
© capelight pictures
Es ist immer wieder interessant, zu sehen, welche namhaften Hollywood-Schauspieler auch in kleineren Genre-Produktionen mitspielen. Ab und zu brauchen sie einfach nur Geld und es scheint egal zu sein, um welche Beträge es geht (Nicolas Cage und Bruce Willis sind hier gute Beispiele, was sich auch in der Qualität der Filme meist widerspiegelt), manchmal sind es jedoch durchaus interessante, individuelle Projekte, die durch einen großen Namen „veredelt“ werden. Nun besitzt Liam Hemsworth zugegebenermaßen nicht ganz die Starpower seines Bruders Chris, doch ist er in Hollywood nach seinen Auftritten in der „Hunger Games“-Reihe, „Independence Day: Wiederkehr“ oder „The Expendables 2“ auch nicht niemand. In „Killerman“ ist er nun das Zugpferd einer Story rund um Geldwäsche, korrupte Cops, Drogenkriminalität und ein verlorenes Gedächtnis.
„Killerman“ wirkt ein wenig wie der kleine, dreckige Bruder der „Bourne“-Reihe mit weniger Budget und höherer Altersfreigabe – das ist ein Kompliment, versteht sich. Hemsworth spielt Moe, einen New Yorker Geldwäscher, der nach einem Autounfall sein Gedächtnis verliert und nicht nur diejenigen Erinnerungen zurückerlangen muss, die auch das Publikum schon kennt, sondern ebenfalls eine weitere Schicht seiner Vergangenheit abzutragen hat, die sich im Zuge verschiedener Twists nach und nach entfaltet, während er von verschiedenen Parteien gejagt wird. Regisseur Malik Bader macht aus dieser Prämisse einen teils recht harten Genrefilm mit einem sicheren Auge für Stil und Atmosphäre. „Killerman“ präsentiert New York und New Jersey in meist blaustichigen Bildern, mit einer dynamischen, immer wieder hektischen Kamera, passend zur unruhigen und dauerhaft unter Beschuss stehenden Hauptfigur. Die deutsche Altersfreigabe „ab 18“ mag dabei lange Zeit etwas merkwürdig anmuten, doch stand die FSK zum einen der Thematisierung von Selbstjustiz schon immer kritisch gegenüber, zum anderen weist der Film gerade gegen Ende einige eruptive Gewaltspitzen auf.

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Hemsworth spielt seine enorm physische Rolle dabei mit Bravour, er schlägt, knüppelt und schießt sich durch Straßen und Lagerhallen, auf der Suche nach den Gründen für das ihn umgebende und immer größer werdenden Chaos. „Killerman“ gerät dabei mit seinen knapp zwei Stunden erstaunlich lang, was Fluch und Segen zugleich ist. Einerseits ist es auch für einen Genrefilm nicht verkehrt, seinen Figuren etwas Hintergrund zu verleihen und die dramaturgisch etablierten Konflikte nicht nur zum Abfeiern von Schauwerten zu nutzen, zumal hier beides (sowohl die Konflikte als auch die Schauwerte) recht gut funktioniert. Andererseits schleichen sich gerade im zweiten Drittel einige Redundanzen ein, während der finale Twist sehr lange auf sich warten lässt und somit wenig Zeit hat, diese gewisse Wucht zu entfalten, die mit ihm einhergeht.

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„Killerman“ ist eigentlich typische Videotheken-ware, ein Actionfilm mit Ecken und Kanten, der sich nicht scheut, die kompromisslosen Gewaltakte, die seine Charaktere begehen, auch mal deutlicher ins Bild zu rücken und die gezeigte Gewalt so als das zu präsentieren, was sie ist: drastisch, heftig, abstoßend, brutal. Am Ende bleibt eine Freundschaft bestehen, doch hat gleichwohl der Fatalismus gesiegt.
Autor: Jakob Larisch