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Nippon Connection Filmfestival 2015: Ruined Heart (2014) Review

© Nippon Connection 2015

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Mit „Ruined Heart: Another Lovestory Between a Criminal & a Whore“ (so der Langtitel) legt der vor allem für seine Experimentalfilm-Affinität bekannte philippinische Regisseur Khavn de la Cruz („Mondomanila“) sein neuestes Werk vor, das den Zuschauer als innovative Genre-Perle zu begeistern und zu berühren weiß. In Zusammenarbeit mit dem Kölner Label „RapidEyeMovies“ und zahlreichen internationalen Musikern ist ein Film entstanden, der sich die Bezeichnung „einzigartig“ tatsächlich redlich verdient hat und keinesfalls verpasst werden sollte!

Ein verzweifelter Synopsis-Versuch: Irgendwo im philippinischen Manila regiert ein skrupelloser Mafiaboss (Vim Nadera) mit unerbittlicher Härte sein kleines Reich. Aberglaube und Einschüchterung sind die zwei Instrumente mit denen er seiner Macht immer wieder Geltung verschafft. Als eines Tages sein Mädchen Schutz benötigt, wendet er sich an seinen loyalsten Mitarbeiter, einen gnadenlosen Auftragskiller (Asano Tadanobu). Doch schon sehr bald verliebt sich dieser in die Prostituierte (Nathalia Acevedoas), die er eigentlich für seinen Boss beschützen soll und startet mit ihr eine halsbrecherische Flucht. Eine blutige Verfolgungsjagd durch die Unterwelt Manilas ist die logische Konsequenz…

Im Rahmen der diesjährigen Nippon-Connection in Frankfurt bot sich Fans des japanischen Kinos die einmalige Möglichkeit, das romantisches Gangsterdrama „Ruined Heart“ mit musikalischer Live-Begleitung durch die für einen Großteil des Soundtracks verantwortlichen deutsche Band „Stereo Total“ (u.a. Schöpfer des Gute-Laune-Hits „Schoen von Hinten“) zu erleben. Das Ergebnis war ebenso beeindruckend wie mitreißend: „Ruined Heart“ verzichtet konsequent auf Dialoge, setzt stattdessen vollends auf die suggestive Macht seiner eigenwilligen formalen Gestaltung und kann somit einen audiovisuellen Rausch entfesseln, wie er im Kino zuvor nur selten zu sehen war. Und trotz der im Kern finstereren Gangster-/Liebesgeschichte dürfte es kaum einen Zuschauer geben, der den Kinosaal am Ende ohne ein Lächeln auf dem Gesicht verlässt. „Ruined Heart“ ist nämlich ein schlicht und einfach unglaublich „schöner“ Film geworden, der in Sachen Zärtlichkeit und Romantik eine seltene Authentizität erreicht. Chapeau!

Die Flucht der beiden Liebenden wird von Wong Kar-Wais Stammkameramann Christopher Doyle in virtuosen Bildern eingefangen und kann schnell eine echte Sogwirkung entfalten. So ist es eine wahre Freude, über die Spieldauer von 73 Filmminuten die Unterwelt Manilas zu durchstreifen und sich ganz der Faszination des Streifens zu ergeben. Musik und Bild gehen bei „Ruined Heart“ jederzeit eine perfekte Symbiose ein – hier wird tatsächlich eine gelungene Sequenz an die nächste gereiht, ohne dass Abnutzungserscheinungen zu vermerken wären. Und trotz der inhaltlichen Limitierung durch die eigenwillige formale Gestaltung, kann der Film seine hinreißende Liebesgeschichte dem Publikum ohne Probleme näher bringen und verständlich bleiben. Da kann sich das diesjährige Blockbusterhighlight „Mad Max: Fury Road“ in Sachen Konsequenz übrigens eine dicke Scheibe abschneiden: Ohne Dialoge hätte George Millers fiebrig spektakuläre Verfolgungsjagd der etwas größeren Sorte sicherlich auch wunderbar funktioniert und sogar noch eine (verdreckte Wüsten-)Spur origineller gewirkt. Doch zurück zum Thema: „Ruined Heart“ gehört definitiv zu den spannendsten, schönsten und kreativsten Kinoerfahrungen, die dieses Jahr bislang zu bieten hatte. Ich spreche daher eine verpflichtende Empfehlung aus!

Autor: Jonas Hoppe

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