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Jurassic Park (1993) Review

© Universal Pictures Home Entertainment

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Als „Jurassic Park“ 1993 in die Lichtspielhäuser kam, löste dies das Gefühl eines neuen Zeitalters für das Kino aus. Nachdem „Terminator 2“ kurz zuvor schon einen Hinweis auf die Möglichkeiten computergenerierter Effekte gegeben hatte, zeigte Steven Spielberg mit seinen gigantischen Sauriern: Ab jetzt ist alles möglich. Für den Produktionsprozess stimmte das, heute ist der Einsatz von CGI absoluter Standard und aus den meisten Großproduktionen nicht mehr wegzudenken, Filme wie „Mad Max: Fury Road“ erregen stattdessen Aufsehen, weil sie weitestgehend darauf verzichten. Doch der Zahn der Zeit hat an vielen der CGI-Pionierarbeiten aus den Neunzigern gezogen. Interessant zu überprüfen, ob der einstig erfolgreichste Film aller Zeiten nach fast 22 Jahren in Würde gealtert ist.


Die beiden Wissenschaftler Dr. Alan Grant und Dr. Ellie Satler (Sam Neill und Laura Dern) werden vom milliardenschweren John Hammond (Richard Attenborough) zu einer Besichtigung seines neuartigen „Freizeitparks“ eingeladen, um die Sicherheitsvorkehrungen abzusichern. Zusammen mit einem Vertreter der Investoren für den Parkbau sowie dem arroganten, aber charismatischen Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) fliegt ein Helikopter die Gruppe zur „Isla Nublar“ in Costa Rica, wo Ungeahntes erschaffen wurde: Durch in Bernstein konserviertes Blut und modernste Gentechnologie konnten reale Dinosaurier geboren werden. Gleichzeitig zur Preview-Tour der Attraktionen im Park versucht ein Programmierer im Sicherheitsbereich die wertvollen Embryos zu stehlen – und schaltet dafür das gesamte Sicherheitssystem ab. Von Telefonen bis zum 10.000 Volt starken Zaun im T-Rex-Gehege.

Mit einem Mythos muss sofort aufgeräumt werden: Nein, die Effekte von „Jurassic Park“ sehen heute nicht mehr genauso gut aus wie in den frühen Neunzigern. Aber: Die großartige Entscheidung, eine möglichst homogene Kombination aus Animatronic und eben jenen schlechter alternden CGI-Effekten anzustreben, hat „Jurassic Park“ wesentlich besser altern lassen als etwa einen frühen „Spider-Man“-Film – der in seinen Flugsequenzen komplett auf Computereffekte setzte, und darüber hinaus fast zehn Jahre später kam. Die gigantischen mechanischen und pneumatischen Modelle von Saurierköpfen und anderen Extremitäten, die meistens in Nahaufnahmen verwendet wurden, haben wenig von ihrer Faszination eingebüßt. Im Gegenteil, die etwas zackigen Bewegungen dieser Maschinen verstärken die Andersartigkeit der Bewegungsabläufe eines Urzeitriesen. Als enorm vorteilhaft erweist sich ebenfalls der Dreh der spektakulären T-Rex-Szene im Mittelteil bei Sturm und Dunkelheit, hier werden die aus dem Rechner kommenden Bildelemente hervorragend durch Witterungsbedingungen kaschiert. 

Diese berühmte Szene, das „Duell“ zwischen dem Tyrannosaurus und den zwei Jeeps, dessen Bilder sich in das popkulturelle Gedächtnis eingefräst haben, unterstreicht die zeitlose Qualität: Unglaublich, wie gut die Spannung und das Spektakel nach so viel Jahren immer noch funktionieren. Spielberg bedient sich über den Film hinweg ganz klassischer Suspense-Techniken, und trotz des angesprochenen Alterungsprozesses, den der Film durchlaufen hat, schafft er es ohne Probleme, den Zuschauer wieder und wieder zu packen. Bis zum Schluss benutzt Spielberg bekannte Techniken: Parallelmontagen, etwa wenn ein Teil des Ensembles einerseits versucht über den (noch) ausgeschalteten Elektrozaun zu klettern und wir gleichzeitig den anderen Teil dabei verfolgen, wie er halsbrecherisch versucht, eben diesen zum Schutze aller wieder einzuschalten. Verfolgungsjagden mit den extrem agilen Velociraptoren und auch die „last-second-rescue“ wird nicht ausgelassen. Diese Methoden sind alle bewährt und funktionieren bis heute wunderbar, was auch auf den unvergesslichen Soundtrack zutrifft, womöglich eine der ikonischen Kompositionen John Williams‘, neben „Harry Potter“, „Indiana Jones“ und natürlich „Star Wars“.

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Aber auch kritische Untertöne werden angespielt: Die Haltung des Films als technophob zu bezeichnen, wäre wohl zu weit gegriffen, schließlich wäre ein Großteil der Produktion ohne Computersysteme überhaupt nicht möglich gewesen. Viele problematische Situationen im Film ereignen sich jedoch durch die völlige Auslieferung an die alles steuernden Computer, die auch für die Sicherheitssysteme verantwortlich sind. Diese Skepsis betont Hauptfigur Alan Grant mehrmals, seine Ansichten wirken anfangs altmodisch, durch die katastrophalen technischen Fehler behält er jedoch Recht. Unangenehmes Schmunzeln weckt dann ein Satz des Programmierers, der vorschlägt, die Türen der Tour-Jeeps ebenfalls automatisch vom System verriegeln zu lassen, damit die Rundfahrt nicht einfach verlassen werden kann. Trotz dieser Untertöne, und der durchaus nicht zu unterschätzenden Brutalität (obwohl der Film sehr kindgerecht vermarktet wurde) wird die Skepsis und Angst vor den Geschöpfen und den Umständen ihrer Erschaffung stets durch ihre Faszination überdeckt.

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Spielberg schaffte es, mit „Jurassic Park“ alle Ingredienzen eines Blockbusters genau richtig miteinander zu vermischen, der Erfolg und die bis heute ungebrochene Beliebtheit verwundern kaum. Im Mainstreamkino konnte er mit diesem Werk Filmgeschichte schreiben – zumindest dort werden die Dinosaurier vermutlich nicht mehr aussterben.

Autor: Roman Widera

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