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Everybody Wants Some!! (2016) Review

© Constantin Filmverleih

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Nach dem Once-in-a-Lifetime-Achievement mit seinem Meisterwerk „Boyhood“ meldet sich Richard Linklater nun wieder mit einem etwas kleineren Film zurück. Der Regisseur selbst hat sein neuestes Werk „Everybody Wants Some!!“ als „spirituellen“ Nachfolger seines Coming-of-Age-Films „Confusion – Sommer der Ausgeflippten“ (OT: „Dazed and Confused“) bezeichnet. Treffender könnte man es womöglich gar nicht beschreiben. Wer die High-School-Comedy aus den 90ern mochte, der wird nun auch sein aktuelles Werk nicht missen wollen. Und wer bereits mit „Confusion“ wenig anzufangen wusste, der lässt nun auch besser von „Everybody Wants Some!!“ die Finger.

Texas, 1980. Jake (Blake Jenner) gehört ab kommendem Semester als Pitcher zum Uni-Baseball-Team. Der Freshman lernt seine Team-Kameraden im gemeinsamen Wohnheim kennen und erlebt mit den Hallodris ein paar Tage vor Semesterbeginn allerhand Kurioses. Ein Film über Sex, Drogen, Musik und sportliche Wettbewerbe. Das war’s auch schon. Linklaters neues Werk will keine große Geschichte erzählen. Er fokussiert sich auf seine Figuren sowie deren Interaktion in romantischen und sportlichen Belangen. Die Männer wirken zwar im ersten Akt allesamt wie Vollpfosten, doch im Laufe der Zeit kristallisieren sich tatsächlich ein paar Sympathieträger heraus, mit denen der Zuschauer etwas anfangen kann. So richtig warm bin ich mit dem Setting und den Charakteren allerdings trotzdem nie geworden. Vielleicht liegt es daran, dass die Figuren für Coming-of-Age-Verhältnisse bereits etwas zu alt wirken, womöglich störte ich mich zu sehr an dem übertriebenen maskulinen Habitus der Sportler und an ihrem omnipräsenten Balzverhalten. „Everybody Wants Some!!“ ist mit Sicherheit kein schlechter Film, aber einer, mit dem ich auf emotionaler Ebene trotz einiger toller Momente selten etwas anfangen konnte.

© Constantin Filmverleih

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Klar, der Soundtrack fetzt, die Interaktion zwischen den Figuren ist dank des begnadeten Talents von Linklater als Drehbuchautor immer ziemlich unterhaltsam und die kompetitiven Elemente im Zusammenleben der Baseball-Besessenen sind auch ziemlich gelungen. Jedoch packt mich der Film nicht richtig. Das hat auch „Dazed and Confused“ schon nicht getan, obwohl ich beide Filme durchaus zu schätzen weiß. Denn damit wären wir beim wohl relevantesten Punkt angelangt: Wertschätzen kann ich das, was Linklater und sein Team abgeliefert haben, nämlich allemal. Gerade in seinen ehrlichen, wahren und weisen Momenten kann ich den Plot und das zugrundeliegende Konzept auch wirklich genießen, zu häufig plätschert aber alles etwas ziellos vor sich hin. Das ist zwar gewollt und geht auch niemals lieblos vonstatten, aber die Tatsache, dass einige Charaktere wirklich plump overly-manly-man handeln müssen und der Umstand, dass ich mich mit dem US-College-Kram oft etwas schwer tue, fügen sich dann im Endeffekt zusammen und lassen mich ein ums andere Mal etwas ratlos zurück. Nichtsdestoweniger ist die Coming-of-Age-Komödie aber ein sehenswerter und unterhaltsamer Film geworden, den man sich durchaus geben kann, wenn man nur kein zweites Meisterwerk à la „Boyhood“ erwartet. Das will Linklaters neuer Film aber auch zu keinem Zeitpunkt sein.

„Everybody Wants Some!!“ ist – wie man das von Linklater so gewohnt ist – (zumeist) hervorragend geschrieben und über die Laufzeit von zwei Stunden hinweg auch im Großen und Ganzen ziemlich unterhaltsam. Leider bleiben die Figuren aber kaum in Erinnerung – bereits nach Verlassen des Kinos konnte ich mich nur noch an die Namen dreier Charaktere erinnern. Einer davon war aber das hilariöse Herzstück des Films: Glen Powell als charmanter Schwerenöter Finn rechtfertigt nämlich fast im Alleingang das Eintrittsgeld. Und Zoey Deutch macht als einzig wirklich relevanter weiblicher Charakter Beverly auch eine gute Figur – und das nicht nur in optischer, sondern glücklicherweise auch in schauspielerischer Hinsicht. 7/10 (By the way: Empfehlen kann ich euch den Film in der Originalfassung, dann allerdings nur mit Untertiteln. In OV war das Ganze nämlich aufgrund von Genuschel und verschiedener Akzente in manchen Momenten unglaublich schwer zu verstehen.)

Autor: Markus Schu

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