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Into the Blue (2005) Blu-ray-Kritik

© capelight pictures

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Was ist eigentlich aus Jessica Alba geworden, derjenigen Schauspielerin, von der man Mitte der 2000er-Jahre dachte, sie würde zu einem neuen Hollywood-Superstar werden? „Honey“ (2003), „Sin City“ (2005), „Fantastic Four“ samt Fortsetzung (2005 & 2007), „The Eye“ (2008), „Machete“ (2010), „The Killer Inside Me“ (2010)…doch dann wurde es ruhig um sie, von kürzeren und wenig überzeugenden Auftritten in den Fortsetzungen „Machete Kills“ (2013) und „Sin City: A Dame to Kill For“ (2014) einmal abgesehen. Doch fehlt in dieser Aufzählung der goldenen Alba-Zeit nicht ein entscheidender Film? Was ist mit „Into the Blue“ (2005), dem Unterwasser-Taucher-Krimi-Schatzsuche-Abenteuer-Thriller, in welchem Alba an der Seite des viel zu früh verstorbenen Paul Walker zu sehen ist? Diesen Film kann man doch nicht einfach auslassen! Denn irgendwie ist es „Into the Blue“ gelungen, als einer der markanten Auftritte von Jessica Alba in Erinnerung zu bleiben. Also: Was könnte diesen Film (der finanziell ein ziemlicher Flop war) ausmachen?

Die Story um ein Schatzsucherpärchen (Alba/Walker) und ein anderes, befreundetes Schatzsucherpärchen (Scott Caan (der hier eine völlig überdrehte, aber unterhaltsame Performance hinlegt)/Ashley Scott), die Gold finden, zufällig und parallel aber auch Kokain, was kolumbianische Drogendealer auf den Plan ruft, aber auch andere Kriminelle auf den Bahamas, ist eher Mittel zum Zweck. Man könnte an einigen Stellen auch sagen: hanebüchen, denn insbesondere Bryce und Amanda (also Caan und Scott) verhalten sich streckenweise unfassbar selbstüberschätzend-dämlich, dass es natürlich Jared und Sam (also Walker und Alba) sind, die sie regelmäßig wieder aus Problemen herauspauken müssen. Dies entspricht einer klassischen Aufgabenverteilung unter filmischen Figuren, die immer mit moralischen Strukturen verknüpft ist: Zwei haben es so richtig drauf (sind ehrlich, fleißig, strebsam, bedacht; sie begnügen sich letztlich mit dem, was sie haben und wenn man einen Schatz sucht, dann will man davon auf ehrliche Weise profitieren, also klar: Jessica Alba und Paul Walker), zwei haben es eher nicht so richtig drauf (sind leichtsinnig und der Meinung, dass es eine gute Idee ist, gefundenes Kokain zu Geld zu machen, zudem unterschätzen sie konstant! die Gefahr, in der sie stecken, siehe oben: dämliches Verhalten, also ebenso klar: Scott Caan und Ashley Scott). Subtilität auf dieser Ebene der Wertmaßstäbe ist eher nicht das Ding von „Into the Blue“. Wobei der Film gerade im US-amerikanischen Kino damit wahrlich nicht alleine ist, am Ende diesbezüglich jedoch eine fast schon ungewöhnlich zynische Stringenz an den Tag legt.

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Die visuelle Ebene, das ist anzuerkennen, ist über weite Teile ein Highlight des Filmes, vieles spielt sich unter Wasser ab (was angesichts des Filmtitels nicht überraschen sollte) und die Bilder fangen diese Atmosphäre sehr stringent ein. „Into the Blue“ lässt sich adäquat Zeit, die Faszination der Unterwasserwelt rund um die Bahamas zu präsentieren, wobei er an beispielsweise „Im Rausch der Tiefe“ von Luc Besson dann doch nicht herankommt. Regisseur John Stockwell lässt zudem keine Möglichkeit aus, Jessica Alba in knappster Badekleidung zu präsentieren, was den Eindruck, dass es dem Film nicht wirklich um das Elaborieren einer kohärenten Story geht, noch verstärkt. Für die US-Auswertung musste in den Trailern übrigens Albas Bikini stofflich erweitert werden, sonst wäre das für die Freigabebehörde moralisch nicht okay gewesen. So viel dazu.

„Into the Blue“ ist einer dieser widersprüchlichen Filme. Mal ehrlich: Er ist schon ziemlich trivial (man hätte auch „oberflächlich“ sagen können, aber da es ums Tauchen geht, wäre dies lediglich ein schlechtes und zudem unzutreffendes Wortspiel gewesen), er ist zu keiner Sekunde ernstzunehmen und kein im Wortsinne „guter Film“. Das mag (nicht nur, aber unter anderem) daran liegen, dass man sich in den USA deutlich erkennbar auf das PG-13-Rating fokussierte, denn so bleiben Hai-Attacken bzw. die Konfrontationen der Hauptfiguren mit den latent eindimensionalen Protagonisten nicht wirklich nachhaltig hängen. Der Film wirkt in dieser Hinsicht wie eine Teflonpfanne: Sehr glatt, alles perlt ab, wobei auch dies gerade im Blockbusterkino wahrlich keine Seltenheit ist. Auf der anderen Seite ist „Into the Blue“, auch wenn viele Wendungen dann doch vorhersehbar sind (glaubt ernsthaft jemand, dass sich Jessica Alba wirklich dauerhaft von Paul Walker abwendet, wenn sie ihm einen Vortrag über richtiges Verhalten hält und dann pathetisch den Steg entlangläuft?), tatsächlich zu keinem Zeitpunkt langweilig, zeitweise gar spannend. Immer wieder ein Tauchgang hier, ein Scharmützel da, das passt schon. „Into the Blue“ ist irgendwie dezent schwachsinnig, aber irgendwie auch kurzweilig; er „hat was“; er ist vollkommener Quatsch, aber immerhin unterhaltsamer Quatsch. Und wer mal wieder eine Reise in das vergangene Jahrzehnt machen möchte (obendrein im Kontext eines Südsee-Settings!), in eine Zeit, als es noch Klapphandys gab und man abends beim Glas Wein in der Villa (wo sonst?) nicht die ganze Zeit ein leuchtendes Display vor der Nase hatte; in eine Zeit, in der man dachte, dass Jessica Alba ein neuer Hollywood-Superstar wird, der kann definitiv schlechtere Filme erwischen als „Into the Blue“.

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Die Edition: Zwar gibt es bereits Blu-ray-Auflagen von „Into the Blue“ in Deutschland, doch die neue Version (eine DVD erscheint ebenfalls) von capelight pictures, die in einem schicken, silber-glänzenden Schuber daherkommt, hat erstmals Bonusmaterial mit an Bord (Wortspiel!). Neben einem Audio-kommentar von Regisseur John Stockwell gibt es die obligatorischen entfallenen Szenen sowie ein recht interessantes Making-Of, das die Vorbereitungen der Darsteller erläutert und die doch etwas aufwändigeren Dreharbeiten porträtiert.

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