durch das Grundkonzept der Reihe eher begrenzten Rahmen schafft es „Paranormal Activity 4“, dem Horror nach wie vor neue Facetten abzugewinnen. Das versierte Spiel mit gezielten Schockeffekten verfehlt seine Wirkung nicht und wird zumindest unter Horrorfans wohl sehr erfolgreich sein. „Paranormal Activity 5“ ist bereits angekündigt, es bleibt zu hoffen, dass der Serie beizeiten ein würdiger Abschluss verpasst wird und sie sich nicht wie einige ihrer Kollegen in den Niederungen der Kinocharts totlaufen muss.

Autor: Jakob Larisch

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