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Der WSM-Jahresrückblick 2015 #7 – Gute Prämisse, schlecht genutzt

Jakob: „The Final Girls“

Irgendwie scheint der Horrorfilm ein anfälliges Genre für Meta-Filme zu sein; vermutlich gibt es wenig Genres mit klarer definierten Regeln (oder Klischees). „The Final Girls“ verfolgt einen anderen Ansatz als „Scream“ (der seine Protagonisten in einer fiktiven Welt mit realen Horrorfilmen in Berührung kommen lässt) und „Cabin in the Woods“ (welcher sich eher auf visuelle und dramaturgische Muster bezog). Hier ist es eine Gruppe von Jugendlichen, die in einen fiktiven Horrorstreifen hineingeraten und sich alsdann mit Schwarz-Weiß-Welt oder plötzlicher Zeitlupe herumschlagen, über Titeleinblendungen stolpern und natürlich zugleich den Film, in dem sie gefangen sind, adäquat zu Ende bringen müssen. Das Ganze ist an die „Freitag der 13.“-Reihe angelehnt und klingt gerade für Freunde des Horror-Genres nach einer grandiosen Grundlage, zumal der Trailer unfassbar witzig aussah. Der Film hat, das muss man zugeben, extrem gute Momente, nämlich ebenjene, die genau den besprochenen postmodernen Ansatz verfolgen, krankt aber zum einen am PG-13-Rating, welches den Film zu glatt wirken lässt, zum zweiten an einer sehr forcierten Trauma-Verarbeitungs-Backstory, welche für eine Horrorkomödie schlicht zu viel dramatischen Raum einnimmt. Fantastische Idee, sehr gute Einzelmomente, alles in allem aber leider nur mäßig überzeugend umgesetzt.

© Marvel / Disney

© Marvel / Disney

Markus: „Ant-Man“

Ja, ich bin ein Marvel-Fanboy und mochte „Ant-Man“. Aber wenn ich bedenke, was da alles drin gewesen wäre, hätte man das Drehbuch nicht so rudimentär gestaltet und glattgebügelt, dann muss ich einfach sagen: Chance vertan. Kreative Differenzen mit Edgar Wright? Dass ich nicht lache. Die Marvel Studios hatten mit „Ant-Man“ nichts, aber wirklich überhaupt nichts zu verlieren und konnten eigentlich nur gewinnen. Und dann kommt so ein zahnloses Spektakel dabei heraus, mit einer Standard-Narration, einem ultrablassen Antagonisten, einem nur scheinbar ausdifferenzierten Anti-Helden, der natürlich überhaupt kein Gauner sein will, und der fälschlichen Annahme, dass Meta-Dialoge per se lustig sind. Schade drum, denn „Ant-Man“ wird so zu einer – gemessen am Potenzial – der größten Enttäuschungen des Kinojahres. Solides Entertainment bleibt’s trotzdem. Aber das kann und darf nicht der Anspruch eines Studios sein, das solch fantastische Filme wie beispielweise „Iron Man 3“ und „Captain America: The Winter Soldier / The Return of the First Avenger“ gedreht hat.

© Warner Bros.

© Warner Bros.

Laszlo: Definitiv „Pan“!

Gute Besetzung, gutes Budget, das Peter-Pan-Universum ist bekannt genug, aber noch nicht totgefranchised. Dazu noch die ziemlich gute Idee, die Vorgeschichte von Hook und Neverland zu erzählen und dann dieser geile Trailer! Und WIE mies dann die Umsetzung war, kann man eigentlich gar nicht in Worte fassen. Im Kino ist ein kleiner Teil meiner Kindheit gestorben und das werde ich nicht so schnell vergessen können. Ähnlich, aber längst nicht so schlimm verhält es sich auch bei „Black Mass“: Interessante Vorlage, sehr gute Ausstattung, ein Johnny Depp in Topform…aber das Drehbuch war völlig leer.

© Splendid Film

© Splendid Film

Torsten: „Maggie“

Arnold Schwarzenegger erfährt, dass seine Tochter Abigail Breslin von einem Zombie gebissen wurde und will die letzten Tage, die ihr noch bleiben, mit ihr verbringen, um Abschied zu nehmen. Er muss sie dabei vor den Autoritäten beschützen, die sie in Quarantäne bringen wollen. Super Konzept und mit Arnie auch noch ein unerwartetes Casting für so einen Film, aber leider schafft er es nicht, an die kreativen Zombie-Konzept-Filme wie etwa „Warm Bodies“ heranzukommen, weil er schlicht zu langweilig ist.

© 2015 Lucasfilm Ltd. / Disney

© 2015 Lucasfilm Ltd. / Disney

David D.: „Star Wars: Das Erwachen der Macht“

Ja, viele Fragen werden aufgeworfen und das ist auch großartig. Aber zum Teil schmeckt „Episode VII“ auch einfach nach teurer Fanfiction. Und das ist schade. Da hätte man mutiger beim Plot sein können. Und ich rede nicht von Jar Jar Binks als Supreme Leader…

© Universal Pictures

© Universal Pictures

Michael: Die Etablierung von Kevin Hart

Nach Eddie Murphy besticht wohl kaum ein anderer afroamerikanischer Komiker durch eine ähnliche Agilität und ein hohes Tempo. Doch dem wortgewandten und äußerst sympathischen Kevin Hart fehlen bisher die Filme, die ihn neben seinen weltweit erfolgreichen Bühnenprogrammen unvergesslich machen. „Der Knastcoach“ und „Die Trauzeugen-AG“ gehören zu den Comedy-Tiefpunkten 2015. Die Fortsetzung des Hits „Ride Along“ verspricht Besserung.

© 2014 Disney

© 2014 Disney

Frederic: „Baymax – Riesiges Robowabohu“

Ein Junge, der den tragischen Tod seines älteren Bruders mithilfe eines von ebenjenem Bruder erdachten Roboters überwinden muss? Ich bin dabei! Was? Da muss noch eine Superhelden-Story rein? Ich kotze. Ja, die Vorlage ist Marvel. Aber musste das unbedingt sein? Der Protagonist wirft seine Trauer in gefühlten zwei Minuten über Bord, der Rest ist Standardkost vom Band. Die Story ergibt teilweise keinen Sinn und die Charaktere bleiben eindimensional. Es fühlt sich an, als wären die ersten 20 Minuten von Pixar gemacht worden, woraufhin das Superhelden-Team von Marvel ins Studio stürmte, um das Ganze zu Ende zu führen. Viel Potenzial, das ungenutzt liegen bleibt.

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