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Die WSM-Top-Ten des Kinojahres 2014: Platz 10 und Platz 9

Platz 10

Markus S.: Edge of Tomorrow

Soldaten in Exo-Skeletten, die gegen schlicht und ergreifend böse Aliens kämpfen müssen; in Trial-&-Error-Manier und angelehnt an „Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Ja, das ist mein Ding, verdammt noch mal! Eine ultraklassische Heldengeschichte mit bittersüßer Romantik, mitreißend inszenierter Action, genügend Humoreinschüben und einem tollen Hauptdarsteller-Duo. Doug Limans Sci-Fi-Actioner ist die positivste Überraschung des Kinojahres und dank seines Zeitreiseplots sogar sehr clever und selbstironisch geschrieben. Einfach zurücklehnen und genießen, wie Tom und Emily die Welt retten. Ups, Spoiler! Oder doch nicht? Findet es heraus: Live. Die. Repeat!!!

Jakob: Im Labyrinth des Schweigens

Das Langspielfilmdebüt von Regisseur Giulio Ricciarelli ist ein grandioses Beispiel dafür, wie filmische Aufarbeitung der eigenen Geschichte perfekt gelingen kann, ohne dass der Name „Bernd Eichinger“ oder ein TV-Sender dahinterstehen. „Im Labyrinth des Schweigens“ ist ein Film der leisen Töne, welcher ein eindringliches Soziogramm der verkrusteten Strukturen in den bundesdeutschen 1950er-Jahren abliefert und dem es blendend gelingt, die mit der damaligen Zeit einhergehende gesellschaftliche Stimmung zu porträtieren. Ein starker und eindrucksvoller Film.

Markus H.: X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

Ich liebe Zeitreisefilme. Und ich mag die „X-Men“-Reihe. Da überrascht es kaum, dass „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ es in meine Top 10 geschafft hat. Auch wenn der Film nicht nur geniale Momente hat, rechne ich es dem neuesten Teil hoch an, dass sowohl der alte als auch der neue Cast wieder mit dabei ist.

Michael: Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones

„Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones“ präsentiert eine Welt, in der es nur grau und schwarz gibt. Hier gibt es keine guten Menschen. Auch die, die für Gerechtigkeit einstehen, sind mit Fehlern behaftet. Doch selbst den widerwärtigen Tätern wird ein menschliches Antlitz verliehen. Das macht deren Handeln umso erschreckender. Über all dem thront Liam Neeson, der als Privatdetektiv in einem Fall entführter, misshandelter und dann ermordeter Frauen ermittelt. Er stemmt die Rolle des Matthew Scudder mühelos und verleiht ihr die nötige Gravita. Der Thriller selbst ist ruhig erzählt. Das Wort Ermittlung wird hier großgeschrieben. Dennoch ist „A Walk Among the Tombstones“ mehr als ein typisches Procedural. Der Film stellt sich der Frage, ob Läuterung möglich ist, wenn die Düsternis dominiert. Die Antwort darauf ist hier nur ein vager Schimmer von Hoffnung.

© Concorde Home Entertainment

© Concorde Home Entertainment

David: Nymph()maniac

Hier versteht jemand sein Handwerk. Lars von Trier, so sehr man ihm unterstellen will, dass er gerne provoziert, weiß, wie er den Zuschauer in die Ecke drängt. Das hat er oft bewiesen. Doch in „Nymph()maniac“ ist er ungewohnt humorvoll. Mit dem nahezu perfekten Pacing wird das plakativ und plump wirkende Thema zur eloquenten Spielart einer Duellsituation. Wer hier verliert, bleibt offen – aber ohne eine gewisse Aufgeschlossenheit wird es wohl der Zuschauer sein.

Laszlo: 12 Years a Slave

Dass die Sklaverei zumindest offiziell nicht mehr existiert, sollte außerhalb von Stadionbaustellen in Katar, die wir alle mitfinanzieren, eigentlich jedem bekannt sein. Trotzdem handelt „12 Years a Slave“ von Dingen, die uns alle interessieren: Eine spannende Geschichte, wunderschöne Bilder, Menschen, die man sehr leicht lieben oder hassen kann. Zweifellos ist es immer auch eine politische Entscheidung, wenn ein solches Werk der erste Film eines schwarzen Regisseurs wird, der mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wird, aber es ist trotzdem eine nachvollziehbare Entscheidung, auch auf künstlerischer Ebene, und eine gute Politik. Das größte Kompliment, das man machen kann, ist vielleicht, dass man in zehn, 20 oder 50 Jahren bei dem Namen Steve McQueen nicht mehr direkt an einen coolen Schauspieler aus den 1960er-Jahren denken wird.

