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Knight of Cups (2015) Review

© STUDIOCANAL

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Beim Stichwort „Terrence Malick“ bildet mittlerweile jeder häufige Kinogänger automatisch eine Assoziationskette, und zwei solcher Ketten stehen meist gegensätzlich zueinander. Für die einen ist Malick ein Dichter, seine Filme sind Poesie und von einer magischen Sinnlichkeit und Spiritualität durchtränkt – für die anderen sind sie einfach nur langweilig, leer und prätentiös und Terrence Malick ein Hochstapler, der uns simple Geschichten und bedeutungsschwangere Dialoge als Kunst verkaufen möchte. Wenigstens hat jeder zu diesem Mann und seinen Filmen eine Meinung, und „Knight Of Cups“ wird diese wieder in ähnlicher Weise spalten wie seine vorherigen Filme.

Die Geschichte lässt sich kurz zusammenfassen: Ein Hollywood-Drehbuchautor (Christian Bale) wandelt durch Los Angeles in einer Phase der Selbstfindung. Er wechselt seine Lebenspartnerinnen ständig und versucht mit jeder ein kleines bisschen mehr Wahrheit in der Stadt zu finden, die dafür berühmt ist, Illusionen und Träume in Box Office zu verwandeln.

Die Verortung im aktuellen Los Angeles ist eine der großartigsten Erfrischungen im visuellen Kosmos des Malick-Werkes. Bewegte sich die Kamera früher meist durch Naturlandschaften („The New World“, „The Thin Red Line“) und ein nicht mehr existentes, Dekaden altes Amerika („Badlands“, „Days Of Heaven“, „The Tree Of Life“) – so findet seine Bildwelt dieses mal in einem hypermodernen Setting statt – früher verharrte die Kamera auf winzigen Naturphänomenen, jetzt durchstreift sie kühle Hotelzimmer, richtet ihren Blick auf Videoinstallationen und künstliche Lichter oder wandelt zusammen mit dem Protagonisten durch die lauten Exzesse einer Hollywoodparty. Umgesetzt wird dies wieder vom begnadeten Emanuel Lubezki, der wohl der wichtigste Kameramann seiner Generation sein dürfte und mit Malick kontinuierlich seit „The New World“ zusammenarbeitet. Die beiden decken zusammen diese illusionäre Welt auf und erweitern den Tunnelblick eines in der Arbeitsmühle steckenden Autoren mit dem Weitwinkelobjektiv.

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Diesen Autoren verkörpert Christian Bale auf gewohnt hohem Niveau. Unterstützt wird er von einer Reihe stark besetzter weiblicher Figuren, die in sein Leben und wieder heraus treten: Besondere Erwähnung verdienen hier Cate Blanchett, Freida Pinto und Natalie Portman, die sehr verschiedene, aber gleichsam wichtige Rollen im episodenhaften Leben des Drehbauchautoren einnehmen. Gleichzeitig sind die Hollywoodpartys mit einigen interessanten Cameos besetzt – so kann man zum einen Antonio Banderas oder auch den Drehbuchautoren Bruce Wagner in der Fülle der Personen erspähen.

Narrativ bleibt Malick seiner in den letzten Jahren etablierten Erzählweise treu: Viel wird über den Off-Kommentar gearbeitet, Aussagen bleiben allegorisch, müssen zwangsweise mit den Bildern kontextualisiert werden und lassen sich nur schwer in eine einzige Interpretationsform gießen. Eine kleine Hilfestellung gewährt uns Malick mit der titelgebenden Geschichte um den Ritter der Kelche, die er am Anfang des Films erzählen lässt: Dieser macht sich weit weg auf die Suche nach einer seltenen Perle und vergisst auf dem Weg seine Aufgabe und sich selbst. Anhand dieser Geschichte lässt es sich gut an den Eindrücken und Dialogfetzen entlanghangeln, eindeutig greifbar bleibt „Knight Of Cups“ trotzdem nie. Malick-Kritiker werden sich hiermit genauso wenig anfreunden wie mit dem Stil von „The Tree Of Life“ oder „To The Wonder“, die Enthusiasten werden sofort nach der Kinovorstellung in angeregte Diskussionen über die Traumfabrik verfallen.

Ob Begeisterung oder Abscheu, die Werke von Terrence Malick vermögen es für gewöhnlich, etwas bei den Zuschauern auszulösen, und seine Art, Kinofilme zu inszenieren, ist absolut einzigartig geworden. Auch „Knight Of Cups“ ist ein einzigartiges Werk, völlig neuartig in der Malick-Filmographie und kaum vergleichbar mit Filmen anderer Regisseure, obwohl es Entzauberungen des Hollywood-Mythos schon gegeben hat.

Autor: Roman Widera

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