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Am grünen Rand der Welt (2015) Review

© 20th Century Fox Home Entertainment

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„Am grünen Rand der Welt“ ist der neue Film des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, der mit seinem letzten eindrücklichen Werk „Die Jagd“ unter anderem für den besten nicht-englischsprachigen Film bei den Oscars nominiert war. Nun meldet sich der Filmemacher mit der Verfilmung eines Klassikers der britischen Literatur zurück. Dabei stellt das Projekt eine interessante Wahl für den Dänen dar, da man den Namen Thomas Vinterberg nicht hinter einer womöglich konventionellen Literaturverfilmung vermutet hätte.

Doch ähnlich wie in „Die Jagd“, bei dem ein Kindergärtner in den Verdacht gerät, ein Kind missbraucht zu haben, geht es dem Regisseur auch in „Am grünen Rand der Welt“ darum, fragile zwischenmenschliche Systeme zu zeigen. Der Film erzählt vor dem historischen Setting des viktorianischen Englands die auch heutzutage noch aktuelle und somit universelle Geschichte einer Frau, die ihre Selbstbestimmung in Bezug auf ihr Liebes- und Arbeitsleben einfordert. Die junge Bathsheba Everdene, gespielt von Carey Mulligan, zieht dabei drei Männer, die sich allesamt bemühen, ihr Herz zu erobern, in ihren Bann. Vor allem mit dem Farmer Gabriel Oak, dargestellt von Matthias Schoenaerts, verbindet sie eine enge Vertrautheit.

Der Film besticht von Beginn an durch seine eindrückliche Stimmung. Die gewählten ästhetischen Bilder sind einerseits optisch äußerst beeindruckend und zeigen andererseits das große Drama, das sich langsam entwickelt. Denn die von Bathsheba Everdene eingeforderte Selbstbestimmung fordert auch ihre Opfer und bleibt für manchen Beteiligten nicht folgenlos. Lange Zeit ist „Am grünen Rand der Welt“ womöglich einer der besten Filme des Jahres 2015. So sehr Thomas Vinterberg aber zumeist eine wunderbar anzuschauende, zurückgenommene Beobachtung gesellschaftlicher Zustände gelingt, die weit entfernt ist vom sentimentalen Kitsch einer Serie wie „Downtown Abbey“, so hat er die durchaus vorhandenen melodramatischen Momente um Verlangen, Leidenschaft und Trauer nicht vollends im Griff. Obwohl sich der Film zum Ende sogar mehr auf die Männer konzentriert, wirkt ihr Handeln nicht immer nachvollziehbar, auch weil die Hauptfigur selbst in den Hintergrund rückt. Aber in diesem immer noch starken Film ist vor allem Matthias Schoenaerts als Farmer Oak eine wunderbare Entdeckung. Durch seine ruhige, vereinnahmende Aura ist es eigentlich seine Geschichte, die uns am grünen Rand der Welt am meisten berührt. 8/10

Autor: Michael Schmidt

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