Platz 9

Markus S.: X-Men – Zukunft ist Vergangenheit

Die X-Men waren, sind und werden immer aktuell sein, soviel ist sicher. Wer das nicht glaubt, der hat sich eben noch nie mit Themen wie Xenophobie, Propaganda oder Militarismus auseinander gesetzt. Der große Geschichtenerzähler Bryan Singer verknüpft hervorragend die beiden unterschiedlichen X-Men-Universen miteinander und bietet dadurch nicht nur brillanten Fan-Service, sondern liefert auch eine der klügsten Comic-Verfilmungen aller Zeiten ab. Ohne Schwarz-Weiß-Zeichnung, dafür mit tollen Regie-Einfällen, spektakulärer Action, berührenden Momenten, viel Humor und natürlich dem, was die bisherigen Filme seit jeher auszeichnet: interessante Figuren, die menschlicher nicht sein könnten und uns einen Spiegel vor Augen halten, den wir dringend benötigen.

© Senator

© Senator

Jakob: Under the Skin

Dieser Film ist mit Worten kaum zu beschreiben, er funktioniert letztlich auf einer rein affektiven Ebene. Wunderschöne Tableaus schottischer Landschaften wechseln mit Bildern surreal anmutender Raumkonstruktionen und gerade der Fokus auf das nicht Erklärbare, das nicht Fassbare macht den Film so kraftvoll. Die Story um Scarlett Johansson (als, ja als was eigentlich? Als Alien? Als Virus?) bleibt zu großen Teilen im Dunkeln und entfaltet durch starke Ideen (Stichwort Kuchenessen) trotzdem eine ungeheure Sogwirkung, wenn das in einem Menschenkörper gefangene Wesen nach und nach versucht, menschliche Verhaltensweisen anzunehmen. Warum ein Film, der die visuellen Vorzüge des Mediums perfekt ausspielt, in Deutschland nur ein Direct-to-DVD-Release erhält, ist ein Rätsel und eigentlich ziemlich blamabel.

Markus H.: Snowpiercer

„Snowpiercer“ ist für mich dieses Jahr der Film, der sich am meisten getraut hat. Dem Film gelingt der Spagat zwischen dramatischer Brutalität, absurder Komik, bissiger Gesellschaftskritik und einem Figuren-Ensemble, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Da lässt sich auch die ein oder andere Ungereimtheit verzeihen.

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© Concorde Home Entertainment

Michael: Draft Day

Die besten Sportfilme sind Metaphern für die Anstrengungen, die das Leben bereithält. Es sind die Momente der harten Arbeit, des Durchhaltens und die Aussicht auf den Erfolg, die den Reiz der Filme ausmachen. Und wer feiert nicht gerne einen Sieg mit seinem Team oder auch im wahren Leben? Dabei ist „Draft Day“ gar kein Film über Sportler, sondern die Menschen hinter den Kulissen. Doch der Film braucht nicht mehr als seine Darsteller und seine Dialoge, um zum Ende hin bei den Verhandlungen um die Spieler seine ganze aufgebaute Spannung zu entladen. Das Spektakel „Draft Day“ stellt dabei den Höhepunkt dar und sollte selbst desinteressierten Zuschauern die Faszination „American Football“ nahegebracht haben.

David: Wie der Wind sich hebt

Ein Abschied. Leise Motorengeräusche verstummen hinter einer Wolkendecke. Ein letzter Blick. Eine große Leidenschaft – Lebewohl. Hayao Miyazakis letzter Film spiegelt sein Leben sowie seine Liebe wider und ist ein bescheidener Ausklang. Eine leise Hoffnung klingt mit: So dass es auch andere beflügeln werde.

Laszlo: Dallas Buyers Club

Eigentlich wäre es wirklich langsam überflüssig, über die geniale Schauspielerleistung von Matthew McConaughey und Jared Leto zu schreiben, die diesen sehr guten Film von Jean-Marc Vallée zu einem großartigen macht, irgendwie war der Film natürlich auch darauf ausgelegt und tut man nicht der Story unrecht, außerdem hat er doch eh nur abgenommen, bla bla bla. Nein! Klar ist der Film gut, klar drückt er auf die Tränendrüse, aber über die schauspielerische Leistung der Darsteller muss man trotzdem immer wieder sagen: Sie ist so verdammt gut!!!

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