Einen Kommentar hinterlassen

Inferno (2016) Review

© Sony Pictures Releasing

© Sony Pictures Releasing

Man stelle sich vor, der charismatische Rhetoriker und Visionär Steve Jobs hätte sein fundiertes Fachwissen und seine unerschöpflichen Ressourcen nicht dazu benutzt, innovative Gebrauchsgegenstände zu kreieren, sondern um sich der Probleme der Welt anzunehmen. Das klingt im ersten Moment gut? Dann stelle man sich jetzt auch noch vor, Mr. Jobs würde die Wurzel allen Übels in der Überbevölkerung des Planeten durch den Menschen sehen. Plötzlich erfreuen wir uns wieder an der Erfindung des iPods.

Bereits zum dritten Mal verfilmt Regisseur Ron Howard einen Roman des Schriftstellers Dan Brown mit Tom Hanks in der Rolle des abenteuerlustigen Professors Robert Langdon. Obwohl sowohl Regisseur als auch Hauptdarsteller altgediente Veteranen des Franchises sind, kann man „Inferno“ tatsächlich als losgelöste Geschichte verstehen, welche die beiden ersten Filme zwar nicht ignoriert, aber doch außer Acht lässt. Stilistisch wagt Howard eine andere Herangehensweise als noch in den Vorgängern. Zu Beginn des Films begegnen wir Professor Langdon mitten im Geschehen. Ohne Erinnerung wacht er in einem italienischen Krankenhaus auf und ist völlig orientierungslos. Bevor Langdon überhaupt begreifen kann, in was für einem Chaos er sich befindet, wird auch schon die Jagd auf ihn eröffnet. Temporeich schreitet die Handlung in den ersten Minuten voran und macht es dem Zuschauer unmöglich, abzuschalten. Wie Langdon versucht man, die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, verlässt sich auf seine Erfahrungen mit dem Franchise, nur um dann wieder bei Null anzufangen. „Inferno“ verzichtet zum Großteil auf die typischen Überblendungen, um die Handlung näher zu bringen, was als erzählerisches Stilmittel eingesetzt wird; diese tauchen erst gegen Ende des Films wieder auf, als sich Langdon einigermaßen gesammelt hat.

Auch auf der erzählerischen Ebene weicht „Inferno“ deutlich von seinen Vorgängern ab. So ist der Gegenspieler keine okkulte Untergrundorganisation, die aus dem Schatten heraus ihre Machenschaften betreibt, sondern eine Einzelperson, die ihre dystopische Vision mit der Hilfe einiger weniger Helfer umsetzen möchte. Der Faktor Zeit wird in den Vordergrund gerückt und mit fortlaufender Spieldauer weist „Inferno“ mehr Parallelen zu einem Spionagethriller à la „Jason Bourne“ auf denn mit seinem direkten Vorgänger „Illuminati“. Der Film erfindet das Franchise um den genialen Professor Robert Langdon dabei zwar nicht neu, verleiht ihm aber frische, nicht zugetraute Facetten. Eingefleischten Fans wird die Abkehr von der ursprünglichen Richtung vielleicht nicht gefallen, neuen Zuschauern wird der Einstieg allerdings leicht gemacht.

Der Cast um Tom Hanks, der seine Rolle auch dieses Mal ohne Mühe meistert, wurde interessant mit europäischen Superstars erweitert. So spielt der Franzose Omar Sy einen zwielichtigen Ermittler der Weltgesundheitsorganisation, die Britin Felicity Jones eine couragierte Ärztin und heimliche Bewunderin von Professor Langdon und selbst der aus „Gomorrha“ bekannte Italiener Fortunato Cerlino bekommt einen kleinen Cameoauftritt als Sicherheitschef eines Museums in Florenz. Die vielleicht interessanteste Rolle geht aber an den Inder Irrfan Khan, der Harry, den Leiter einer privaten Sicherheitsfirma mimt. Sowohl sein Schauspiel, als auch die Rolle an sich machen Lust auf mehr. Felicity Jones dürfte nach „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ spätestens durch diesen Film einem größeren Publikum bekannt werden, was sich für ihr nächstes Projekt „Rogue One: A Star Wars Story“ noch sicherlich als nützlich erweisen könnte.

Die clevere Nutzung von Visionen und Rückblenden, erzählerischen Stilmitteln, Plottwists und Erklärungen machen „Inferno“ zu einem sehenswerten Film und einer sehr kurzweiligen Form der Unterhaltung, so dass er sowohl eingefleischten Fans als auch Neueinsteigern empfohlen werden kann. Deshalb hat sich Inferno seine 8/10 mehr als verdient.

Autor: Mamon Hassani

Leave a Reply