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Frances Ha (2013) Review

Frances (Greta Gerwig) ist alt. Nun ja, eigentlich ist Frances erst 27. Vielleicht sieht Frances auch einfach nur alt aus für ihr Alter. Auf jeden Fall lebt sie zu Beginn des Films zusammen mit ihrer besten Freundin Sophie (Mickey Sumner) in einer WG. Sophie hat einen festen Job, Frances macht immer noch eine Ausbildung zur Tänzerin bei einer Modern Dance Company. Wie das Leben dann eben so spielt, geschieht es, dass die beiden jungen Frauen irgendwie aneinander vorbeireden, sodass Frances das Angebot ihres Freundes ausschlägt, zu ihr zu ziehen und so dann auch gleich ihre Beziehung beendet, weil sie glaubt (oder eher hofft?), dass Sophie und sie ihren Mietvertrag verlängern würden, diese ihr jedoch offenbart, dass sie mit einer anderen Freundin in eine neue Wohnung ziehen möchte, deren Lage ihr eher zusagt. „Hast du deswegen mit ihm Schluss gemacht?“ „Ja! Nun ja… Nein, eigentlich nicht…“

Noah Baumbachs neuste Regiearbeit ist ein interessantes und berührendes Generationenporträt, in dem sich jeder junge Mensch irgendwie wiederfinden dürfte. Ein tragikomischer Film, der vor allem alle diejenigen ansprechen dürfte, die sich gerade ungefähr zwischen 20 und 30 befinden. Irgendwo zwischen Aufbruchstimmung, Träumen und Sehnsüchten, Rückschlägen, Ängsten und Resignation. Baumbach und seine wundervolle Hauptdarstellerin und Co-Autorin Greta Gerwig zeichnen ein verständnisvolles, ehrliches und bestechend klares Bild dieser Generation, die genau weiß, was sie will, aber keine Ahnung hat, wie sie dort hinkommen soll. Bis sie sich dann letztendlich doch nicht mehr so sicher ist, was sie denn tatsächlich will. In kunstvollen und aussagekräftigen schwarz-weiß-Bildern und untermalt von einem grandiosen Soundtrack (u.a. David Bowie, Paul McCartney und Titel aus Nouvelle Vague-Scores von Georges Delerue) vermittelt „Frances Ha“ eben primär ein Gefühl und eine Stimmung, so als ob es der Film geschafft habe, eine Generation und deren Gefühlslage auf Zelluloid zu bannen. Dass das alles niemals prätentiös, sondern immer wie aus dem echten Leben gegriffen und daher glaubwürdig erscheint, liegt zum Einen an den großartigen Darstellern, die angeführt von Gerwig allesamt überzeugen. Und zum Anderen an der fantastischen Regie, der herzerwärmenden und teils absurden Komik und vor allem an der Geschichte selbst.

Es läuft eben nicht immer alles nach Plan. Und es nicht alles Gold, was glänzt. Wie wahr und präzise Floskeln doch manchmal sein können. Nach 60 Minuten hatte ich das Gefühl, nie mehr den Saal verlassen zu können und zurück in die Realität zu gehen, aus Angst davor, mir würde es genau so ergehen wie Frances und ihren Freunden. Ein klares Ziel vor Augen, doch planlos umher streifend. Am Ende wurde mir dann bewusst: Mir geht es so wie Frances und ihren Freunden. Doch das ist überhaupt nicht schlimm. So steht der Titel des Filmes sinnbildlich dafür, dass man manchmal eben doch Kompromisse machen und sich arrangieren muss. Dass man aber immer noch genug man selbst sein sollte und sich nicht verbiegen darf zeigt Baumbach dann mit seinem versöhnlichen und einprägsamen Schlussbild. Und entlässt den Zuschauer mit einem Lächeln in die Realität. Frances hat ihren Platz gefunden oder vielleicht eher endlich ihren Weg dorthin. Sie ist erwachsen geworden und dabei trotzdem Frances geblieben. Und schlussendlich hat man dann das Gefühl, dass uns da scheinbar doch jemand verstanden hat, auch wenn uns das selbst vielleicht bisher noch nicht gelungen ist.

Autor: Markus Schu

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